Im Lockdown sind viele Menschen daheim – ergo weniger potenzielle Opfer für Diebe. Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Coronakrise hat nicht nur Menschen in ehrlichen Berufen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch Diebe und Einbrecher mussten sich umstellen. Denn ihre auserkorenen Opfer sind wegen der Pandemie zu Hause – und vorsichtig.

Stuttgart - Die Coronakrise hat auch Einbrechern und Dieben im Südwesten das Leben schwerer gemacht. Die Zahl ihrer registrierten Beutezüge ist im vergangenen Jahr weiter drastisch gesunken. Die Polizei registrierte nach Angaben des Innenministeriums 15 Prozent oder 24 000 weniger Diebstähle im Vergleich zum Vorjahr. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl in Baden-Württemberg somit um mehr als 77.000 Fälle gesunken. Details werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik präsentiert.

Zumindest in Zeiten der Pandemie ist der Trend weniger überraschend: Geschäfte sind seit Monaten geschlossen, es herrscht kaum Betrieb auf den Bahnhöfen, Volksfeste und Weihnachtsmärkte sind fast komplett ausgefallen. „Vor allem beim Taschendiebstahl haben sich die Tatgelegenheitsstrukturen verändert, denn der Mindestabstand macht es den Dieben deutlich schwerer“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) im Vorfeld der Veröffentlichung der offiziellen Zahlen.

Auch Einbrecher hatten es im vergangenen Jahr deutlich schwerer. Wegen des Lockdowns und anderer Einschränkungen durch die Pandemie sank die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr und im Vergleich zu 2019 von 6418 auf 4696, das entspricht einem Rückgang um knapp 27 Prozent und dem geringsten Wert seit 50 Jahren, wie aus den Zahlen des Landesinnenministeriums in Stuttgart hervorgeht.

Auch Corona verhindert Beutezüge

Strobl sieht den Grund im Rückgang bei den Einbrüchen in der verstärkten Arbeit der Polizei in diesem Bereich und dem Kampf gegen die bandenmäßig organisierte Kriminalität. Allerdings würden Einbrecher auch durch coronabedingte Einschränkungen an Beutezügen gehindert, hatte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Ende des vergangenen Jahres mit Blick auf die ersten Schätzungen gesagt. Viele Menschen arbeiteten im Homeoffice und gingen seltener aus. Auch der sonst übliche Anstieg zur sogenannten dunklen Jahreszeit im Spätherbst und Winter sei im vergangenen Jahr wegen des Lockdowns ausgeblieben.

Dagegen hat die Coronapandemie Betrugsdelikte im Südwesten verstärkt. Täter nutzten die Pandemielage für kriminelle Zwecke aus, hatte das Innenministerium zuletzt mitgeteilt. Mit sogenannten Enkeltricks spielten Kriminelle etwa eine Infektion mit dem Coronavirus vor, um Geld zu erhalten. Mit der Kriminalstatistik im Frühjahr liefert das Innenministerium alljährlich einen genauen Überblick über die Entwicklungen.