Dieses neue Fontänenfeld am Marktplatz ist seit Gründonnerstag in Betrieb. Die Wasserspiele werden aus 36 Düsen gespeist, acht Programme steuern die Sprudler. Die Anlage ist Teil der Sanierung des Marktplatzes und hat 900 000 Euro gekostet. Das kühle Nass soll die Marktplatzbesucher in den heißen Sommermonaten erfrischen – trinken sollte man es allerdings nicht. Dagegen gibt es nun neue Diskussionen über die im Bereich des Fontänenfelds geplanten Kübelbäume. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Erneut gibt es Hindernisse für eine Begrünung des Marktplatzes. Diesmal sind es die Marktbeschicker und das Marktamt, die der Platzierung temporärer Bäume im Weg stehen. Bei manchen Stadträten kommt das nicht gut an.

Es war schon der Kompromiss vom Kompromiss: Weil die Stadtverwaltung Baumpflanzungen auf dem neu hergerichteten Marktplatz aus technischen Gründen für nicht machbar erklärt hatte, sprach sich eine breite Mehrheit des Gemeinderats für fünf Pflanzkübel mit kleineren Schattenspendern als Ersatzlösung aus. Zuvor waren Event-Veranstalter, die den Platz vor dem Rathaus etwa mit dem Weindorf oder dem Festival der Kulturen bespielen, Sturm gegen die Baumpflanzungen gelaufen, hatten gar die Existenz mancher Veranstaltung infrage gestellt. Nun gibt es erneut Einwände gegen temporäre Pflanzkübel, diesmal vonseiten der Beschicker des Wochenmarkts und der städtischen Tochter Märkte Stuttgart GmbH.

Stadtklimatologen hatten Baumpflanzungen dringend empfohlen

Ursprünglich hatte der ehemalige OB Fritz Kuhn (Grüne) mit der Idee geliebäugelt, den zentralen Platz vor dem Rathaus mit weiteren Bäumen zu versehen. Auch das Linksbündnis im Rat brachte einen entsprechenden Antrag ein. Umfragen unter der Stuttgarter Bevölkerung gaben ihnen recht, zumal die städtischen Klimatologen den Marktplatz und speziell die Fläche rund um das neu angelegte Fontänenfeld als sommerlichen Hitze-Hotspot identifiziert und die Pflanzung und Beschattung ausdrücklich empfohlen hatten. Der von der Stadt eingerichtete Gestaltungsbeirat empfahl allerdings mehrheitlich das Freihalten des Platzes, Stadtplaner und das Tiefbauamt verwiesen auf Schwierigkeiten im Untergrund und bei der Pflege der Bäume.

Die Alternative: mobile Schattenspender in Form von Pflanzkübeln zwischen dem Fontänenfeld und der Nespresso-Boutique an der nordwestlichen Ecke des Platzes. Doch auch dieser Plan scheint nun in Gefahr, weil das Marktamt den Belegungsplan für den ab Juni wieder regelmäßig vor dem Rathaus stattfindenden Wochenmarkt geändert hat. Statt der Bäume sollen dort nun Marktstände aufgebaut werden, wie der Chef der Märkte Stuttgart, Thomas Lehmann, den überraschten Stadträten im Ausschuss für Stadtentwicklung erläuterte.

Puls-Stadträtin: „Ein Unding, dass die Bäume einfach weggeplant werden“

Technikbürgermeister Dirk Thürnau bezifferte vor dem Gremium die Kosten für die geplanten fünf Baumkübel auf 32 000 Euro. Sollten die Bäume bei entsprechenden Veranstaltungen umgesetzt oder eingelagert werden müssen, würden dafür jedes Mal 2000 Euro fällig. „Da kommen schnell 150 000 Euro zusammen“, so Thürnau, „der Marktplatz ist nun mal kein Wald.“ Man müsse dort viele verschiedene Nutzungsfunktionen berücksichtigen. Er plädierte daher für fixe Baumstandorte („Der ausgewählte Platz ist unter Hitzeaspekten der Beste“), warf aber dennoch die Frage auf, ob sich die Räte auch noch alternative Standorte auf dem Marktplatz vorstellen könnten. „Ein Unding, dass die Bäume einfach weggeplant werden“, empörte sich Deborah Köngeter von der Puls-Fraktionsgemeinschaft. Der mühsam erzielte Kompromiss zur Begrünung des Platzes werde kaputt gemacht. Für die Freien Wähler seien temporäre Bäume „nicht nachhaltig“ und gegenüber dem Fontänenfeld zweitrangig, so Stadträtin Rose von Stein. CDU-Fraktionschef Alexander Kotz, Impulsgeber für die Wasserspiele und zudem inoffizieller Namensgeber („Kotz-Sprudler“), plädierte für eine Koexistenz von Bäumen und Wasserfläche.

Märkte-Chef plädiert für Mitspracherecht der Marktkaufleute

Während die Grünen das Areal rund um die Ratskeller-Außengastronomie als Ausweichstandort ins Spiel brachten, aber zugleich grundsätzlich auf eine Begrünung des Platzes pochten, schlug das Linksbündnis vor, den Wochenmarkt in Richtung Kirchstraße zu erweitern, um so den Raum für die Bäume hinter dem Fontänenfeld wie vorgesehen zu reservieren.

Das wiederum kommt für den Märktechef nicht infrage. „Das wäre den Marktbeschickern nur schwer zu vermitteln, das lässt sich nicht durchsetzen“, so Thomas Lehmann. Sein Vorschlag: Bei der für den 4. Juni geplanten Wiedereröffnung des Wochenmarktes auf dem bis dahin fertig sanierten Marktplatz, zu der dann auch Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) erwartet wird, möge man doch vor Ort die Meinung der Marktkaufleute zum Thema Baumstandort einholen.