Der Unterricht läuft wieder – kein Grund zum großen Aufatmen. Foto: dpa/Marcel Kusch

Dass die staatlichen Schulen während des Corona-Lockdowns nicht als Pioniere der Digitalisierung in Erscheinung getreten sind – geschenkt. Dass es aber auch nach Wiederaufnahme des Unterrichts so kräftig holpert, darüber wundert sich Marko Schumacher in unserer Kolumne „Familiensache“ dann doch.

Stuttgart - Früher wollte ich Lehrer werden. Mit der Jugend zu tun und jede Menge Urlaub zu haben – das erschien mir ein erstrebenswertes Ziel. Ich entschied mich dann doch für den Beruf des Sportjournalisten – denn auch da kommt man mit jungen Menschen in Kontakt und darf auch noch umsonst ins Stadion, sogar während der Corona-Pandemie.

Trotzdem habe ich mich zuletzt immer wieder dabei ertappt, wie ich mir dachte: Lehrer müsste man sein! Dann hätte man monatelang frei.

Die Tochter ist zur Expertin im Online-Shopping geworden

Ich lese und höre immer wieder von hoch engagierten Lehrerinnen und Lehrern, die in der Krise zu Hochform auflaufen und trotz aller Schwierigkeiten Wege gefunden haben, dem Nachwuchs Latein oder Chemie näherzubringen. Gewiss gibt es sie – allzu viele sind mir aber nicht bekannt. Dass die Digitalisierung unaufhaltsam voranschreitet, habe ich während Corona nur daran gemerkt, dass die große Tochter zur Expertin im Online-Shopping geworden ist und der ältere Sohn sich immer neue Spiele auf sein Smartphone lädt.

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Einen Fortschritt in den Schulen konnte ich leider nicht feststellen – sieht man davon ab, dass die kopierten Arbeitsblätter nicht mit der Postkutsche kamen, sondern per Mail. Ansonsten scheint das Zeitalter der Digitalisierung bislang grußlos an unserem Bildungssystem vorbeigegangen zu sein. Ich war nie ein Freund des Lehrer-Bashings und habe für vieles Verständnis: für die Sorgen und Nöte vieler Lehrkräfte in der Corona-Zeit, für ihre technischen Probleme, mit denen auch ich im Homeoffice zu kämpfen habe, oder für die Schockstarre der Schulen ganz am Anfang. Dass aber auch nach einem dreimonatigen Lockdown so gut wie keine Weiterentwicklung erkennbar ist – das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Die Kinder sind bei der Oma am Bodensee – es sei ihnen gegönnt

Nach den Pfingstferien hat zwar der Unterricht wieder begonnen - in dieser Woche aber haben zumindest meine Kinder wieder frei und sind zur Oma an den Bodensee gefahren. Es sei ihnen gegönnt. Doch hoffe ich, dass ich nicht eines Schlechteren belehrt werde, wenn ich sage: Es kann in den Schulen nur besser werden!

Marko Schumacher (48) ist Sportredakteur und hat gerne seine Ruhe. Nur klappt das leider nie, weil er nicht nur einen Hund hat, sondern auch noch vier Kinder. Seit Corona hat er bei Computerspielen noch weniger Chancen als vorher.