Beim Kunstkaufhaus in den Stuttgarter Wagenhallen haben am Wochenende rund 100 Designer und Hersteller kreative Geschenke und Krimskrams verkauft. Ein Besuch.
Sind alle Geschenke beisammen? Und bei der Auswahl mal richtig kreativ gewesen? Originell sogar? Hohe Ansprüche, schon klar. Leicht gemacht wurde dies am Wochenende im Kunstkaufhaus in den Wagenhallen. Eine Wunderkammer, in der man schon beim Eintritt von den Leuchtplaneten, riesigen Lichtobjekten, schier geblendet ist und in der an die hundert Designer, Start-ups und Kreative Ungewöhnliches anbieten. Fast immer erfährt man dazu eine besondere Geschichte, die den Einkauf noch reizvoller macht.
Aus Krawatten werden Ketten
Elke Pikkemaat hat was gegen das Wegwerfen. Krawatten zum Beispiel, die kaum ein Mann mehr trägt und unbenutzt in vielen Schränken hängen. Die Designerin aus Reutlingen verschlingt die herrlichen Seiden zu bunten Ketten. Aus Handschuhen macht sie Geldbörsen, aus Sakko-Ärmeln Pulswärmer, aus großen Landkarten, wie sie im Erdkundeunterricht in Schulen aufgehängt wurden, große Stehsäcke für Wäsche. Puppenköpfe werden zu Nadelkissen, die schöne Kaffeekanne, die auch kein Mensch mehr braucht, stellt sie auf Beinchen. Herrlicher Nippes für Liebhaber von originellem Krimskrams.
Mit „Artbebu“ signiert Bernd Burkhardt seine Artefakte, die eine besondere Geschichte haben: Es sind Porzellanpüppchen, die aus der ehemaligen Puppenmanufaktur Limbach in Thüringen stammen und die als Ausschussware einst vergraben wurden. Als viel später auf dem Gelände Kleingärten angelegt wurden, staunten die Besitzer nicht schlecht, als sie beim Umgraben neben Karotten und Kartoffeln Porzellanpüppchen aus der Erde holten. Burkhardt, ehemals Schulleiter in Ulm, setzt sie auf kleine Podeste aus altem Schiffsholz und schenkt den kleinen Figuren einen neuen Auftritt.
Für Babys gibt es Badetücher, für Erwachsene Leih-Kleidung
Schwelgen kann man in Schmuck. Das Leben sei zu kurz, um langweiligen Schmuck zu tragen, heißt die Devise der Pforzheimer Goldschmiedin Sofia Mohr, die ihren Ringen mit einem 3-D-Stift eine ganz ungewöhnliche Struktur gibt. Die gute alte Strickliesel verwendet Claudia Haigis-Lange aus Esslingen, um aus Silber- oder Edelstahldraht Ketten zu stricken. Diese Technik kannten schon die alten Römer, erläutert die Schmuckdesignerin. In das Geflecht gesetzte Perlen oder Edelsteine wie Korallen verleihen dem Geschmeide noch mehr Glamour.
Nützliches ist eigentlich unterm Weihnachtsbaum tabu. Aber mit den Textilien aus Frottee, die Eric Winkler von der Firma acawi – benannt nach der Inhaberin Angelika Kelle-Winkler – vor allem für Babys anbietet, kann man alle Eltern begeistern: Lätzchen, Badetücher mit Kapuze, die mit einem Tiermotiv geschmückt sind, und Waschlappen, die tierisch das Maul aufsperren und Baby vom ungeliebten Vorgang des Waschens ablenken.
Textilien gibt es natürlich auch für Erwachsene. Denn Carina Breisch, Leo Fritz und Teresa Richter, die in Stuttgart Mode aus zweiter Hand anbieten, haben sich hier zum ersten Mal präsentiert. Junge Leute, sagt Carina Breisch, haben keine Vorbehalte und finden es gut, wenn Kleidung nicht einfach entsorgt wird sondern zum Schnäppchenpreis neue Besitzer findet. In der Kleiderei an der Rotebühlstraße in Stuttgart könne man sogar Kleidung leihen.
Neben Chutneys und Tees gibt es auch Schokoladen-Sekt
So viel Verlockendes: Taschen, Papeterie, Kerzen in raffinierten Formen oder Keramik, die aussieht wie Garnrollen. Dank einer speziellen Herstellung mit Negativformen, wie die Keramikerin Lena Andres erklärt.
Auch leibliche Genüsse kommen nicht zu kurz, im Angebot sind Chutneys, Tees, Schnäpse. Aber den Clou präsentiert Esther Pfaff: „Chocolate in an Bottle“. Ein Sekt aus Chardonnay, hergestellt nach Art des Champagners, der im Abgang unverkennbar nach Schokolade schmeckt, weil dem Wein beim Vergären auf der Hefe Kakaobohnen zugesetzt worden waren und in der Dosage obendrein eine Haselnuss-Essenz enthalten ist. Na, wenn das keine originellen Geschenke sind! Der Korken kann knallen.