Training auf dem Campus der Uni Vaihingen. Foto: Wolfgang Strodel/Parkour Stuttgart

Die Sportlerinnen und Sportler des Vereins Parkours Stuttgart distanzieren sich von gefährlichen Aktionen wie dem Klettern auf dem Stadiondach.

Nach dem Bekanntwerden eines Videos vom Stadiondach des VfB haben sich im Netz unter anderem auch Kommentare gefunden, die diese Aktion mit dem Parkour-Sport in Verbindung gebracht haben. Das sei völlig abwegig, sagen drei Mitglieder des Vorstands des Vereins Parkour Stuttgart. „Das hat mit dem, was wir machen, überhaupt nichts zu tun“, sagt die Vorsitzende Maren Baufeld.

In den sozialen Medien kursiert seit Ende Januar ein Video, das mehrere junge Männer auf der Dachmembran des VfB-Stadions in Stuttgart zeigt. Sie hatten offenbar die abgeschlossenen Tore überwunden und waren dann am Gestänge bis ganz oben geklettert. Dort hüpften sie auf der Membran wie auf einem Trampolin herum. Vom Umbauzustand und der UV-Beleuchtung für das Rasenwachstum gilt es als wahrscheinlich, dass das Video in diesem Winter entstanden ist. Die Aktion war illegal und erfüllt laut der Polizei den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs.

„Wir machen etwas komplett anderes“, erläutert Baufeld. Sie höre zwar auch immer wieder „Du springst doch über Dächer“. „Aber ein Gebäude ist ein Hindernis, das wir anders überwinden: Bei uns geht um den schnellsten und effizientesten Weg von A nach B. Da wäre es ja völlig unlogisch, erst aufs Dach zu steigen“, macht sie den Unterschied klar. Stattdessen würden Parkour-Sportlerinnen und Sportler einfach um das Gebäude herum gehen. Sie springen auf kleine Mauern, hangeln sich von Geländer zu Geländer – das sind die Wege, die für Parkour-Spotlerinnen und -Sportler interessant sind.

„Es geht auch darum, sich des eigenen Risikos bewusst zu werden, seine Grenzen zu finden“, sagt der Schriftführer im Vorstand des Parkour-Vereins, Jan Lange. Zunächst schaffe man es auf eine einen Meter hohe Mauer. Dann auf die mit 1,5 Metern. Auf zwei Metern Höhe stelle man dann fest, dass es zu hoch ist. „Dann geht man eben wieder runter und vielleicht versucht man es in ein paar Wochen noch einmal“, sagt Lange. „Wir wollen uns selbst erfahren, Grenzen erkunden, Fähigkeiten nutzen. Nicht jeder Körper ist gleich – man hat unterschiedliche Stärken“, sagt Angelika Sahm, die Schatzmeisterin im Vorstand. Adrenalinjunkies wie die Kletterer auf dem Stadion, die auch schon Videos auf der Spitze des Ulmer Münsterturms gedreht haben, gebe es bei ihnen nicht. „Bei uns stellt sich hinterher ein Glücksgefühl ein, wenn wir etwas geschafft haben“, sagt Jan Lange. Angelika Sahm hat noch eine andere Sicht auf den Nervenkitzel der Stadion- und Hochhauskletterer, die sogar auf der Nabe eines Windkraftwerks umherspazieren: „Da ist oft das Klettern nicht die Herausforderung, da bestehen ja Wege nach oben. Für die, die das machen, ist es der Reiz des Verbotenen“, sagt sie.

Der Verein Stuttgart-Parkour mache nichts Verbotenes. Wenn man mal angesprochen werde, „dann rennen wir nicht davon“. Ein Trainingsgebiet ist der Unicampus in Vaihingen. Da habe ein Hausmeister gebeten, nicht mehr auf eine Sitzgruppe aus Holz zu springen, weil der Tisch nicht mehr stabil genug sei. „Daran halten wir uns natürlich. Und wir haben eine Sonderregel: Nicht in die Beete treten!“ Weil sich daran alle halten würden, dürften sie weiterhin auf dem Unicampus trainieren, sagt Maren Baufeld.

Bei der Uni Vaihingen bietet der Verein Parkour Stuttgart an jedem zweiten Samstag im Monat einen Einführungsworkshop an. Der nächste ist am 11. März von 13 bis 16 Uhr. Treffpunkt ist bei der S-Bahn-Haltestelle Universität. Weitere Informationen stehen unter www.parkour-stuttgart.de im Netz.