Eines der Bilder von Klaus Heuser aus dem Zyklus „Nürnberger Straße“, die ab 5. Dezember in der Retrospektive bei Marko Schacher zu sehen sind. Foto: Schacher

Am 12. Dezember wäre der Cannstatter Klaus Heuser 80 Jahre alt geworden. Eine Retrospektive erinnert an den 2017 verstorbenen Künstler in der Galerie Schacher.

Bad Cannstatt - Am 12. Dezember 2020 wäre Klaus Heuser 80 Jahre alt geworden. Einer, der den Cannstatter Künstler in seinem Schaffen auch begleitet hat, ist Marko Schacher. Er zeigt ab dem 5. Dezember in seiner Galerie in der Breitscheidstraße eine Retrospektive und erinnert an den besonderen Cannstatter, der unter anderem den Zyklus „Nürnberger Straße“ schuf. Mit seinem „Zyklus Nürnberger Straße“ hat Heuser nach seinen bunten, reizüberflutenden „Tra Ra Art“-Collagen ein neues, ruhigeres Kapitel in seinem umfangreichen Schaffen eingeläutet, weiß der Galerist. Das Grundmaterial für den Zyklus besteht aus dicken Schichten von Plakaten, die der Künstler zufällig bei sich um die Ecke, in Bad Cannstatt in der gleichnamigen Straße gefunden hat.

Schwarze Typografie-Fetzen, zerfledderte weiß-grau-bläuliche Plakat-Zwischenschichten und ausgeschnittene Abbildungen aus Zeitungen und Zeitschriften vereinen sich zu poetischen Landschaften und Meeresansichten. „Mit seinem „Zyklus Nürnberger Straße“ rettet er 2012 die Faszination für die Poesie des Zufalls ins neue Jahrtausend“, sagt Schacher.

Heuser ist am 12. Dezember 1940 in Pforzheim geboren worden und am 9. Februar 2017 in Stuttgart gestorben. Er hat an der Kunstakademie Stuttgart und im französischen Perpignan studiert. Außerdem hatte er ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Heuser nahm an zahlreichen Gruppen- und Einzel-Ausstellungen ab 1970 bundesweit und international Teil. Seine Werke gezeigt hat er aber auch in Bad Cannstatt, etwa in der Galerie von Kolczynski (1975, 1977) und der Galerie Keim (1993). Er war Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg, im Verband Bildender Künstlerinnen und Künstler Baden-Württemberg und im Württembergischen Kunstverein Stuttgart. Die Retrospektive „Mehrschichtig“ in der Galerie Schacher vereint ab dem 5. Dezember erstmals Arbeiten aus fünf Jahrzehnten und zeigt dessen vielschichtiges Œuvre – buchstäblich.

Der Kurator Marko Schacher, kannte den Künstler gut und ist bis heute von dessen Kunstschaffen beeindruckt: „Wer jemals in Klaus Heusers Cannstatter Atelier war, wird die vielfachen Eindrücke nie vergessen. Ausgeschnittene Bilder, Models und Zitate, Plakatabrisse, Werbe-Flyer, Fundstücke und Verpackungen verschmelzen mit der Inneneinrichtung zu einem kreativen Konglomerat.“ Die Trennung zwischen kunstwürdigen und kunstunwürdigen Materialien gab es bei dem 2017 verstorbenen Künstler nicht. Alles schien gleich wichtig zu sein oder auch gleich unwichtig.

Von der Öffentlichkeit vergessen, teils auch noch nie gezeigt sind Heusers buntfarbene Pop-Art-Gemälde der 1970er Jahre, die es locker mit Uwe Lausen aufnehmen können, weiß Schacher.. Mitte der 1980er Jahre entstehen Frottagen, stille Spuren der Vergangenheit, und Collagen. Mit seinen Sandbildern der 1990er Jahre verband Heuser malerische Finesse und Materialästhetik zu einer beeindruckenden sinnlichen Qualität, weiß der Galerist. Mit seiner „Tra Ra Art“ habe Heuser in den 1990er Jahren den aufgeblasenen Kunstbetrieb kritisiert. Von Warhol übernahm er die Maxime „Anything Goes“. Claudia Schiffer, Victoria Beckham und George W. Bush werden mit Botticellis „Venus“ und Michelangelos „David“ kombiniert. Alice, die Werbe-Ikone des gleichnamigen DSL-Anbieters, versetzte sowohl eine antike Kämpfer-Statue wie auch Bruce Naumanns Neonfiguren in eine sichtlich vorfreudige Entzückung, so Schacher. Ergänzend sind im Projektraum Collagen und collagenhafte Werke unter anderem von Marta Colombo, Bernhard Herzig, Zoe Urgessa, Peter Franck, Peintre X und Thomas Putze zu sehen. Zum ArtVents-Wochenende 19./20. Dezember unter dem Motto „Art, aber fair“ lädt Schacher Last-Minute-Weihnachtsshopper.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.heuser-klaus.de und zur Retrospektive unter www.galerie-schacher.de.