Martin Krin von der Fachgruppe Obstbau Esslingen freut sich über volle Apfelkisten. Die Obstbauern im Südwesten erwarten eine gute Erntesaison. Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin

Die Aussicht auf die diesjährige Apfelernte stimmt die Branche optimistisch. Erstmals gibt es in ausgewählten Supermärkten auch besondere Sorten von Streuobstwiesen zu kaufen.

Stuttgart - Der Ausblick auf die diesjährige Kernobstsaison stimmt Erzeuger und Vermarkter optimistisch. Die Indikatoren seien durchweg positiv so das Fazit der Vertreter der europäischen Obstwirtschaft bei ihrem Branchentreffen, der Prognosfruit. Am Bodensee, dem größten Obstanbaugebiet in Baden-Württemberg, hat die Ernte der so genannten frühen Sorten vor einer Woche begonnen. In circa zwei Wochen folgen nach Angaben der Marktgemeinschaft Bodenseeobst die Klassiker Elstar und Gala.

Deutschlandweit wird der Apfelertrag in diesem Jahr auf 950 000 Tonnen geschätzt. Rund ein Viertel davon, 242 000 Tonnen, werden rund um den Bodensee geerntet. Zwar liegen die erwarteten Mengen mit vier Prozent leicht hinter den Mengen vom Vorjahr. Die Ursache dafür seien frostige Nächte im Frühjahr. Dass die Indikatoren für die Saison dennoch als durchweg positiv eingeschätzt werden, liegt daran, dass Erzeuger und Vermarkter angesichts der trotzdem ausreichenden Menge mit auskömmlichen Preisniveau rechnen können. Dies sei nach den seit 2014 schwierigen Jahren Russlandembargo, Frostereignissen und folgender Überproduktion dringend notwendig, um der Branche Zuversicht zu geben.

Als dennoch ungewisser Einfluss wird neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie auch die gute Ernte in den Hausgärten und auf den Streuobstwiesen bewertet. Nach einer schwachen Ernte im Vorjahr hängen die Bäume zwar sehr voll. Fraglich sei allerdings, wie sie angesichts der Hygieneregeln verwertet werden kann.

Streuobstwiesen in höchster Gefahr

Auf eine neue Art der Verwertung setzt der Verein Streuobstparadies, der gegen den drohenden Verfall der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg kämpft. Auf seine Initiative hin sind in ausgewählten Supermärkten in der Region nun erstmals alte Apfelsorten von Streuobstwiesen erhältlich. „Wir wollen neue Absatzwege erschließen“, sagt Maria Schropp, die Geschäftsführerin des Vereins. Die Supermärkte zahlen den Erzeugern einen höheren Preis als Mostereien, wo Streuobst üblicherweise verwertet wird. Dadurch soll die Pflege der historisch bedeutsamen Landschaft attraktiver werden.

Der Bestand der Streuobstwiesen ist akut gefährdet. Bei der jüngsten Erhebung 2018 wurden 7,1 Millionen Bäume gezählt, 1965 waren es noch 18 Millionen. Gibt es keine Kehrtwende, ist im Jahr 2050 mit kaum noch nennenswerten Beständen in Baden-Württemberg zu rechnen, so die Forscher der Uni Hohenheim in ihrer Untersuchung.

Die Aktion sei gut, meint Egon Treyer von der Marktgemeinschaft Bodenseeobst. Konkurrenzfähig sei Streuobst aber nicht. Die Kunden verlangten nach optisch ansehnlicher Ware, die knackig und saftig sei, resistent gegen Krankheiten und lagerfähig.