Weniger Besucher als sonst schauten sich die Ausstellung in der Alten Kelter an. Foto: Hartung

Die 16. Triennale Kleinplastik in Fellbach ist nur noch an diesem Wochenende zu besichtigen. Das Besucherinteresse bleibt allerdings deutlich hinter dem früherer Jahre zurück.

Alle drei Jahre wird Fellbach zum Schauplatz hochkarätiger internationaler zeitgenössischer Kunst, und zwar speziell im Bereich der kleinen Plastik. Nun gibt’s den Endspurt für die mittlerweile 16. Triennale Kleinplastik in der Alten Kelter – an diesem Samstag um 11 Uhr mit der Abschlussfeier und der feierlichen Verleihung des Triennale-Preises.

Tags drauf, am Sonntag, offeriert das Kulturamt dann bei freiem Eintritt nochmals einen Tag der offenen Tür. Im Anschluss ist dann auch die Zeit vorbei, wo man als Zeitungsreporter den immer noch nicht auswendig gelernten, doppeldeutig treffenden wie sperrigen Triennale-Titel nachschauen musste: „Habitate. Über_Lebensräume“.

Spaziergänge durch 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche

Die Alte Kelter mit ihren Ausmaßen von 100 auf 30 Meter bot einmal mehr genügend Platz für die von der aus Fellbach stammenden Kuratorin Claudia Emmert und ihrer Co-Kuratorin, Ina Neddermeyer, angedachten ausgiebigen Spaziergänge unter den Fachwerkbalken.

Nach rund vier Monaten – genau 137 Tagen, wie die altmodische Zählung per Papierkalender ergibt – neigt sich die Triennale dem Ende entgegen. „Post-Corona, Kriege, Künstliche Intelligenz, Klimawandel und Wirtschaftskrisen sind nur einige der Einflüsse, die die Rahmenbedingungen dieser Triennale prägten“, so der Rückblick des Fellbacher Kulturamts.

35 Kunstschaffende und zehn Künstlerkollektive setzten sich in den vier Monaten mit der Frage auseinander, wie die Welt, ihre Lebensräume und das Miteinander in Zukunft aussehen könnten. „Das Publikum nahm diese Impulse intensiv auf“, so das Urteil von Kulturamtsleiterin Maja Heidenreich.

Auch Institutionen beteiligten sich rege – mehr als 20 Schulklassen, acht Universitätsgruppen, Kirchengemeinden, das Kuratorium der Kunststiftung Baden-Württemberg, die Akademie Schloss Solitude, das Kunstmuseum Stuttgart, das Institut für Auslandsbeziehungen sowie zahlreiche Vereine nahmen an Gruppenführungen teil. Hinzu kamen 60 öffentliche und 40 privat gebuchte Führungen.

Wie brisant und zugleich nah an der Realität die Themen waren, verdeutlichte auch die Lesung aus Burkhard Spinnens Roman „Erdrutsch“. Dieser erzählte von einem Bergsturz in den Schweizer Alpen – nur wenige Wochen, nachdem das Dorf Blatten tatsächlich von einem Gletscherabgang verschüttet wurde. Die Realität holte die Ausstellung auf beklemmende Weise ein.

Ein Blick in die emotionalen Gästebucheinträge bestätigt, wie sehr die Ausstellung Menschen bewegt hat. Emmerts persönliche Leidenschaft für das Thema war zudem spürbar: Mehr als zehn Führungen leitete sie selbst und kehrte dafür regelmäßig in die Kappelbergstadt zurück, in der sie einst aufgewachsen und später auch Leiterin der Galerie der Stadt war.

Das Konzept der Kuratorinnen Emmert und Neddemeyer ist aufgegangen, so jedenfalls die Einschätzung Heidenreichs: „Mehr als 7000 Besucher, 200 verkaufte Kataloge und 70 Triennale-Weine dokumentieren das Interesse. Fazit: „Die Triennale stieß auf ein durchgehend großes Echo.“

Mehr als 7000 Besucher in vier Monaten

Doch auch wenn es nicht explizit formuliert wird, so dürfte eine gewisse Ernüchterung im Rathaus kaum zu verhehlen sein. Denn mit gut 7000 Triennale-Interessenten – zu denen am Wochenende vielleicht noch einige Hundert hinzukommen könnten – liegt man deutlich hinter der Attraktivität früherer Kleinplastikschauen zurück.

Bei der 15. Triennale vor drei Jahren waren es 9500 Besucher (an 122 Tagen); 2019 wurden 12 000 Gäste gezählt, im Jahr 2013 hatten sogar 15 000 Besucher den Weg zur Kunstschau im Prachtgebäude am Fuße des Kappelbergs gefunden. So muss man wohl konstatieren: So wenige Interessenten wie dieses Jahr waren es noch selten.