Engagierter Einsatz: Die Kinder bei der Probe Foto: Stefanie Schlecht

Der CVJM und die Evangelische Kirchengemeinde zeigen in Holzgerlingen ein Musical, das ungeahnt aktuell ist. Es geht um Dankbarkeit.

„Freundlich gucken“, ruft Elisabeth Binder in die Runde. Vor ihr stehen rund 50 Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren, deren Mundwinkel sich sofort nach oben ziehen. Die Kinder beginnen zu singen. Ein Lied über Dankbarkeit, Hoffnung und den Glauben. „Das klingt doch schon ganz anders“, sagt Elisabeth Binder zufrieden. Der große Chor steckt mitten in den Vorbereitungen für das Kindermusical „Dankbar“, das am kommenden Sonntag in der Holzgerlinger Stadthalle Premiere feiert – und aus mehreren Gründen besonders ist.

Livemusik von der hauseigenen Band

Nur eine Woche haben die Kinder Zeit, sich auf das Musical vorzubereiten. Die Liedtexte sitzen schon ganz gut. „Wir haben allen Teilnehmern vorab eine CD zukommen lassen, sodass sie schon mal üben konnten“, erklärt Elisabeth Binder, die nun nur noch „an den Feinheiten feilen“ muss. Die Melodien werden bei den Proben Playback eingespielt. Bei der Aufführung gibt es aber Livemusik von der hauseigenen CVJM-Band. „Wir haben einen super Schlagzeuger, Blasmusiker und alles, was dazu gehört – das wird richtig gut,“ prophezeit Elisabeth Binder.

Kinder wählen ihre Rolle selbst

Nach der Chorprobe werden die Kinder in Workshops eingeteilt. Die einen bemalen Leintücher, die als Kulisse dienen werden. Andere Gruppen werden in Schauspiel und Tanz unterrichtet. Ob die Kinder neben ihren Gesangseinlagen auch als Schauspieler mitwirken, Soloauftritte haben oder tanzen, bleibt ihnen überlassen. „Das durfte sich jeder vorher aussuchen“, sagt Kathrin Schill, die zum Organisationsteam gehört. „Jeder darf machen, was ihm am besten liegt.“

Die zwölfjährige Lea hat sich zum Beispiel bereit erklärt, ein Solo zu singen. „Ich singe auch so im Chor und finde Musicals ziemlich cool“, sagt sie. Aufgeregt ist sie trotzdem. „Aber es wird toll“, sagt sie. „Das Musical hat eine super Message.“ Auch die neunjährige Paula ist nervös, wenn sie an den kommenden Sonntag denkt. Die Vorbereitungen machen ihr Spaß, sind aber auch ziemlich anstrengend. Die Konzentration so lange aufrecht zu halten, ist nicht so einfach. „Ich habe zwar schon mal Theater gespielt, aber Musicals sind komplizierter“, findet sie.

Die Geschichte des Stücks ist aktueller denn je

Der zehnjährige Hannes geht gelassener an die Sache heran. Nervös? Nicht die Bohne. Warum auch! „Singen macht mir Spaß“, sagt er. An ein Solo traue er sich dann aber doch nicht. Fragt man Hannes, Paula und Lea, was ihnen am besten gefällt, sind sich alle einig: Die Geschichte, die das Musical erzählt.

Das Stück handelt von zehn Aussätzigen, die an Lepra erkrankt sind und von Jesus geheilt werden. Dankbar zeigt sich über diese Gnade allerdings nur der Samariter Jonathan, der auch die Hauptfigur des Musicals ist. Dass sich die CVJM für das Thema „Dankbarkeit“ entschieden hat, liegt daran, dass das Musical eigentlich anlässlich der 175-Jahr-Feier vor zwei Jahren hätte stattfinden sollen. „Deren Motto war Dankbarkeit, aber damals wurden wir von Corona ausgebremst“, erklärt Kathrin Schill. „Deshalb holen wir das jetzt einfach nach.“

Nach den globalen Ereignissen der vergangenen Jahre passt die Geschichte inzwischen sogar noch besser ins Zeitgeschehen. Schließlich geht es unter anderem darum, dass die Menschen ihren Luxus für selbstverständlich halten – bis ein Schicksalsschlag alles durcheinander wirbelt. „Die Kinder können aus diesem Musical unheimlich viel mitnehmen“, ist Elisabeth Binder überzeugt. Lieder und Melodien können einen, ihrer Erfahrung nach, nämlich durch schwierige Zeiten begleiten. „Und vielleicht denken die Kinder, wenn sie mal durch schwere Zeiten gehen, an dieses Musical zurück und schöpfen Hoffnung aus der Musik.“

Wer im Chor singt, lernt zuhören

Die Teilnahme an einem Musical habe allerdings noch einen ganz anderen Wert. Denn, wer im Chor sing, lernt, richtig zuzuhören. „Man muss aufeinander achten, damit es gut klingt und das ist eine wichtige Lektion in Sachen Sozialkompetenz“, sagt Elisabeth Binder. „Ganz zu schweigen, von dem Erlebnis, vor einer hoffentlich vollen Stadthalle auf der Bühne zu stehen.“

Die Aufführung beginnt um 16 Uhr, der Eintritt ist frei