Die Farben Grün und Beige dominieren: Hotelchef Alessandro Cicconi hat die Zimmer und die Lobby komplett renovieren lassen. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Rund 155 Beherbergungsbetriebe mit 20 500 Betten gibt es in Stuttgart. Nur 59 Betriebe haben unter 50 Betten. Wie behaupten sich die kleinen Häuser? Heute: das Hotel Attimo.

Zunächst gehörte das Haus zu einer kleinen Hotelkette. Doch seit zehn Jahren wird das Hotel Attimo an der Wildunger Straße in Bad Cannstatt privat geführt. Mit Alessandro Cicconi ist der Hotelchef allerdings derselbe geblieben. Der 46-Jährige, der in seinem Hotel 46 Zimmer anbietet, sagt: „Der Eigentümer hat mich gefragt, ob ich den Betrieb übernehmen möchte und mir eine gleichberechtigte Partnerschaft angeboten.“ Der Hotelbetriebswirt schlug das Angebot seines früheren Arbeitgebers aus, Geschäftsführer in einem 200-Zimmer-Hotel zu werden und ergriff seine Chance in Bad Cannstatt. Unter seiner Regie wurde das Hotel renoviert, Farb- und Einrichtungskonzept in Naturtönen wie Grün und Beige aufeinander abgestimmt und ein großzügiger Frühstücksbereich geschaffen. Da das Hotel in einer Gastronomie-Passage liegt, ist ein eigenes Restaurant nicht nötig. „Die Hamburger gleich nebenan sind wirklich empfehlenswert“, sagt Cicconi.

Mitarbeiterschwund während der Pandemie

Das Coronavirus und die Inflation bereiten dem Hotelchef wie vielen seiner Kollegen Kopfzerbrechen. Während der Pandemie sprangen viele Mitarbeiter ab und orientierten sich beruflich neu: „Wir hatten ja keine Gäste und konnten die Differenz zwischen den Ausgleichszahlungen durch die Regierung und dem regulären Gehalt nicht komplett übernehmen“, stellt Cicconi fest. Von 15 Mitarbeitern haben acht den Betrieb verlassen. Und die, die einen neuen Job gefunden haben, kommen nicht zurück.

Dem Fachkräftemangel in der Hotelbranche begegnet Cicconi damit, dass er auch berufsfremden Bewerbern eine Chance gibt und auf Fachkräfte setzt, die erst seit Kurzem in Deutschland sind und noch nicht perfekt Deutsch sprechen. Seit einiger Zeit arbeitet zum Beispiel Diana Kruglyak an der Rezeption des Attimo. Die 31-jährige Ukrainerin hat auf Kreuzfahrtschiffen als Rezeptionistin gearbeitet, ist aber bei Kriegsausbruch nach Deutschland geflüchtet. „Ich möchte arbeiten. Nichts zu tun, das liegt mir nicht“, sagt sie und zwar bereits auf Deutsch. Ob sie nach Kriegsende in Stuttgart bleibt oder in die Heimat zurückkehren wird, ist noch ungewiss. Für ihren Chef Cicconi wäre ihr Weggang ein Verlust, da gute Mitarbeiter kaum noch zu bekommen seien, wie er sagt. Der Personalmangel zwingt den Hotelchef, weit in die Zukunft zu denken: Digitales Einchecken per Code oder Handy ist im Attimo wie in vielen anderen Hotels schon lange möglich. Verschärft sich der Mangel an Mitarbeitern in den nächsten Jahren aber, müsse man auch über weitere Digitalisierung nachdenken, zum Beispiel im Frühstücksbereich. „Ich bin zwar kein Befürworter, aber wir müssen mit der Zeit gehen“, so Cicconi. Dass er dadurch Gäste verliert, befürchtet er allerdings nicht. Nach seiner Erfahrung haben vor allem junge Gäste und Geschäftsleute damit kein Problem – und die bilden das Gros der Kundschaft. Und für eine individuelle Betreuung der älteren Gäste sei dann mehr Zeit.

Digitalisierung könnte weiter voran schreiten

Das Attimo setzt auf einen Mix aus einheimischen und internationalen Gästen und profitiert von Veranstaltungen auf dem Wasen wie Frühlings- und Volksfest sowie von Events in der Schleyerhalle und Porsche-Arena, die vom Hotel aus schnell zu erreichen sind. Die Preise beginnen bei 119 Euro fürs Einzelzimmer. Das Doppelzimmer kostet etwa 50 Euro mehr. Je nach Auslastung der Hotellerie bei Veranstaltungen können sie auch steigen. „Damit kompensieren wir wie alle Hotels die schwachen Monate“, sagt Cicconi – die Wintermonate und der August.