Prüfungen sind nervig. Noch mehr nervt Prüflinge aber die Frage nach ihren Zukunftsplänen. Foto: dpa/Robert Michael

Lieber Fußballprofi oder Influencerin? Traumberufe gibt es viele. Wird das Kind die beste aus den vielen Möglichkeiten herausfinden? Eltern machen sich da gern Sorgen.

„Und, weißt du schon, was du nach dem Abitur machen willst?“ Das ist eine Frage, die gerade öfters zu hören ist. Als meine Tochter vor ein paar Jahren massiv mit ihr konfrontiert war, sah ich sie jedes Mal innerlich zusammenzucken. Party? Erstmal nix? Das wären ehrliche Antworten gewesen, doch derart Fragende zielen auf eine längerfristige Lebensplanung ab. Vage Auskünfte wie „irgendwas mit Medien“ sind da die Mindestanforderung.

Medienberufe aber, so mein subjektiver Eindruck, scheinen bei jungen Menschen heute nicht mehr im Trend – mal abgesehen vom Influencer, der den Fußballstar in der Hitparade der Vorbilder abgelöst hat. Klar: Mit Meinungsmache sein Leben zu verdienen scheint irgendwie relaxter, als einem Ball hinterherzurennen.

Schwurbelfächer sind out

BWL, irgendwas mit Versicherung und Immobilien, Umwelttechnologie, Bauingenieurwesen: Junge Menschen um mich herum neigen bei der Studienwahl ganz klar zu Fakten-Fächern. Philosophie? Vergleichende Literaturwissenschaft? Fehlanzeige, als Antwort auf die Frage nach den Zukunftsplänen habe ich das schon lange nicht mehr gehört. Die geisteswissenschaftlichen Fakultäten, so mein Eindruck, müssen demnächst verwaist sein. Vielleicht sind ja alle der gleichen Meinung wie der Entertainer Harald Schmidt, der in einem Interview mit unserer Zeitung sagte: „Cracks kommen in gar, gar keinem Fall aus den Geisteswissenschaften. Sie haben Mathe oder Physik studiert, kein Schwurbelfach.“

Das sind die Traumberufe

Welche Traumberufe liegen bei den Teenagern von heute im Trend? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wollte das wissen und hat dafür eine halbe Million Schülerinnen und Schüler, darunter auch 5000 deutsche, befragt. Das Resultat: Arzt oder Ärztin, Manager oder Managerin liegen recht weit vorn, bei den Mädchen führt die Lehrerin, bei den Jungs der IT-Spezialist vor dem Ingenieur. Die Jugendlichen von heute träumten auch im Zeitalter von Social Media und Digitalisierung in der Arbeitswelt von den gleichen Berufen wie vor 20 Jahren, schreibt die OECD.

Auf alle Fälle, so meine Beobachtung, wollen junge Menschen vor und unmittelbar nach dem Abitur nicht mit Berufswunschfragen gelöchert werden. „Mama, du nervst“, war und ist die nicht laut ausgesprochene Antwort auf mütterliche Beratungsangebote, die von der anderen Seite nur als Ungeduld wahrgenommen werden. Mehr als 17 000 Studiengänge gibt’s an deutschen Hochschulen, dazu kommen rund 350 Ausbildungsberufe: Da findet sich für jeden was, aber die Auswahl dauert unter Umständen etwas länger. Ein gut platzierter Studienführer, weiß der Nachwuchs, kann für elterliche Nerven Balsam sein.

Andrea Kachelrieß hat zwei Kinder, und das seit einigen Jahren. Gefühlt bleibt sie in Erziehungsfragen aber Anfängerin: Jeder Tag bringt neue Überraschungen. Als Kulturredakteurin betreut sie auch die Kinderliteratur.