Oberst André Wüstner, Chef des Deutschen Bundeswehrverbandes 2017 noch als Oberstleutnant. Der Panzergrenadier und Einzelkämpfer warnt, die Abgabe von Kampfpanzern an die Ukraine schwäche die Bundeswehr. Foto: dpa/Michael Kappeler

Weil die deutsche Rüstungsindustrie erst zum Ende des Jahres Kampfpanzer für die Ukraine liefern kann, müssen die von der Bundesregierung der Ukraine versprochenen erst einmal aus der Bundeswehr kommen. In der hat man die Anzahl der Panzerbataillone von 68 auf fünf in den vergangenen 31 Jahren reduziert.

Vollmundig hatte die deutsche Rüstungsindustrie das ganze Jahr 2022 über verkündet, sie könne binnen Wochen Kampf- und Schützenpanzer in die Ukraine liefern. Von 100 Schützenpanzern Marder war die Rede, von 88 Kampfpanzern des Typs Leopard 1. Ein Versprechen, dass die Industrie offenbar nicht halten kann: Die von der Bundesregierung zugesagten 40 Schützenpanzer Marder waren eigentlich für Griechenland vorgesehen, das seine BMP-Schützenpanzer an die Ukraine abgab. Bei den Kampfpanzern Leopard 2 wollte die Industrie 29 Stück abgeben, die die Slowakei und Tschechien erhalten sollen. Firmeneigene Panzer seien erst zum Jahresende lieferbar.

Die deutschen Panzer für die Ukraine

Deshalb werden die 14 Panzer, die die Bundesregierung der Ukraine übergeben will, von der Bundeswehr kommen. Die verfügt derzeit über vier deutsche und ein deutsch-niederländisches Panzerbataillon mit insgesamt 220 Kampfpanzern verschiedener Typen Leopard 2. Diese sind in Munster und Lohheide (Niedersachsen), Augustdorf (Nordrhein-Westfalen), Hardheim (Baden-Württemberg) sowie Bad Frankenhausen (Thüringen) stationiert.

In der sogenannten Heeresstruktur 4, die bis 1992 eingenommen werden sollte, verfügte das deutsche Heer noch über 68 Panzerbataillone mit fast 3000 Kampfpanzern. Zunächst die von Helmut Kohl (CDU) geführte Bundesregierung entschied nach dem Ende des Kalten Krieges 1991, die Bundeswehr radikal zu verkleinern. Eine Politik, die seitdem von seinen Nachfolgern und seiner Nachfolgerin mit jetzt dramatischen Auswirkungen für die Bundeswehr fortgesetzt wird.

Im ZDF sagte der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst André Wüstner, er könne nachvollziehen, dass man nun Leopard-2 an an die Ukraine liefere. Man müsse aber „auch auf die Konsequenzen hinweisen“. Da die Bundeswehr ohnehin in einer prekären Lage sei, werde die Abgabe funktionsfähiger Kampfpanzern „die Verteidigungsfähigkeit nicht nur national, sondern auch im Bündnis weiter schwächen“.