Bis auf Weiteres geschlossen: der Weg, der entlang der Rems führt. Foto: Stadt Remseck

Im Unteren Remstal zwischen Remseck und Waiblingen richtet das Eschentriebsterben so viele Baumschäden an, dass Naherholung dort bis auf Weiteres ausfällt: Radler und Fußgänger müssen draußen bleiben.

Das Untere Remstal zwischen Remseck und Waiblingen ist eine der schönsten Rad- und Wanderetappen im mittleren Neckarraum: eine stille Auenlandschaft, in der man – hat man etwas Glück – mal einen Eisvogel den Fluss entlangblitzen sieht oder im aufgelassenen Neckarremser Steinbruch andere seltene Vogelarten erspäht, in der die Frühjahrsblüher farbenfrohe Blütenteppiche weben und in deren Weinbau-Überresten – Trockenmauern und Steinriegeln – sich Biotope für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt entwickelt haben.

Doch die Strecke entlang der Rems, die auch an der Rems- und der Hegnacher Mühle und einer malerisch gelegenen Fischtreppe vorbeiführt, muss jetzt den ganzen Sommer über gesperrt bleiben: Mindestens 800 Bäume entlang der Strecke sind durch das Eschentriebsterben so stark geschädigt, dass sie für Spaziergänger und Radfahrer extrem gefährlich werden können: Es besteht Ast- und Baumbruchgefahr.

Gefällt werden dürfen sie aber nicht nicht: Die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt und die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium haben eine größer angelegte Fäll-Aktion außerhalb der Fällperiode abgelehnt, unter anderem, weil es sich teils um Habitatbäume handele – also Bäume, auf die gewisse Tier- oder Pflanzenarten angewiesen sind. Weil es sich nicht nur um ein Naturschutz-, sondern auch um ein Vogelschutz- und ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet handelt, waren nicht einmal dringende Verkehrssicherungsaspekte Grund genug, die geschädigten Bäume ohne Genehmigung zu fällen.

Lebensgefahr in der Traumlandschaft

Die Städte Remseck und Waiblingen hatten ein artenschutzrechtliches Gutachten in Auftrag gegeben, nachdem klar war, dass das Eschentriebsterben im Tal grassiert. Auch Bäume auf privaten Grundstücken seien dabei mit begutachtet und gekennzeichnet worden, damit nichtjeder Eigentümer das individuell vornehmen lassen müsse, sagt der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger. Nach Auskunft der beiden Städte ergab das Gutachten, dass bei der Mehrzahl der kranken Bäume eine Betroffenheit geschützter Arten ausgeschlossen werden könne. Nur bei wenigen der kontrollierten Bäume wäre eine Kompensation über Vogelnist- und Fledermauskästen und weitere Schutzmaßnahmen während der Fällung erforderlich gewesen, so die Einschätzung. „Wir hatten nach mündlichen Kontakten die Hoffnung, dass wir eine Ausnahmegenehmigung bekommen“, sagt Dirk Schönberger. Man habe, weil es sich um so viele Bäume handele, auch schon mehrere Unternehmen Gewehr bei Fuß stehen gehabt, um bei grünem Licht schnell loslegen zu können. Doch die Naturschutzbehörden kamen angesichts des Umfangs des Eingriffs in dem sensiblen Gebiet zu einem anderen Ergebnis und sah überdies weiteren Nachbesserungsbedarf.

Waiblingen und Remseck können den Weg bis auf Weiteres also nicht wiedereröffnen. „Das müssen wir so hinnehmen“, kommentiert Schönberger. Weitere Untersuchungen und Gutachten zur Lage im Tal sind bereits in Auftrag gegeben; Auf dem Streckenabschnitt stehen ungefähr 20  000 Eschenbäume in dem Gebiet. Wenn das Regierungspräsidium und die Untere Naturschutzbehörde die erforderlichen Genehmigungen erteilen, können die Bäume frühestens im Oktober gefällt werden, erst danach kann der Radweg wieder freigegeben und können Spaziergänger und Wanderer sich dort wieder auf Schusters Rappen begeben.

Nicht an jedem Zugweg können Schilder aufgestellt werden

Radfahrerinnen und Radfahrer, Spaziergängerinnen und Spaziergänger bitten die Städte Remseck und Waiblingen dringend darum, dass die Sperrungen beachten werden. Von der Krankheit befallene Bäume könnten unvermittelt umstürzen, es bestehe Lebensgefahr. Größere Umleitungswege für den Radverkehr sind ausgeschildert. Die Beschilderung wird auch noch erweitert, allerdings könne nicht in der freien Landschaft für jede einzelne Zuwegung eine Umleitungsroute ausgeschildert werden, betonen die Pressestellen beider Städte.

„Zum Glück gibt es in Remseck auch noch jede Menge anderer landschaftlich schöner Wege“, sagt Dirk Schönberger. Der Pfad entlang der so genannten Schwarzen Rems – sie fließt ein Stück weit parallel zur Rems und mündet in ihr – , sei weiterhin begeh- wenn auch nicht mit dem Rad befahrbar. „Und am Zipfelbach gibt’s zum Beispiel auch wunderbare Natur.“ Was die Perspektiven für die Wiedereröffnung der gesperrten Strecke zwischen Remseck und Waiblingen geht, übt er sich in Zweckoptimismus: „Es gibt ja goldene Oktober“, so Schönberger. Ob Naturliebhaber dieses Jahr einen im Tal an der Rems genießen können, bleibt erstmal offen.

Idylle zwischen Muschelkalkwänden

Famoses Naturerlebnis
Zwischen Neckargröningen, Hegnach und Waiblingen führen mehrere Wege durch die grüne Wald- und Auenlandschaft des Natur – und Landschaftsschutzgebietes „Untere Rems“, darunter der Fernwanderweg Remstalweg und die regionale Radroute Remstal-Radweg. In dem kurvenreichen, idyllischen Tal gibt es eine Fülle von Lebensräumen, die allein rund 100 Vogelarten beheimaten.

Fiese Baumkrankheit
Beim Eschentriebsterben infizieren die Sporen eines aus Ostasien eingeschleppten Pilzes im Sommer die Blätter der Esche. Von dort dringt der Erreger in die Triebe vor. Die Krankheit lässt erst die dünnen Triebe, später auch stärkere Äste absterben. Auch die Wurzeln können betroffen sein. Bisher sind keine wirkungsvollen Mittel dagegen bekannt.