Ein Mann tankt an einer Tankstelle in Madrid. Angesichts der hohen Energiepreise rechnet die EU-Kommission mit einem Rekordwert bei der Inflation in diesem Jahr. Foto: dpa/A. Pérez Meca

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf die Energiepreise in ganz Europa aus. Die Verbraucher bekommen das stärker zu spüren als erwartet.

Die Zahlen sind ernüchternd. Die EU-Kommission rechnet bei der Inflation im Euroraum in diesem Jahr mit einem Rekordwert. Im Jahresdurchschnitt wird die Teuerung voraussichtlich 7,6 Prozent erreichen, heißt es in der Sommer-Konjunkturprognose. Grund dafür seien vor allem die hohen Energiepreise. Erwartet wird, dass die Teuerungsrate 2023 schrittweise wieder sinken wird. Aber auch 2023 werde sich die Inflation bei etwa vier Prozent einpendeln.

Vielversprechende Urlaubssaison

Eine kleine Entwarnung gibt es in Sachen Wachstum. Da wird 2022 im Euroraum die Quote mit 2,6 Prozent im Vergleich zur Prognose aus dem Frühjahr weitgehend stabil bleiben. Für 2023 korrigierte die Kommission ihre Vorhersage jedoch deutlich nach unten. Sie geht von einem Wachstum von nur noch 1,4 Prozent aus.

Allerdings sorgte die nach der Pandemie kurzzeitig wieder florierende Wirtschaft dafür, dass die Zahlen für dieses Jahr nicht noch schlechter ausfallen. Positiv wirkt sich auf die Prognose die vielversprechend angelaufene Urlaubssaison im Sommer aus. Der Auslöser für die steigende Inflation wird von EU-Wirtschafts- und -Währungskommissar Paolo Gentiloni in Brüssel klar benannt: „Russlands grundlose Invasion in der Ukraine sendet weiter Schockwellen durch die Weltwirtschaft.“ Dadurch würden die Energie- und Getreideversorgung durcheinandergebracht. In der Folge stiegen die Preise, und das Vertrauen leide, betonte er. „Der rasche Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise nährt den globalen Inflationsdruck und untergräbt die Kaufkraft der Haushalte“, heißt es in einer Erklärung der Kommission. Damit nicht genug. Die Verlangsamung des Wachstums in den USA und negative wirtschaftliche Auswirkungen der strikten Null-Covid-Politik in China verschärften die wirtschaftliche Situation in Europa.

Schwierige Lage in Deutschland

Schwierig sind die Prognosen in Bezug auf Deutschland. Grund ist die hohe Anhängigkeit des Landes von russischen Gaslieferungen. Ein Lieferstopp berge ein „erhebliches Abwärtsrisiko“, da dies die „Aktivität in wichtigen Industriesektoren stark beeinträchtigen könnte“, heißt es in dem Bericht der EU-Kommission. Erwartet wird für 2022 eine Teuerungsrate von 7,9 Prozent und für 2023 von 4,8 Prozent. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum liegt bei 1,4 Prozent für 2022 und bei 1,3 Prozent für das kommende Jahr. Zu schaffen machten der deutschen Wirtschaft nach Ansicht der EU-Kommission die Lieferengpässe.