Am 14. März bestimmen die Wähler in Baden-Württemberg die Zusammensetzung des neuen, 17. Landtags. In den jüngsten Umfragen lagen die Grünen knapp vor der CDU. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im Landtagswahlkreis Stuttgart I treten viele neue Gesichter an. Die Kandidatinnen und Kandidaten haben es schwer, sich angesichts der Einschränkungen durch die Coronakrise bekannt zu machen.

Stuttgart - Im Stuttgarter Wahlkreis I hat Muhterem Aras von den Grünen bei der Wahl 2016 das landesweit beste Ergebnis erzielt. Dennoch blieb sie hinter ihrem Ergebnis von 2011 knapp zurück. Zur Landtagswahl 2021 tritt die Landtagspräsidentin erneut an. Ihre hauptsächlichen Mitbewerber aus den etablierten Parteien sind alle neu im Rennen.

Muhterem Aras

Muhterem Aras (Grüne) wurde 1966 in Elmaağaç bei Bingöl (Anatolien/Türkei) geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie kam mit zwölf Jahren nach Deutschland, machte Mittlere Reife und Abitur und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hohenheim, 2000 eröffnete sie ihre eigene Steuerberaterkanzlei. Seit 1993 ist sie bei den Grünen, von 1999 bis 2011 war sie Stadträtin in Stuttgart, 2011 kam sie in den Landtag, 2016 wurde sie landesweite Stimmenkönigin, seitdem ist sie Landtagspräsidentin. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sieht sie als zentrale Zukunftsaufgabe, das Wahlalter will sie auf 16 Jahre senken.

Ruth Schagemann

Ruth Schagemann (CDU) wurde 1974 in Quito geboren. Sie wuchs dort und in Nepal auf, kam Mitte der 80er Jahre nach Deutschland und studierte in Braunschweig und Stuttgart Architektur. Mit ihrem Mann gründete sie ein Büro, wechselte dann zur Architektenkammer, wo sie seit 2013 die Stabsstelle für nationale und internationale Berufspolitik leitet. Seit 2015 ist sie Vorstandsmitglied im Dachverband der europäischen Architektenschaft. Anfang 2018 kam Schagemann zur CDU, sie ist im Westen im Bezirksbeirat. Stadtplanung und nachhaltige Mobilität sind ihre Themen. Sie will mehr bezahlbaren Wohnraum, aber auch Einfamilienhäuser.

Sascha Meßmer

Sascha Meßmer (SPD) 1980 in Villingen-Schwenningen zur Welt, er lebt seit 2013 mit seiner Frau in Stuttgart. Der Wirtschaftsförderer für den Landkreis Böblingen promovierte nach dem Studium von Politik und Verwaltungswissenschaften in Konstanz über den Einfluss von politischen Ereignissen auf die Erdölwirtschaft. Seit 1997 ist er in der SPD. Meßmer fordert mehr Unterstützung von Forschung und Entwicklung und von Unternehmensgründern, um den Wirtschaftsstandort zu stärken, der Mittelstand liege ihm am Herzen – und Sozialdemokraten müssten sich auch des Themas Umweltschutz annehmen, fordert er.

Johanna Molitor

Johanna Molitor (FDP) stammt aus Malsch, dort wurde sie 1988 geboren. Sie studierte Sozialwissenschaften an der Uni Stuttgart und Politikwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und schloss 2015 mit dem Master ab. Seit mehr als fünf Jahren arbeitet Molitor, die in Heumaden wohnt und in Sillenbuch im Bezirksbeirat sitzt, bei der FDP/DVP-Fraktion im Landtag als parlamentarische Beraterin. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit will sie auf Verbesserungen durch digitale Anwendungen legen, zum Beispiel beim Autoverkehr mit digitaler Steuerung. Informatik müsse Pflichtfach in allen weiterführenden Schulen werden.

Filippo Capezzone

Filippo Capezzone (Die Linke): Die Situation der Mieter in der Großstadt ist das Hauptthema des 1988 in Bad Tölz geborenen Filippo Capezzone. Er engagiert sich in den Stuttgarter Mieterinitiativen, fordert eine gesetzliche Mietobergrenze und das Senken überhöhter Mieten. Der Agrarwissenschaftler, stellvertretender Leiter des Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Land, ist stellvertretender Bezirksbeirat im Stuttgarter Osten. Er will von Betrieben, die Arbeitsplätze abbauen oder Standorte verlagern, eine Abgabe erheben. Mit dieser sollen Weiterbildungsmaßnahmen finanziert werden können. Zur Förderung des ÖPNV setzt er sich für eine Nahverkehrsabgabe ein.

Steffen Degler

Steffen Degler (AfD) gehört in seiner Heimatstadt Backnang dem Gemeinderat an. Er ist 1990 geboren, arbeitet als Taxifahrer und sieht die Gesellschaft als in viele Gruppen gepalten an. Dieser Entwicklung leisteten die Medien und die „Altparteien“ Vorschub. Degler, der im Backnanger Gemeinderat im Oktober 2020 durch seine Weigerung zum Maskentragen aneckte, hält die Corona-Einschränkungen für überzogen und erwartet eine Impfpflicht. Er sagt, jeder solle für sich selbst entscheiden, welches Risiko er tragen möchte. Die Grundschulzeit will er auf sieben Jahre verlängern. Dass der Klimawandel menschengemacht sei bezweifelt er.