Die Pädagogische Hochschule in Ludwigsburg positioniert sich klar gegen jede Form kriegerischer Gewalt und für das Völkerrecht. Foto: Simon Granville

Der Angriff der russischen Armee auf die Ukraine hat auch Folgen für die Hochschulen. Ludwigsburg legt Kontakte zu russischen Universitäten auf Eis. Was bedeutet das für Studenten aus Russland, die gerade hier sind?

Ludwigsburg - Die beiden Hochschulen in Ludwigsburg brechen ihre Beziehungen nach Russland ab. Man positioniere sich klar gegen jede Form kriegerischer Gewalt und für das Völkerrecht, betont die Pressesprecherin der Pädagogischen Hochschule (PH), Anne Nörthemann. Der Krieg besorge zutiefst und stimme traurig, da die PH über viele Jahre gute Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen an den Partneruniversitäten sowohl im russischen Samara als auch in Chernivtsi in der Ukraine aufgebaut habe. „Wir sind solidarisch mit unseren Partnern in der Ukraine, aber auch mit allen Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg wenden.“ Der wissenschaftliche Austausch zwischen den Hochschulen werde durch die aktuelle Situation abrupt unterbunden und erleide einen erheblichen Rückschlag.

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Die Partnerschaft zwischen der PH Ludwigsburg und der Staatlichen Universität für Sozialwissenschaften und Pädagogik Samara besteht seit 1997. Die Eckpfeiler sind der Austausch von Studenten und Dozenten sowie die Fortbildung von Lehrkräften. Aktuell sind drei Studierende aus der Stadt an der Wolga in Ludwigsburg. Ihre Rückkehr in die Heimat war zum Ende des Semesters für Ende März geplant. „Im Moment können sie aber nicht ausreisen, und es ist völlig unklar, wann sie wieder nach Hause kommen“, sagt Anne Nörthemann.

Frust und Wut bei Professor

Michael Gans vom Institut für deutsche Sprache und Literatur der PH und gleichzeitig Ehrenprofessur der russischen Uni ist persönlich frustriert und wütend angesichts seiner 16-jährigen Bemühungen, die Partnerschaften aufrechtzuerhalten. Wie es künftig weitergehen kann, könne niemand sagen. Er verurteilt den Angriff auf die Ukraine scharf, hält es aber dennoch für wichtig, gewachsene Strukturen auf der unpolitischen Ebene zu erhalten. „In Russland werden Informationen aus dem Westen benötigt“, betont er.

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Auch die Ludwigsburger Hochschule für Verwaltung und Finanzen hat die 2015 geschlossene Kooperationsvereinbarung mit dem Stolypin Volga Institute of Administration under the Russian Presidential Academy of National Economy and Public Adminstration (SVRIA) aufgrund der Invasion Russlands in der Ukraine ausgesetzt. Dies sei der russischen Institutsleitung am 1. März mitgeteilt worden, informiert Pressesprecher Andreas Ziegele. „Alle gemeinsamen Aktivitäten wurden gestoppt, und es werden bis auf Weiteres keine neuen Aktivitäten geplant oder umsetzt.“

Kulturaustausch nicht mehr möglich

Die Kooperation bestand vor allem in einem Austausch von Studierenden und hatte vorrangig das Ziel eines Kulturaustausches und dem Kennenlernen der russischen Verwaltungspraxis. Der Institutsleitung in Saratov habe man mitgeteilt, dass die HVF entschieden den russischen Krieg gegen die Ukraine verurteile. „Der eklatante Bruch des Völkerrechts durch die Russische Föderation widerspricht den freiheitlich-demokratischen Werten der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, denen auch wir als Hochschule verpflichtet sind“, betont Andreas Ziegele.

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