Die LBBW hat ihre Risikovorsorge gegenüber 2020 deutlich zurückgefahren. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

In Russland hat die Landesbank rund 90 Millionen Euro im Feuer. Warum sich Vorstandschef Neske für das laufende Jahr dennoch zuversichtlich zeigt.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat mit 817 Millionen Euro das beste Vorsteuerergebnis seit der Finanzkrise 2008 erzielt. Das Konzernergebnis nach Steuern fiel mit 418 Millionen Euro allerdings etwas niedriger aus als im Vorkrisenjahr 2019 (444 Millionen Euro). Im Vergleich zu 2020 hat die Bank ihren Nettogewinn mehr als verdoppelt, wozu neben höheren Erträgen auch ein deutlicher Rückgang der Risikovorsorge beitrug.

Nachdem die LBBW 2020 wegen der Coronakrise und eines Kredits an die Pleitefirma Wirecard gut 540 Millionen Euro in die Risikovorsorge gesteckt hatte, legte sie im vergangenen Jahr 240 Millionen Euro zurück. Vorstandschef Rainer Neske erklärte, er halte dies trotz des Ukraine-Kriegs für „eine gute Indikation für das Jahr 2022“. In Russland hat die LBBW netto – also nach Garantien und Absicherungsgeschäften – 90 Millionen Euro im Feuer. Zum Vergleich: Insgesamt beläuft sich die Summe der an Unternehmenskunden ausgereichten Kredite auf 90 Milliarden Euro.

Neske sieht die Folgen des Krieges für die Wirtschaft gelassen

Auch mit Blick auf die Folgen des Krieges für hiesige Unternehmen zeigte sich Neske gelassen. Zwar träfen der Anstieg der Energiepreise und der Ausfall von Lieferungen aus Russland und der Ukraine einzelne Firmen hart, aber der Konflikt werde „die Stabilität und Solvenz der Unternehmen in der Breite nicht beeinflussen“. Dies gelte auch für Versorger und andere Betriebe aus dem Energiesektor, der für zwölf Prozent der von der LBBW ausgereichten Unternehmenskredite steht und damit im Branchenmix mittlerweile vor dem Automobilsektor liegt.

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Auf das Unternehmenskundengeschäft entfiel knapp die Hälfte des Vorsteuergewinns. An zweiter Stelle lag das Geschäft mit der gewerblichen Immobilien- und Projektfinanzierung, das die LBBW mit der im Januar vereinbarten Übernahme der Berlin Hyp weiter ausbauen will. Bereits 2021 hatte die Landesbank das Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement für Firmenkunden der Sparkassen in Bayern und Teilen von Norddeutschland übernommen, was sich positiv auf das Ergebnis im Kapitalmarktgeschäft auswirkte.

Privatkunden zahlten in Summe 22 Millionen Euro an Minuszinsen

Schlechter läuft es im Privatkundengeschäft, für das die Tochter BW-Bank zuständig ist. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs zu Kontogebühren stellte das Institut zwölf Millionen Euro für Erstattungen an Kunden zurück. Die BW-Bank hatte nach dem Urteil Ende April die Gebühren für ihre verschiedenen Girokonto-Modelle vorübergehend auf das Niveau vor der letzten Preiserhöhung im Jahr 2019 zurückgesetzt, die Kunden dann aber um Zustimmung zum neuen Preismodell gebeten.

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Neben den Gebührenerstattungen belasten weiterhin die Null- und Minuszinsen das Privatkundengeschäft. Wie alle Geschäftsbanken muss auch die LBBW für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Negativzinsen zahlen, die sich im vergangenen Jahr auf 200 Millionen Euro beliefen. Davon entfallen 64 Millionen auf die BW-Bank. Zwar verlangt diese mittlerweile ihrerseits Minuszinsen von Privatkunden mit Guthaben in Höhe von mehr als 100 000 Euro, genannt „Verwahrentgelte“. Diese Entgelte von in Summe 22 Millionen Euro glichen die Belastungen allerdings nicht aus. „Die Mutter aller Probleme sind die Verwahrentgelte der EZB“, sagte Neske. Wenn die Notenbank die Minuszinsen abschaffen sollte, werde man sofort auch die Privatkunden entlasten.