Diese Männer verstehen sich – in der Küche und außerhalb davon. Foto: Caroline Holowiecki

Vor 30 Jahren hat sich in Harthausen der ökumenische Männerkochclub gegründet. Bis heute trifft er sich einmal im Monat. Manches Mitglied ist von Anfang an dabei.

Viele Köche verderben den Brei. Dieses Sprichwort liegt unweigerlich auf den Lippen bei diesem Durcheinander in der Küche. Der Raum ist zwar größer als die deutsche Durchschnittsküche, doch bei neun Männern, die parallel arbeiten, ist eigentlich immer einer dem anderen im Weg. Bernd Neumeister (68) etwa steht gerade im Stau. Er müsste eigentlich an den Herd, doch der wird von anderen belagert. Die Béchamelsoße muss warten. Gut Ding will Weile haben, so wie der Pfannkuchenteig, den er zuvor angerührt hat. „Der geht schon“, sagt Bernd Neumeister.

Planung ist alles beim ökumenischen Männerkochclub in Harthausen. Einmal im Monat kommen die Mitglieder im evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeindehaus zusammen, um zu quatschen, ein Viertele miteinander zu trinken und nebenbei ein Drei-Gänge-Menü zu zaubern. Den Club gibt es tatsächlich schon seit 30 Jahren. 1992 wurde die Gruppe gegründet, 1993 hat sie zum ersten Mal gekocht. Aktuell besteht sie aus elf Männern, die entweder in Harthausen leben oder von hier stammen und dem Ort immer noch verbunden sind.

Die Männer lernen immer Neues dazu

Mancher ist seit dem Start dabei. Hartmut Sagert (69) etwa ist Gründungsmitglied. Er sei seinerzeit vom Pfarrer, dem Initiator, angesprochen worden, ob er nicht mitmachen wolle. „Ich habe das Problem gehabt, ich konnte nicht kochen. Ich war abhängig von meiner Frau“, sagt er, während er gelbe und rote Tomaten schneidet. Und heute? „Ich kann immer noch dazulernen. Aber ich habe an Sicherheit dazugewonnen“, sagt er.

Gewonnen haben im Kochclub alle, und zwar Freundschaften. Die Herrenrunde trifft sich auch abseits des Herdes. Gemeinsam unternimmt sie Ausflüge, immer ist dabei auch ein Besuch in einem Kunstmuseum oder einer Galerie im Programm. „Eine angenehme freundschaftliche Männergruppe“, sagt Rainer Arnold (72), während er Schalotten und Möhren schnippelt. Im Zentrum steht aber freilich das Kulinarische. „Ich esse ganz gern. Da ist der Schritt, selber zu kochen und sich ein bisschen zu verwirklichen, ein naheliegender“, sagt Wolfgang Herb (67). Er ist seit 2001 dabei.

Vor knapp zwei Jahren zur Gruppe gestoßen ist Niels Bingmann. Mit seinen 35 Jahren ist er das jüngste Mitglied. Dass Männer nicht kochen könnten, sei ein Vorurteil. „Bei uns daheim ist es immer so, dass meine Frau und ich streiten, wer kochen darf“, sagt er, lacht und nippt an seinem Bier. Hier bekomme er neue Inspirationen. „So sieht man mal was anderes.“

Das Motto dieses Jahr: die Lieblingsgerichte der Frauen

Auch wenn das Treiben in der engen Küche chaotisch wirkt, tatsächlich ist die Gruppe längst eingespielt. Jeder weiß, was er zu tun hat. Wolfgang Steigleder (72) ist der Organisator in der Gruppe. Er hat unter anderem das Jahresmotto festgelegt: Lieblingsgerichte der Ehefrauen. An diesem Donnerstagabend wird gekocht, was Berthold Wössners (73) Gattin mag. Zur Vorspeise gibt es geräuchertes Forellenfilet mit Meerrettich und roten Linsen, der Hauptgang besteht aus Pfannkuchen mit Spinatfüllung und Béchamelsoße plus Tomatensalat, und abgerundet wird das Menü durch eine Joghurtcreme mit Beeren. Schade eigentlich, dass Berthold Wössners Frau gar nichts von ihrem Lieblingsessen abbekommt. „Wenn was übrig bleibt, bringe ich ihr was mit“, sagt er und lächelt verschmitzt. Nur einmal im Jahr werden die Damen eingeladen – und bekommen dann aber ein Best-of serviert.