Im zoologisch-botanischen Garten wachsen mehr als 8500 Pflanzenarten, darunter auch ganz besondere Exemplare – die auch an besonderen Orten wachsen.
Wer durch die Gewächshäuser der Wilhelma gleich am Haupteingang geht, findet unweit der Kakteen derzeit eine Kuriosität: Eine rotbraune Blüte, die direkt aus dem Stamm herausgekommen ist. Wie kommt es dazu? Die Pflanze stammt von der Baumartigen Pfeifenblume (Aristolochia arborea), die in den tropischen Regenwäldern in Südmexiko, Guatemala und El Salvador vorkommt. Sie hat da ihre Tricks entwickelt, um zu überleben.
Blüte lockt Pilzmücken an
Die Pfeifenblume wächst, wie die Botaniker der Wilhelma auf einem kleinen Hinweisschild aufklären, als kleiner Baum in den Wäldern Mittelamerikas. Und sie lüften auch gleich das Geheimnis, warum die Blüte so weit unten sitzt: Weil es im Regenwald wenig blütenbestäubende Insekten gibt, hat sich die Pflanze an die Bestäubung durch Pilzmücken angepasst. Und weil Pilze normalerweise auf dem Boden wachsen, hat die Pflanze ihre Blüten unten an die Stammbasis verlagert. Sie wachsen deshalb auch aus dem Erdboden, oft sogar in einer Entfernung zum Stamm.
Pflanze ist höchstwahrscheinlich in ihrer Art bedroht
Und noch trickreicher ist die Pflanze: Um ihre Bestäuber anzulocken, imitiert die Blüte den Geruch von Pilzen. Auch ihr kurioses Äußeres hat seinen besonderen Sinn: sie sieht aus wie ein kleiner Pilz mit weißem Stiel und rotbrauner purpurfarbener Kappe. Der Clou: Die Pilzmücken kriechen einfach in die Blüte, die wie ein Ständerpilz aussieht und nehmen dabei die Pollen mit, die sie ungewollt zur nächsten Blüte tragen. Experten zufolge sind bislang auf der Welt nur sieben Standorte der Pflanze bekannt, sie ist höchstwahrscheinlich in ihrer Art bedroht – auch durch den Rückgang der Regenwälder in Mittelamerika.