Roman Zitzelsberger (IG Metall, links) und Stefan Wolf (Südwestmetall) nach dem Stuttgarter Tarifabschluss 2018 – ob sie bald in eine vorgezogene neue Tarifrunde ziehen, ist noch offen. Foto: dpa/Marijan Murat

Die Arbeitgeberverbände wollen sich auf die von der IG Metall vorgeschlagene Turbo-Tarifrunde einlassen. Allerdings lehnen sie ein Teil der Bedingungen ab und stellen ihrerseits Forderungen. Was macht jetzt die Gewerkschaft?

Stuttgart - Die Metallarbeitgeber haben einige Tage gebraucht, um sich zu sortieren – nun steht fest: Sie gehen auf das Angebot der IG Metall eines Stillhalteabkommens (Moratorium) ein und stehen zur Aufnahme vorzeitiger Tarifverhandlungen bereit. Allerdings stellen sie ihrerseits Bedingungen, sodass offen bleibt, ob sich die Gewerkschaft darauf einlässt.

Ursprünglich sollten diese erst Mitte März beginnen. „Wir erwarten, mit der IG Metall ergebnisoffen und ohne Vorbedingungen ins Gespräch zu kommen“, sagten Südwestmetallchef Stefan Wolf und seine bayerische Amtskollegin Angelique Renkhoff-Mücke nach einer Präsidiumssitzung des Dachverbands Gesamtmetall. Sie begrüßen „die Bereitschaft der IG Metall, die ausgetrampelten Pfade zu verlassen und auf die üblichen Rituale in Tarifauseinandersetzungen zu verzichten“.

„Keine überzogenen oder unerfüllbare Erwartungen“

Der Begriff „ergebnisoffen“ zieht sich durch alle Stellungnahmen der Arbeitgeber. Die Gewerkschaft hatte als Voraussetzung für das beschleunigte Verfahren einen Einlassungszwang der Unternehmen gefordert, über Investitionen, Produkte, Personalentwicklung oder Qualifizierung im Betrieb – Zukunftstarifverträge genannt – zu verhandeln. Auch sollten sie vorerst keine Beschlüsse mit gravierenden Nachteilen für die Belegschaften fassen. Darauf wollen sich die Arbeitgeber nicht einlassen: Die IG Metall solle keine überzogenen oder unerfüllbare Erwartungen an die Gesprächsbereitschaft knüpfen, so die beiden Vorsitzenden. „Wir als Verbände können keine verbindlichen Zusagen machen, die den Betrieben Maßnahmen zum Personalabbau, zu Ausgliederungen, Produktverlagerungen oder Standortschließungen untersagen.“

Tarifwerk mit fünf Jahren Laufzeit angepeilt

Ihrerseits führen sie nun diverse Punkte an, über die sie mit der Gewerkschaft reden wollen. So befürworten die Arbeitgeber ein „echtes Belastungsmoratorium“ zwischen den Tarifpartnern mit einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren. Ferner stimmen sie betrieblichen Wegen der Beschäftigungssicherung zu – es bleibe aber eine unternehmerische Aufgabe, Innovationen und zukünftige Geschäftsmodelle zu gestalten, heißt es.

Die IG Metall hatte ihren weiteren Verzicht auf eine konkrete Entgeltforderung mit dem dringenden Wunsch nach einer Reallohnsicherung über die Inflationsrate hinaus verbunden. Südwestmetall strebt nun im Gegenzug einen „fixen Gesamtprozentsatz möglicher Entgeltbestandteile“ in der fünfjährigen Laufzeit an, um die konjunkturell schwierige Lage und die Transformation betriebsindividuell zu meistern. Extrazuwendungen für Gewerkschaftsmitglieder soll es nicht geben – sie „gefährden den Betriebsfrieden“.

Bezirkschef Zitzelsberger setzt nach

Baden-Württembergs Bezirksleiter Roman Zitzelsberger reagierte positiv, legte aber nach: „Offenbar haben die Arbeitgeber erkannt, dass in dem Moratorium für fairen Wandel eine Chance zur Beschäftigungssicherung steckt“, sagte er. Er erwarte nun von Südwestmetall, dass der Verband auf seine Mitglieder einwirke und ein Commitment herbeiführe, aus dem klar hervorgehe, dass die Mitgliedsunternehmen auf die verlangten Maßnahmen verzichten – an dieser Stelle besteht somit einer klarer Dissens.

Hinzu kommt: Dem von Südwestmetall geforderten Abkommen mit einer fixen prozentualen Entgeltsteigerung über fünf Jahre „erteilen wir eine klare Absage“, betonte Zitzelsberger. Haben beide Seiten damit schon wieder zu hohe Hürden für eine friedliche Turbo-Tarifrunde aufgebaut? Der IG-Metall-Vorstand werde am 3./4. Februar darüber beraten, wie er mit den Reaktionen der Arbeitgeberverbände umgehen werde, sagte der Bezirksleiter.