Die Bauarbeiten für den Fuel Switch schreiten rasant voran. Parallel dazu hat das Kraftwerk auf der Gemarkung von Altbach und Deizisau sein Informationscenter neu gestaltet. Dort werden regelmäßig Führungen angeboten.
Sie ist schon da. Gut abgedeckt steht die neue Gastturbine samt dem dazugehörigen Generator am Rande der Baustelle auf dem Kraftwerksgelände auf Gemarkung von Altbach und Deizisau. Auf weiteren Flächen stehen allerhand verpackte Komponenten, die auf ihren Einbau für den sogenannten Fuel Switch, also den Wechsel von Kohle auf Gas, warten. „Es wurde schon viel angeliefert“, erklärt Jens Rathert. Er ist der Technische Projektleiter für den Fuel Switch. Am Freitagmittag hat die EnBW eingeladen, das neu gestaltete Infocenter zu besuchen und die Baustelle im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Los gingen die Bauarbeiten im vergangenen November. Ende 2026 soll alles fertig sein, damit die neue Gasturbine Strom und Wärme liefern kann. Die Kohlekraft soll von da an Geschichte sein. 600 Millionen Euro kostet der Umbau des Kraftwerks. Angeliefert wird das Gas über eine neue Leitung, die über den Schurwald kommend nach Altbach verlaufen soll. In der ferneren Zukunft soll die neue Turbine mit Wasserstoff betrieben werden. 2027 wird die EnBW aber noch nicht soweit sein. Die Kraftwerksbetreiber rechnen damit, Mitte der 2030er Jahre von Gas auf grünen Wasserstoff umsteigen und damit klimaneutral Strom und Wärme herstellen zu können. Die Gasturbine kann nach wenigen Umbauarbeiten auch Wasserstoff statt Gas verbrennen. Der Wasserstoff könnte dann über die genannte neue Leitung über den Schurwald kommen.
In Spitzenzeiten arbeiten rund 600 Menschen gleichzeitig auf der Baustelle
Doch warum ist die Gasturbine überhaupt noch notwendig? Die Energiewende mit dem Ausbau der Wind- und Sonnenenergie ist in vollem Gange. Was jedoch fehlt, ist die Speicherkapazität. Nicht immer scheint die Sonne ausreichend oder weht der Wind kräftig genug. Der Strom soll trotzdem fließen. Dafür muss auch in Zukunft Energie und Wärme am Kraftwerk produziert werden.
Damit das alles einmal so funktioniert, wie es geplant ist, ist noch viel zu tun. In Spitzenzeiten werden rund 600 Menschen gleichzeitig auf der Baustelle arbeiten, erklärt der Projektleiter Rathert. Eine Herausforderung sei der Platz. Viele Komponenten kämen vorgefertigt aus der ganzen Welt und müssten bis zu ihrem Einbau gelagert werden. „Wir nutzen jede Ecke“, sagt der Projektleiter deshalb. Auch die Fläche für das neue Heizkraftwerk 3 sei „relativ eng“, wie Rathert sagt. Umso wichtiger sei es, dass alle Arbeiten reibungslos ineinandergreifen.
Und nicht nur die begrenzte Fläche ist eine Herausforderung. Auch der Untergrund direkt neben dem Neckar könnte für ein Bauvorhaben dieser Dimension besser sein. 1200 Pfähle seien in den Boden gerammt worden, um darauf das Fundament zu errichten. Derzeit würden die letzten Schritte unternommen, um dann die Gasturbine in das Gebäude einzubauen.
Ziel: klimaneutrale Energieerzeugung ab Mitte der 2030er Jahre
Das Ziel ist die klimaneutrale Energieerzeugung ab Mitte der 2030er Jahre mit grünem Wasserstoff. Damit ist der Kraftwerksumbau in Altbach/Dezisau ein wichtiger Teil der Energiewende. Darauf wies der Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW AG, Andreas Mühlig, während der Einweihung der neuen Ausstellung im Informationscenter des Kraftwerks hin. Diese erklärt, wie die Energiewende funktioniert, welche Chancen und Herausforderungen es gibt. „Jetzt gilt es, den entscheidenden Schritt zu gehen“, sagte er mit Blick auf den Fuel Switch. Rückenwind gibt es dafür von der Landespolitik. Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, sagte: „Die Energiewende ist mehr als Photovoltaik und Windkraft.“ Vielmehr gehe es um eine umfassende Transformation. Wasserstoff sei ein „echter Hoffnungsträger“, um eine Brücke zur Sonnen- und Windenergie zu schlagen.
„Das Wetter hat so seine eigenen Launen“, brachte es der Altbacher Bürgermeister Martin Funk auf den Punkt. „Die disponible Leistung wird auch in Zukunft notwendig sein“, erklärte er.
Dass die neue Energie auch in Zukunft am Standort Altbach/Deizisau erzeugt wird, werde von einem großen Teil der Einwohner getragen. Daran erinnerte der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs. „Wir wollen nicht als Verhinderer, sondern als Ermöglicher der Energiewende wahrgenommen werden“, sagte er.
Bereits 150 000 Führungen wurden von Besuchern genutzt
Besuchercenter
Ob Schulklassen, Vereine, Fachverbände oder Studenten – das Infocenter bietet regelmäßige Führungen an. In den vergangenen 20 Jahren hätten bereits rund 150 000 Besucher dieses Angebot genutzt, erklärte die Center-Leiterin Ruth Siamos. Und gerne dürften es noch mehr werden. „Wir stehen als Ansprechpartner zur Verfügung“, versprach sie.
Führungen
Wer eine Führung im Kraftwerk Altbach/Deizisau machen möchte, muss sich anmelden. Möglich ist dies online über die Internetseite https://besichtigungen.enbw.com/. Kinder im Alter von unter 14 Jahren dürfen aus sicherheitstechnischen Gründen nicht an dem Rundgang teilnehmen. Es gibt aber außerdem die Möglichkeit, eine virtuelle Führung zu buchen.
Inhalt
Derzeit werden am Standort zwei Heizkraftwerkblöcke, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen, betrieben. An verschiedenen Stationen der Führung erfahren die Besucher, wie aus Kohle Strom und Fernwärme werden. Zum Standort gehört auch das Infocenter, wo die neue Ausstellung nun über Chancen und Herausforderungen der Energiewende informiert.