Die junge Geigerin Annika Julia Altmeyer entführt ihr Publikum zu einer biografischen Reise durch die Stadt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stadtspaziergänge plus Geigen-Intermezzo, mit Monika Hirschle am Feuersee in Anekdoten eintauchen oder im Garten des Komponisten Jan Kopp seine neusten Werke hören: Das bietet ein neue Format der Kulturgemeinschaft.

Stuttgart -

Die Kulturgemeinschaft, wegen ihres Abosystems für Theater, Oper, Kunst und Kultur, in der Stadt geschätzt, wartet mit einer neuen Idee auf: Sie bietet vom 17. August bis zum 29. September die Veranstaltungsreihe „Kultur trotz und nach Corona 2021 — Zukunftsträume“ im Freien an. Und selten war Kunst so preiswert. Dank der finanziellen Unterstützung der Wüstenrot-Stiftung bezahlen Mitglieder pro Veranstaltung fünf Euro, Nichtmitglieder zehn. Damit will die Kulturgemeinschaft nicht freiberuflich arbeitenden Kulturschaffende in der Pandemie eine Bühne geben. Die Idee der „Zukunftsträume“ zielt ins Herz der Stuttgarter, die laut Vorstandsmitglied Ulrike Hermann wie nach einer langen Fastenkur nach Kunst und Kultur hungrig nach Kunst und Kultur seien: „Die Menschen wissen nach der langen Zeit der Entbehrung das Musische wieder viel mehr zu schätzen.“

Hungrig nach Kunst

Die junge Geigerin Annika Julia Altmeyer (27) drückt diese neue Kunstversessenheit nach ihren ersten Post-Lockdown-Erfahrungen so aus: „Es herrscht eine große Vibration beim Publikum, eine erwartungsfrohe Haltung.“ Dazu passt auch der Titel ihres Beitrags zur Veranstaltungsreihe: „Musik ist Hoffnung.“ Altmeyer will und darf, wie alle anderen Künstler auch, ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken. Ulrike Hermann machte keinem eine Vorgabe, sondern gab allen Künstlern unendlich Raum, sich zu verwirklichen. Die Grenze bildet lediglich die Stadt ab. Vom der Halbhöhe bis hinunter in den Talkessel. So führt zum Beispiel Altmeyer ihr Publikum mit Musik als Ostinato durch Hell und Dunkel von der Jugendherberge über den Fruchtkasten zum Bahnhof. „Es ist ein roter Faden meiner Biografie, der mit dem Faden der Musik verwoben wird“, sagt sie über den Spaziergang am Dienstag (17. August, 19 Uhr), der Bach, Poesie und Prosa bietet.

Malerei, Flamenco, Schauspielkunst

Wie Annika Julia Altmeyer wollen auch die anderen Kulturschaffenden bei den Spaziergängen, Vorträgen und Darbietungen aus der Summe aller Teile ein großes Ganzes machen. Sie geben Einblicke in ihre Kunst, ihre aktuelle Situation, ihren Lebenslauf und ihre Zukunftsträume. So lädt etwa der Stuttgarter Komponist und Publizist Jan Kopp lädt am 17. August um 10 Uhr in den Garten bei seiner Wohnung und spricht über verschiedene Formen des Umgangs mit Musik, fragt nach ihrer Widerstandsfähigkeit und entwickelt die Idee einer krisenfesten musikalischen Praxis. Im Anschluss stellt er einige Kompositionen vor, die er in den letzten Monaten schuf.

Mit Monika Hirschle am Feuersee

An den Feuersee führt dagegen die Schauspielerin und Autorin Monika Hirschle am 21. August um 16 Uhr ihr Publikum. Sie beginnt mit einer kleinen historischen Einführung um die dortige Johanneskirche und teilt ihre persönlichen Erinnerungen an das Feuersee-Kino und seine Umwandlung zum Theater im Westen, an dem sie von Beginn an dabei war. Einzigartig ist auch ein Spaziergang der dem Takt des Flamenco folgt. Die Tänzerin Catarina Mora zeigt am 17. September um 17 Uhr neben Hintergründen und Wissenswertem zum Tanz auch Ausschnitte aus ihren Bühnenprogrammen.

Ebenso mit dabei sind die Schauspieler Andreas Klaue und Jörg Pauly, der Maler Bastian Börsig oder der Stuttgarter Konzertgitarrist Jonas Khalil. Zu allen Veranstaltungen sind bis zu 25 Teilnehmer zugelassen. Eine Anmeldemöglichkeit, weitere Termine und Informationen gibt es unter www.kulturgemeinschaft.de oder der Rufnummer 0711/224 77 20.