Ein Gepard Flugabwehrpanzer im letzten Einsatz im Oktober 2010 im schleswig-holsteinischen Todendorf. Danach wurde bei der Bundeswehr das hoch komplexe Waffensystem ausrangiert, dass jetzt an die Ukraine geliefert wird. Foto: dpa/Carsten Rehder

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Bundesregierung und deutsche Rüstungskonzerne der Ukraine mit „schweren Waffen“ wie dem Gepard helfen – oder aber nur Ziele für russische Panzer liefern.

Jetzt tun sie es also doch: Getrieben von der öffentlichen Diskussion um die Lieferung „schwerer Waffen“ wird die Bundesregierung genehmigen, dass der Waffenhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) 50 deutsche Flugabwehrpanzer Gepard in die Ukraine liefert. Erlaubt der Firma auch, Soldaten an dem hoch komplexen System auszubilden. Bis 2012 war das Gerät noch im Gebrauch der Bundeswehr; eine CDU-Kanzlerin und ein CDU-Verteidigungsminister entschieden, den Gepard nicht mehr zu brauchen, um Kampftruppen vom Boden aus gegen tieffliegende Flugzeuge und Kampfhubschrauber zu schützen.

Mit einem Panzer, der bis zur Kommandantenluke vollgestopft ist mit Elektronik, deren Beherrschung mindestens so wichtig ist, wie die der beiden 35 mm-Maschinenkanonen. In der Bundeswehr haben Soldaten Monate gebraucht, um zu lernen, den Gepard einzusetzen, ihn zu warten und zu reparieren. Haben zum Training mit ihm geschossen, wurden taktisch auf Übungsplätzen gedrillt, wie das Waffensystem auf dem Gefechtsfeld zu bewegen ist. Augenscheinlich haben die KMW-Vorstände nicht nur einen Weg gefunden, um mit ausrangierten Waffensystemen und der Not der Ukraine Geld in die eigene Kasse zu spülen. Sondern auch, wie sie in kürzester Zeit Soldaten mit hoch komplexen Waffensystemen so vertraut machen, dass die auf den ukrainischen Schlachtfeldern überleben und ihren Auftrag erfüllen können.

Ob das so ist, werden die Wochen nach der Auslieferung im Einsatz zeigen. Wie auch, ob Deutschland der Ukraine mit dem fragwürdigen Konzept „komplexe Waffensysteme in ein paar Tagen beherrschen lernen“ hilft, sich gegen Russland zu verteidigen – oder ob Deutschland nur Ziele für russische Panzer und Drohnen, Kanonenfutter liefert. Scheitert das Projekt Gepard, werden sich Bundesregierung und Rüstungsunternehmen vorwerfen lassen müssen, leichtfertig den Tod schnellst ausgebildeter ukrainischer Soldaten leichtfertig in Kauf genommen zu haben. Sich von öffentlichem Druck und der Aussicht auf Profit, nicht aber von Sachverstand haben leiten lassen.