Präsentation im Wohn- und Geschäftsgebäude Foto: Jürgen Bach

Bei einer Baustellenführung im Münchinger Zentrum geht es auch um den Zeitplan der Bauarbeiten. Der Blick zurück macht zudem die Dimension des Projekts deutlich.

Mit mehreren Führungen haben Stadt und Bauherr am Mittwoch auf das große Interesse an der Baustelle in der Ortsmitte des Stadtteils Münchingen reagiert.

   

Was wird gebaut? Auf dem Gelände an der Stuttgarter Straße, Ecke Kronenstraße, entsteht ein Gebäudekomplex mit 61 Wohnungen – darunter fünf Einzimmerwohnungen, aber auch neun Vierzimmer- und drei Fünfzimmerwohnungen. Außerdem siedeln sich ein Edeka-Markt an und eine Arztpraxis. 138 Stellplätze in einer Tiefgarage sind vorgesehen. Die Parkplätze stehen Kunden, Bewohnern und Mitarbeitern zur Verfügung. 30 000 Kubikmeter Erde wurden ausgehoben. Das gesamte Areal umfasst 3900 Quadratmeter. Der letzte Bagger sei mit einem Schwerlastkran aus der mehrere Etagen tiefen Baugrube gehoben worden, berichtet Marco Mander. Er ist der Prokurist des Bauherrn, der Mörk Immobilien Gesellschaft aus Leonberg.

   

Wann ist der Bau fertig? Der Edeka soll laut Mander im zweiten Quartal nächsten Jahres eröffnet werden, er hat eine Verkaufsfläche von 1650 Quadratmetern. Die Bauarbeiten seien im Zeitplan. Die Wohnungen will der Investor, die Fundamenta Group mit Sitz in München, vermieten. Noch hat die Vermietung der Wohnungen allerdings nicht begonnnen.   

Warum wurde die Führung angeboten? Die Führungen über die Baustelle wurden im Rahmen des Tags der Städtebauförderung angeboten. Der bundesweite Aktionstag ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, der Länder, des Deutschen Städtetages und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Ziel ist eine Stärkung der Beteiligung der Bürger bei Vorhaben der Städtebauförderung. Für die Erneuerung des Stadtkerns erhielt die Stadt eine Förderzusage in Höhe von 700 000 Euro.

Warum ist das Interesse so groß? Lange haben Gemeinderat und Verwaltung einen Standort für den Vollsortimenter gesucht. Dieser ist für den Stadtteil von elementarer Bedeutung. Alle zuvor gefundenen Lösungen um die Nahversorgung im Ort zu sichern – etwa die Ansiedlung eines Cap-Marktes im ehemaligen Lidl – galten als Übergangslösungen. Verwaltung und Gemeinderat erklärten stets, es müsse das Ziel bleiben, einen Vollsortimenter als Ankermieter in der Ortsmitte, nicht, wie in der Stuttgarter Straße, außerhalb anzusiedeln.

Die Standortsuche gestaltete sich schwierig und zog sich über viele Jahre hin, eben weil ein Bauplatz auf der grünen Wiese ausgeschlossen war. Der Ort ist weitgehend kleinteilig bebaut, die Struktur eines ehemals selbstständigen Bauerndorfs ist vielfach noch ablesbar.

Der Flächenbedarf eines Vollsortimenters war die eine Bedingung, die Wirtschaftlichkeit, die das Projekt für einen Investor immer auch haben muss, die andere. Ein erster Investor war aus diesem Grund abgesprungen. Zeitverzug gab es indes keinen durch historische Grabungen. Sie fanden parallel zum Abbruch des Geländes statt.

   

Was haben die Archäologen entdeckt? Mehr als vier Wochen war den Archäologen das Feld überlassen worden. Vermutet und gefunden wurden Relikte der Merowingerzeit. „Insgesamt wurden fünf Einzelgräber, eine Doppelbestattung und zwei durch eine Steinsetzung umfasste Gräber ausgegraben“, sagte Dorothee Brenner damals. Laut der Gebietsreferentin vom Landesamt für Denkmalpflege waren bis auf ein Individuum alle Männer und Frauen erwachsen. Auch eine jugendliche Person wurde dort begraben. Die beiden Gräber, die mit gesetzten Steinen markiert worden waren, seien wohl in der frühen Neuzeit geöffnet und eventuell beraubt worden. Die größeren Knochen der Bestatteten seien allerdings wieder zusammengesammelt und „unter einer Steinsetzung, wohl aus Steinen aus der ursprünglichen Umrandung“, am Rand der Grabgruben wiederbestattet worden.

An Grabbeigaben wurden keine Schätze gefunden, lediglich ein eisernes Messer war ausgegraben worden.