Für Frauen mit PCOS ist der unerfüllte Kinderwunsch die wohl größte Belastung. Foto: imago/Westend61/gpointstudio

Es ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei Frauen und doch ist das PCO-Syndrom kaum bekannt. Warum Frauen vor allem seelisch darunter leiden und welche Langzeitfolgen drohen, erklärt die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Stuttgart - Bartwuchs, Akne von Gesicht bis Rücken und ein unregelmäßiger Menstruationszyklus: Schätzungsweise zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter dem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Damit ist es eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren.

Aber von vorne: Vom PCO-Syndrom spricht man, wenn verschiedene Kriterien erfüllt sind. Dazu zählen polyzystische Ovarien. Das ist eine bestimmte Anzahl an kleinen Eibläschen, die zum einem perlschnurartig aufgereiht sind und zudem eine bestimmte Größe haben. Kommt noch eine chronische Zyklusstörung und Ausbleiben des Eisprungs hinzu sowie zu viele männliche Hormone, ist die Diagnose recht klar. Nach neusten Erkenntnissen spielt ebenfalls eine Insulinresistenz eine Rolle bei PCOS. Auch Übergewicht ist häufig zu beobachten.

Vor allem äußerliche Veränderungen unangenehm

Wie es zu diesem hormonellen Ungleichgewicht mit allen Symptomen und Folgen kommt, ist noch nicht vollständig erforscht. Klar ist aber, dass rein theoretisch jede Frau daran erkranken kann. Auch eine Veranlagung wird vermutet. Die Frauen, die darunter leiden, bemerken jedenfalls zunächst eine für sie unangenehme Veränderung an ihrem Körper. Neben einer unregelmäßigen oder sogar ausbleibenden Periode sind für viele Frauen vor allem die äußerlichen Veränderungen ein Problem.

Viele leiden unter starker Akne, die sich von Gesicht über das Dekolleté bis zum Rücken ausbreiten kann. Auch die zunehmende, männliche Körperbehaarung im Gesicht, an Bauch oder Beinen, ist ein unangenehmes Symptom. Übergewicht oder Haarausfall können zusätzlich vorkommen. Besteht ein Kinderwunsch, so kann dieser durch PCOS erschwert oder sogar unerfüllt bleiben.

PCOS verursacht keine körperlichen Schmerzen, doch die betroffenen Frauen leiden bis zur Diagnose und auch danach oft seelisch unter den Symptomen und auch der Angst, keine Kinder bekommen zu können. PCOS kann zwar nicht geheilt, aber dennoch gut behandelt werden.

Zunächst erfragt der Gynäkologe die Krankheitsgeschichte der Patientin: Wie regelmäßig ist der Zyklus? Gab es eine Gewichtszunahme oder hat sich die Körperbehaarung verändert? Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt oder leidet sogar ein Angehöriger an PCOS? Bei einer Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke können mögliche Zysten diagnostiziert werden. Eine Hormonanalyse kann dann weitere Gewissheit bringen.

PCOS kann auch zu Langzeitfolgen führen

Besteht bei einer Frau kein Kinderwunsch, dann ist die einfachste Behandlung die mit Ovulationshemmern, also der Antibabypille. Durch sie können der Zyklus stabilisiert und die männlichen Hormone verringert werden. Gleichzeitig schützt die Pille auch die Eierstöcke, da sie ja quasi im Urlaubsmodus sind. Wenn Frauen die Pille wieder absetzten, muss man schauen, was passiert. Bei einigen reguliert sich der Zyklus wieder, bei anderen tritt PCOS erneut auf. Die Pille erhält ja nur den Status quo.

Hat eine Frau einen Kinderwunsch, so geht eine Behandlung mit der Pille natürlich nicht. Es kann aber durchaus die Produktivität der Eierstöcke medikamentös angeregt werden, um eine Schwangerschaft wahrscheinlicher zu machen. Grundsätzlich können aber auch Frauen mit PCOS Kinder bekommen.

Doch nicht nur kurzfristig kann PCOS zum Problem werden. Die Überflutung mit männlichen Hormonen kann zu einer Verdickung der äußeren Eierstockwand führen und dann ist ein Eisprung nicht mehr möglich. Eine weitere mögliche Langzeitfolge kann Osteoporose sein, da der Östrogenhaushalt nicht mehr stimmt. Aber auch unschöne Akne-Narben können entstehen und bleiben.

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