Andreas Scholz: „Lindenhofpark am Bodensee“ Foto: Kunsthaus Frölich

Früher neuwild, heute harmonisch: Das Kunsthaus Frölich zeigt Gemälde von Andreas Scholz.

Stuttgart - Die Leinwände liegen am Boden, er selbst hockt davor im Gras. Andreas Scholz ist es ernst damit, in der Natur zu malen. Diese Arbeitsweise merkt man auch den grünsatten Landschaften an, die der Maler jetzt im Kunsthaus Frölich präsentiert. Ob Gebirgspanorama, morgenstiller See oder schroffromantisches Flusstal – immer wieder zwingen die Gemälde ihr Gegenüber in eine relativ niedrige Blickhaltung. „Die Froschperspektive“, sagt Scholz, „macht die Umgebung opulenter, verstärkt ihre sinnliche Kraft.“ Keine Frage, man kann sich wohlfühlen in dieser Malerei mit ihren haushohen Uraltbäumen und den Wiesen, wo aus Licht- und Schattenzonen ein atmosphärisches Wechselspiel entsteht. Doch ist ein solcher Ansatz nach den konzeptuellen Kategorien der Gegenwartskunst nicht etwas zu gefällig?

Die schlechtesten Bilder der Welt

Öfter schon hatte der 65-Jährige mit diesem Vorwurf zu kämpfen. Nicht ohne Grund war es eine holländische Galerie, die zum ersten Mal seine Landschaften zeigte. „In Deutschland“, so Scholz, „weckte Naturmalerei bis in die frühen 90er Jahre Assoziationen an Blut-und-Boden-Kunst.“ Er habe trotzdem sehr bewusst den vermeintlich konservativen Weg eingeschlagen. Das resultiere nicht zuletzt aus den eigenen Anfängen im Umfeld der neuwilden Gruppe Mülheimer Freiheit, die ihn in den 80ern beeinflusste. „Der Anspruch war, die schlechtesten Bilder der Welt zu malen“, blickt der Künstler zurück. Anfangs begeisterte ihn die Punk-Attitüde, schließlich aber vermisste er etwas Entscheidendes: ästhetische Harmonie. Scholz besann sich auf die Natur, ihre atmende Weite. „Ich bin schon immer gern draußen gewesen. Dort wollte ich auch arbeiten.“ Statt im urbanen Köln lebt er heute unweit des Bodensees, an dessen Ufern er häufig malt.

Künstlerische Orientierung dagegen geben ihm die Künstler der Schule von Barbizon. Ihre Frischluftmalerei hat den unverklärten Blick auf die Landschaft historisch etabliert. Auch Scholz malt konzentriert und kühl, aber stimmungssensibel.

Auch in Frankreich begehrt

Mittlerweile hat sich seine Rückkehr zur Tradition gut im Mittelklassesegment des Kunstmarkts positioniert. 7800 Euro kostet bei Frölich etwa die imposante Vedute einer Parkallee. Begünstigt wurde der Erfolg durch den Realismushype, den die Neue Leipziger Schule auslöste. „Neo Rauch hat international viel für die figürliche Malerei getan.“ Scholz’ Bilder finden nicht nur hierzulande, sondern auch in Frankreich ihre Käufer. Starautor Michel Houellebecq ließ sich von dem Deutschen eine Edition mit Kurztexten illustrieren. Sein Standbein links des Rheins hilft Andreas Scholz nicht zuletzt durch die Pandemie. „Eine meiner beiden französischen Galerien ist eine reine Internet-Kunsthandlung. Dort verkaufe ich gerade deutlich mehr als früher.“

Bis 20. Februar. Oswald-Hesse-Str. 98. Mo–Fr 9.30–18, Mi, Sa –13 Uhr.