Mit „Paw Patrol“-Mütze beim Einsatz. Völlig normal für Eltern. Foto: Setzer/Setzer

Vom Kind gelernt: Wenn alles aus dem Ruder und nichts mehr rund läuft, muss man die Hunde von der „Paw Patrol“ rufen. Mittlerweile guckt unser Autor die Zeichentrickserie auch ohne Kind.

Stuttgart - Nichts ist ehrlicher als der Zorn eines fast Dreijährigen: Während er mich anschaut, lässt er demonstrativ ein Polizeiauto auf den Boden fallen. Seine Wut richtet sich allerdings nicht gegen mich oder die Polizei als Institution. Sie ist dem Umstand geschuldet, dass die Blaulichter auf seinem Auto nicht so lustig leuchten wie die des echten Einsatzwagens, den wir neulich in der Straße gesehen haben. Und Lärm machen sie auch keinen.

Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen freuen sich Kinder über Einsatzwagen mit Blaulichtern und Lalülala. Wir Erwachsenen dagegen denken uns „Ui, hoffentlich nix Schlimmes passiert“ oder „Mist, schnell abhauen!“. Sie kennen das.

Ein Anruf genügt

Kürzlich war der Sohn wütend, weil er dachte, ich hätte mich heimlich mit der Paw Patrol getroffen. Die Paw Patrol, das ist eine Zeichentrick-Serie über eine Art Privatpolizei aus knuffigen Hunden und deren Einsatzleiter, der Ryder heißt. Kinder mögen Paw Patrol. Ein Anruf genügt, dann kommt die Paw Patrol vorbei und hilft. Unbürokratisch, nachhaltig, ohne großes Trara. Danach gibt’s Leckerli und Gelächter.

Heile Welt, nette Leute

Die Hunde von der Paw Patrol, also Chase, Rubble, Rocky, Marshall, Skye und Zuma sind neben ihrer Tätigkeit als „Helfer auf vier Pfoten“ sehr spaßorientiert, zuvorkommend und wahnsinnig sympathisch. Auch weil sie sich selbst nicht zu wichtig nehmen.

Ryder, ihr technikbewanderter Boss, ist auch ein Guter. Nur manchmal befürchte ich, dass er so ein Jungliberaler oder so ein Elon-Musk-Typ sein könnte. Naja, wenigstens hilft er.

Paw Patrol, Papa

Und ehrlich: Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem ich nicht mindestens mehrmals die Paw Patrol anrufen und sie um Hilfe bitten möchte. Und da rede ich nicht mal vom lächerlichen Wahlkampf, Klima, Rassisten und so.

Als ich versucht habe, ein Spielzeugauto des Sohnes zu reparieren, lief der Kleine aus dem Raum und murmelte „Paw Patrol, Papa“ – und das schon, bevor mein handwerkliches Scheitern offensichtlich war.

Ich sag, wie’s ist. Als zu Hause alle im Bett waren und die Hündin auf der Couch neben mir schnarchte, habe ich eine Folge Paw Patrol geguckt. Alleine. Für die Seelenhygiene.

Ich hoffe, der Sohn denkt nicht wieder, ich hätte mich heimlich mit denen getroffen.

Michael Setzer ist seit fast drei Jahren Vater. Früher haben Eltern ihre Kinder vor Leuten wie ihm gewarnt. Niemand hat ihn vor Kindern gewarnt.