Ajatollah Ali Chamenei hat in allen strategischen Belangen im Iran das letzte Wort. Nun mahnt der Religionsführer ein überlegtes Vorgehen gegen Israel an. Foto: Uncredited/Office of the Iranian Supreme Leader/AP/dpa

Israel feiert sich nach dem Vergeltungsschlag gegen den Iran. Und es gibt trotz anhaltender Kämpfe an allen Fronten Hoffnung für die Geiseln in der Hand der Hamas.

Tel Aviv/Doha/Teheran - Israel greift den Iran am Schabbat mit Hunderten Kampfflugzeugen an, die Schiiten-Miliz Hisbollah feuert aus Libanon Raketen Richtung Israel, und es gibt es Hoffnung für Geiseln in der Hand der Hamas. Das Wochenende im Nahen Osten: 

Irans Religionsführer mahnt überlegtes Handeln an

Ajatollah Ali Chamenei hat in allen strategischen Belangen im Iran das letzte Wort. Nun mahnt der Religionsführer ein überlegtes Vorgehen an. "Wie die Kraft und der Wille des iranischen Volkes dem zionistischen Regime (Israel) verdeutlicht werden sollen, müssen die Verantwortlichen entscheiden", sagte Chamenei (85) laut der Staatsagentur Irna in der Hauptstadt Teheran. Chameneis Worte fielen vergleichsweise moderat aus. Nach der Tötung iranischer Generäle oder führender Verbündeter hatte er noch Rache geschworen. 

Netanjahu: Angriff auf den Iran war "präzise und mächtig"

Der Angriff im Iran war nach Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu "präzise und mächtig". Er habe "alle seine Ziele erreicht", sagte der Regierungschef bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Herzlberg in Jerusalem für die Opfer des Hamas-Massakers am 7. Oktober vergangenen Jahres. 

 "Wir haben die Verteidigungsfähigkeit des Irans schwer beschädigt, ebenso wie ihre Fähigkeit, Raketen herzustellen, die gegen uns gerichtet sind." Er wandte sich an das iranische Volk: "Unser Kampf ist nicht gegen euch, sondern gegen das tyrannische Regime, das euch unterdrückt und die ganze Region bedroht."

US-Medien: Israel zerstört iranische Luftabwehr russischer Produktion 

Die israelische Luftwaffe hat nach Berichten des "Wall Street Journal" und der "New York Times" vor allem auf die Luftabwehr aus russischer Produktion in der Nacht zum Samstag gezielt. Unter Berufung auf einen israelischen Offiziellen zerstörten die Angreifer zahlreiche S-300 Flugabwehrraketensysteme. 

Die "NYT" schrieb von vier getroffen S-300 - eine auf einer Militärbasis in der Provinz Isfahan und drei am internationalen Teheraner Flughafen. Auch Abwehrsysteme nahe von Raffinerien und einem großen Gasfeld seien getroffen worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf iranische und israelische Quellen. 

Der Vergeltungsschlag war die Antwort auf eine iranische Attacke am 1. Oktober, bei der Israel mit rund 200 ballistischen Raketen beschossen worden war. 

Iran: Israelische Kampfjets nicht in den Luftraum eingedrungen

Bei dem Angriff sind nach Darstellung des iranischen Militärs israelische Kampfjets nicht in den eigenen Luftraum eingedrungen. Israels Luftwaffe habe vielmehr nahe der Grenze im Irak luftgestützte Langstreckenraketen abgefeuert, hieß es in einer Mitteilung des Generalstabs. Dabei seien etwa Radarstationen getroffen worden. Die Schäden seien "begrenzt und geringfügig" gewesen. Vier Soldaten seien getötet worden. 

Diplomaten wollen eine Waffenruhe im Gaza-Krieg aushandeln 

Nach Israels Vergeltungsschlag sollten in Katar Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg wieder aufgenommen werden. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant, es gebe jetzt Möglichkeiten, "die Spannungen in der Region auf diplomatischem Wege" abzubauen. Dazu gehöre ein Deal im Gaza-Krieg und eine Übereinkunft mit der Hisbollah im Libanon, die es Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze zu Israel ermögliche, in ihre Häuser zurückzukehren. Israel fordert die Freilassung der noch etwa 100 in Gaza festgehaltenen Geiseln, von denen viele nicht mehr am Leben sein dürften. 

Allerdings berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte, dass eine Einigung vor den US-Wahlen am 5. November unwahrscheinlich sei.

Israel Armee ging im Gazastreifen weiter gegen die islamistische Terrororganisation vor. Bei einem Angriff im Norden Gazas sollen örtlichen Berichten zufolge mindestens 30 Palästinenser getötet worden sein. Israels Militär äußerte sich zunächst nicht dazu. 

Bei Gefechten mit der Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon wurden vier weitere israelische Soldaten getötet. Auf einer Gedenkseite der Armee für die Gefallenen wurde deren Gesamtzahl seit Beginn des Krieges im Gazastreifen und im Libanon mit 769 angegeben.

Der aktuelle Konflikt zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah begann vor mehr als einem Jahr mit Raketenangriffen der Miliz zur Unterstützung der Hamas, gegen die Israel im Gazastreifen Krieg führt. Auslöser war das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und 250 Verschleppten.