Diebstahl, Drogen, Einbrüche und Vergewaltigung: Die Kriminalstatistik von Gerlingen zeigt, dass die Polizei auch hier viel zu tun hat. Dennoch liegt die Stadt unter dem Landesschnitt.
Dass in Gerlingen die Kriminalitätsbelastung seit Jahren vergleichsweise niedrig ist, zeigt am besten die sogenannte Häufigkeitszahl (HZ) der aktuellen Polizeilichen Kriminalitätsstatistik: Mit 3671 errechneten Fällen pro 100 000 Einwohner im Jahr 2024 liegt die Strohgäustadt weiterhin deutlich unter dem baden-württembergischen Durchschnitt von 5180 Fällen und auch unter dem Schnitt im Landkreis Ludwigsburg (4452).
Dass in Gerlingen der Pfeil mit einem Plus von 109 auf insgesamt 726 Fälle im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr nach oben zeigt, erklärt Revierleiterin Martina Stahl im Gemeinderat vor allem mit statistischen Verschiebungen, sich die unter anderem aufgrund von Erfassungsrückständen bei der Aufarbeitung von Fällen ergeben. „Es gibt kein Grund zur Besorgnis“, betont die Polizeioberrätin. Tatsächlich lag 2022 die Zahl der Straftaten mit 765 höher als 2024.
So musste die Polizei in Gerlingen 2024 keine Straftat gegen das Leben registrieren. Die Straftaten gegen die sogenannte sexuelle Selbstbestimmung zogen mit 21 Fällen (2023 noch 12 Fälle) hingegen vergleichsweise kräftig an. „Wir haben darunter zwei Vergewaltigungsdelikte, die sich aber nicht 2024 ereignet haben, sondern nachträglich angezeigt wurden“, so Stahl. Den größten Teil in diesem Deliktbereich bilden demnach die verbotene Verbreitung pornografischer Schriften und Bilder, wozu auch Nachrichten dazugehören, die über das Mobiltelefon versendet werden.
Eine Zunahme um 49 Fälle verzeichnet die Polizei in Gerlingen bei den Rohheitsdelikten (Körperverletzung, Raub). Waren es 2023 noch 114 solcher Straftaten, musste die Polizei im vergangenen Jahr 163 derartiger Fälle registrieren. Weiterhin hoch, aber kaum verändert hat sich die Zahl der Diebstähle, zu denen auch Wohnungseinbrüche gehören: 197 Fälle zählte die Polizei hier 2024. Während die Ladendiebstähle zurückgingen, sei jedoch eine Häufung von Diebstählen in Pflegeeinrichtungen auffällig gewesen, so die Polizei.
Der allgemeine Rückgang der Rauschgiftkriminalität ist vor allem der Legalisierung des Cannabiskonsums in 2024 geschuldet. Weitere Kennzahlen für Gerlingen: Gewaltkriminalität plus acht Fälle (jetzt 31). Straßenkriminalität plus 24 Fälle (jetzt 120), Vermögens- und Fälschungsdelikte verzeichnen einen Zuwachs von 45 Fällen (jetzt 115). Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging leicht zurück.
Von 337 Tatverdächtigen, die die Polizei in Gerlingen im vergangenen Jahr ermittelt hat, hatten 144 nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, 80 Prozent waren Erwachsene.
Stadtrat Björn Maier (Grüne) kritisierte anlässlich der Vorstellung der aktuellen Kriminalstatistik insbesondere die Aussagekraft der Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger: „Das könnten Geflüchtete sein, EU-Bürger, Touristen oder Menschen, die hier geboren, aber nicht eingebürgert wurden,“ so der Stadtrat. Die Kategorie sei daher statistisch willkürlich. Zudem würden nichtdeutsche Personen überdurchschnittlich häufig kontrolliert. „Das nennt man in der Empirie Kontrollverzerrung“, so Maier.