Der Hase liegt im Pfeffer, die Kuh wird vom Eis geholt – und die Laus läuft uns über die Leber. Die deutsche Sprache ist reich an Redewendungen mit Tierbezug. Doch auch hier gibt es längst vegane Alternativen.
Triggerwarnung: Dieser Text enthält tierische Bestandteile. Lesende, die das nicht mit ihren ethischen Grundsätzen vereinbaren können, sollten die Lektüre deshalb an dieser Stelle beenden.
Wir leben in einer Zeit, in der sich die Dinge immer schneller verändern. Der Wandel umfasst alle Lebensbereiche – auch die Sprache. Kaum haben wir uns ans Gendern gewöhnt, treibt die Tierschutzorganisation Peta die nächste Sau durchs Dorf – pardon, so würden das die Mitglieder natürlich niemals sagen. Denn sie sehen darin eine Degradierung von Tieren. Eine solche wittert Peta auch in anderen Formulierungen mit Tierbezug, die viele verwenden, ohne über ihren Ursprung nachzudenken.
Doch von den Tierschützern kommt nicht nur Kritik – sie haben sich auch tierfreundlichere Alternativen überlegt. Wer mit jemand anderem ein Hühnchen zu rupfen hat, könne mit der betreffenden Person genauso gut ein paar Weinblätter rollen, lautet einer der konstruktiven Vorschläge. Die Redensart mit dem Hühnchen kommt übrigens daher, dass das Rupfen der getöteten Tiere von Hand einige Zeit in Anspruch nimmt, die man für ein längst fälliges, klärendes Gespräch nutzen kann. Weil das Füllen von Weinblättern ähnlich zeitaufwendig sei, eigne es sich gut als veganer Ersatz für das Hühnerrupfen, schreibt die Organisation.
Fragwürdiges Multitasking
Allerdings hat derartiges Multitasking auch Nachteile – egal, ob Tiere beteiligt sind oder nicht. Allzu intensive Diskussionen könnten nämlich die Achtsamkeit für die parallel laufende manuelle Tätigkeit beeinträchtigen und am Ende zu schlecht gerupften Hühnern oder unsauber gewickelten Weinblättern führen, aus denen überall die Füllung herausquillt.
Anstatt zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, könne man genauso gut zwei Erbsen auf eine Gabel laden, schlägt Peta weiter vor. Menschen, die den Stier bei den Hörnern packen wollen, empfiehlt der Verein als Alternative, eine Aufgabe so furchtlos wie eine Kuhmutter anzugehen. Wie entschlossen diese Tiere sind, haben schon einige Wanderer erlebt, die von weidenden Kuhmüttern attackiert wurden. Und anstatt die Katze aus dem Sack zu lassen, könne man doch auch die vegane Calzone aufschneiden.
Natürlich verfolgt Peta mit dem Vorstoß zur tiergerechten Sprache ein ernsthaftes Anliegen: Die Organisation will darauf hinweisen, wie der Mensch seine Mitgeschöpfe, ja die gesamte restliche Natur zu Objekten degradiert, über die er frei verfügen kann und die sich seinen Interessen unterzuordnen haben – was sich eben auch in der Sprache niederschlägt.
Kulinarische Aneignung
Doch haben die Tierschützer auch an die vielen positiven Redewendungen mit Tierbezug gedacht? Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist die Welt meist noch in Ordnung. Wenn die Kuh vom Eis geholt wurde, ist sie wieder in Sicherheit. Auch bekannt zu sein wie ein bunter Hund – neudeutsch: Dog of Colour – ist mit Blick auf eine tiersensible Sprache als unbedenklich einzustufen, so lange sich der Vierbeiner mit den Farben seines Haarkleids wohl fühlt. Und wer viel und gerne arbeitet, gilt gemeinhin als bienenfleißig. Kritisch wird es indes schon wieder, wenn jemand Honig aus einer Sache saugen will. Denn das ließe sich auch als moralisch fragwürdiger Akt der kulinarischen Aneignung interpretieren.
Ganz wollen aber auch die Peta-Leute nicht von tierischen Sprachbildern lassen, solange diese in den richtigen Zusammenhang gestellt werden. So könnten sich echte Tierfreunde freuen, wenn über eine Mahlzeit gesagt werde, sie sei weder Fisch noch Fleisch. In einem hat Peta auf jeden Fall recht: Auch der Mensch ist biologisch betrachtet ein Tier – allerdings eines, das sich für besonders schlau hält und es trotzdem nicht schafft, den Klimawandel zu stoppen. Da beißt die Maus – oops! – keinen Faden ab.