Equanimeous St. Brown ist Wird Receiver bei den Green Bay Packers, wo er lediglich der sogenannten Practice Squad angehört. Foto: imago/Jp Waldron

Equanimeous St. Brown ist Wide Receiver bei den Green Bay Packers und steht nun an einem Scheideweg – setzt Coach Matt LaFleur weiter auf den Profi mit deutschen Wurzeln?

Stuttgart - Das Duell der Brüder hat Equanimeous St. Brown (25) gegen Amon-Ra St. Brown (21) gewonnen, am 21. September schlugen die Green Bay Packers die Detroit Lions mit 35:17 – wobei die Geschwister sich auf dem Football-Feld nicht begegneten, weil beide als Wide Receiver in der Offensive von ihren Clubs eingesetzt werden. Was die Brüder, deren Mutter Miriam aus Leverkusen stammt, gemeinsam haben: Bei beiden St. Browns läuft die Saison in der NFL nicht wie erhofft – das hat allerdings ganz verschiedene Ursachen. Zwei Brüder, zwei Schicksale.

Amon-Ra hätte eigentlich allen Grund für ein Dauergrinsen. Im Spiel gegen die Chicago Bears am 3. Oktober setzte der Ballfänger ein erstes Ausrufezeichen – sechsmal wurde er gesucht und gefunden, der NFL-Neuling sammelte 70 Yards. Am vergangenen Wochenende bewies der 21-Jährige dem Cheftrainer Dan Campbell erneut, dass man auf ihn setzen kann. Er fing sieben Bälle für 65 Yards, allerdings verloren die Lions in letzter Sekunde 17:19 gegen die Minnesota Vikings und bleiben mit den Jacksonville Jaguars das einzige Team in der NFL ohne Sieg. Amon-Ra St. Brown stand bei 47 Angriffen auf dem Feld, was einer starken Quote von 69 Prozent entspricht. „Für einen Neuling ist er sehr tüchtig, und man merkt, dass er sehr fokussiert ist“, sagte Campbell, „er ist sehr detailorientiert.“ Der Trainer setzt auf ihn – was fehlt, sind die Erfolge mit der Mannschaft.

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Bei Equanimeous St. Brown gestaltet sich die Situation um 180 Grad gedreht. Die Packers zählen zu den Clubs, die regelmäßig in die Play-offs vorstoßen, in dieser Saison gab es nur zum Rundenstart eine böse 3:38-Klatsche gegen die Saints aus New Orleans, dann folgten vier Siege. Doch der deutschstämmige Wide Receiver hat bei Cheftrainer Matt LaFleur keinen Stein im Brett. Der 25-Jährige war vor der Saison von den Packers erst gekündigt, dann wieder in die Practice Squad aufgenommen worden – diese Spieler zählen nicht zum 53-er Kader, für sie gelten besondere Bestimmungen. Und die könnten Ballfänger St. Brown zum Verhängnis werden.

Profis aus der Practice Squad dürfen nur zweimal pro Saison in den Kader berufen werden, aufgrund der Pandemie sind 2021 drei Beförderungen möglich – doch dann ist Schluss. Sobald ein Spieler zum vierten Mal berufen wird, muss er verpflichtet werden und erhält deutlich mehr Gehalt als die von der Liga festgelegten 12 000 Dollar (10 400 Euro) pro Woche. Das Mindest-Jahresgehalt für Kaderspieler beträgt 660 000 Dollar (570 000 Euro). Dreimal wurde St. Brown bereits ins Team geholt, wenn LaFleur für das Spiel am Sonntag bei den Chicago Bears nominiert, heißt es für ihn: Ganz oder gar nicht.

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Das Leben in der Practice Squad ist eine Charakterschule. Man muss stets zeigen, dass man bereit für alles ist, ohne zu wissen, ob es je dazu kommt. Auch Jakob Johnson, der in 25 NFL-Partien für die New England Patriots aufs Feld gejoggt ist, kennt diese Knochenmühle. Er hat sie selbst durchlebt. „Jedes Training muss du als Spiel begreifen“, sagt der Stuttgarter, „du musst dich bei allen Aktionen ins richtige Licht rücken, dazu benötigt man eine enorme Ausdauer und einen harten Biss.“ Wegen einer Verletzung eines Teamkollegen rückte der 26-Jährige im September 2019 in den Kader – und setzte sich durch. „Es gibt immer wieder Spieler, denen das gelingt – man darf nur nicht aufgeben“, sagt Johnson. Für Equanimeous St. Brown gibt es, sollte er nicht aufrücken und fest von den Packers verpflichtet werden, in dieser Saison nur noch eine Chance, in der NFL Spielpraxis zu sammeln: Er müsste von einem anderen Team verpflichtet werden. Doch diese Chance ist ziemlich gering.