Die Zahl der Menschen, die der Kirche den Rücken zukehren, ist gewachsen. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa/Ingo Wagner

Die Austritte aus der evangelischen und katholischen Landeskirche in Baden-Württemberg haben zugenommen. Besonders oft sind überraschenderweise die über 60-Jährigen ausgetreten.

Stuttgart/Karlsruhe/Freiburg - Der Mitgliederschwund in evangelischer und katholischer Kirche in Baden-Württemberg hat sich im vergangenen Jahr beschleunigt. Bistümer und Landeskirchen verloren 2019 insgesamt rund 120.000 Mitglieder, das ist ein Rückgang um fast 1,8 Prozent, wie die Kirchen am Freitag mitteilten. Einen hohen Anteil am Verlust haben die Austritte, die überall deutlich zunahmen.

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg bleibt mit knapp 1,96 Millionen Mitgliedern die größte Kirche im Südwesten. Die Austritte sind dort im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 24.109 gestiegen. Eine überraschende Beobachtung hat die württembergische Kirche bei den über 60-Jährigen gemacht: In dieser Gruppe ist die Zahl der Austritte um 50 Prozent gewachsen. Diese Entwicklung will die Kirche nun im Herbst mit einer Untersuchung zu den Austrittsgründen unter die Lupe nehmen, kündigte sie an.

Deutlich weniger Taufen

Das Erzbistum Freiburg schrumpfte um rund 34.000 Mitglieder auf 1,79 Millionen. Hier stieg die Zahl der Austritte um mehr als 23 Prozent auf knapp 22.300. Außerdem verzeichnete die Erzdiözese einen deutlichen Rückgang bei den Taufen von 13.157 (2018) auf 12.179 Menschen (minus 7,4 Prozent).

Der Mitgliederbestand in der Diözese Rottenburg ging von 1,82 auf 1,79 Millionen zurück. Auch hier wuchsen die Austrittszahlen um 25 Prozent an und erreichten mit 21.861 einen historischen Höchststand. Die Eintritte von 515 (Vorjahr: 665) konnten das bei weitem nicht wettmachen.

Knappe Mehrheit der Deutschen ist Landeskirchenmitglied

Glimpflicher kam die Evangelische Landeskirche in Baden davon: Bei ihr stiegen die Austritte nur um 13 Prozent auf 13.735. Sie hatte Ende vergangenen Jahres noch rund 1,1 Millionen Mitglieder, das ist ein Minus von 1,8 Prozent. Bei den Eintritten legte die badische Kirche um vier Prozent zu, ihre Zahl stieg auf 1.325.

Die bundesweite Statistik zeigt einen ähnlichen Trend wie der Südwesten: Rund 20,7 Millionen Menschen waren zum Stichtag 31. Dezember 2019 Mitglied in einer der 20 Landeskirchen der EKD. Das waren rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr (21,1 Millionen) und entspricht einem Bevölkerungsanteil von noch knapp 25 Prozent. Der katholischen Kirche gehörten 2019 22,6 Millionen Menschen in Deutschland an (2018: 23,0). Damit sind noch 52,1 Prozent der Deutschen Mitglied einer dieser beiden christlichen Konfessionen.