Nicht nur Friedemann Vogel und Elisa Badenes sorgen in der „Dornröschen“-Aufzeichnung aus Stuttgart für festlichen Glanz. Foto: Stuttgarter Ballett

Die großen Ballettklassiker gehören zum Jahresende wie die Lichter zum Weihnachtsbaum. Das Stuttgarter Ballett schickt „Dornröschen“ ins Rennen; und auch andere Kompanien setzen auf Online-Angebote.

Stuttgart - Vor einem Jahr sorgte „Dornröschen“ für lange Schlangen vor den Kassen im Stuttgarter Opernhaus und für ausverkaufte Ballettvorstellungen. Jetzt hat das Coronovirus den Kulturbetrieb wieder einmal in Tiefschlaf versetzt, doch nicht nur für Aurora hinter der Dornenhecke soll es ein Happy End geben. Während die Welt draußen auf Erlösung durch einen Impfstoff wartet, tröstet das Stuttgarter Ballett alle drinnen mit einem Streaming-Angebot über die Feiertage: Vom zweiten Weihnachtsfeiertag bis zum Jahresende ist „Dornröschen“ erneut auf dem Youtube-Kanal des Stuttgarter Balletts zu erleben. Schon im ersten Lockdown war der von Jürgen Rose prachtvoll ausgestattete Klassiker unter den Streaming-Angeboten des Stuttgarter Balletts das mit Abstand beliebteste: Die Stuttgarter Starsolisten Friedemann Vogel und Elisa Badenes haben Fans in der ganzen Welt. Und neben dem Märchentraumpaar ist da noch Jason Reilly, der als Carabosse ein finsteres Kraftfeld aufbaut und keinen Zweifel daran lässt, dass die dunkle Fee in Marcia Haydées viel gelobter Version dieses Klassikers die Fäden in der Hand hält.

München bietet „Schwanensee“

Das Publikum des Stuttgarter Balletts ist so dankbar für diese Angebote, dass viele unter den Zuschauern gern dafür etwas spenden würden. Diese Anfragen haben die Kompanie nun dazu bewogen, ein Spendenkonto einzurichten, auf dem man entweder die Streaming-Angebote (Verwendungszweck: „Spende an das Stuttgarter Ballett“) oder den Nachwuchs (Verwendungszweck „Spende an die John-Cranko-Schule“) unterstützen kann. Informationen dazu und einen Link zur Aufzeichnung finden sich auf der Internetseite des Stuttgarter Balletts.

Klassischen Tanzstoff bietet über die Weihnachtsfeiertage auch das bayerische Staatsballett mit Ray Barras „Schwanensee“-Version. Die modifizierte und an die Corona-Regeln angepasste Fassung aus der Spielzeit 2020/21 wurde Anfang Dezember im Münchner Nationaltheater aufgezeichnet und steht den Zuschauern an den Feiertagen vom 24. bis 26. Dezember kostenfrei hier zur Verfügung. Ab dem 27. Dezember ist der Stream für weitere 30 Tage als Video-on-Demand verfügbar, ein 24-Stunden-Ticket kostet 9,90 Euro.

„Nussknacker“ tanzt in Zürich

Und noch ein Ballettklassiker erhellt die dunkle Jahreszeit aufs feinste: „Der Nussknacker“ unterhält mit der stimmungsvollen Musik Tschaikowskis und einem märchenhaften Personal, das Schneeflocken, Zinnsoldaten und Mäuse zum Einsatz bringt, die ganze Familie. Im Lockdown gibt’s ihn leider nur aus der Konserve – doch sie kommt aus einer der angesagtesten Sterne-Ballettküchen. Bei Christian Spuck heißt der Klassiker wie E.T.A. Hoffmanns Märchen, das ihm zugrunde liegt: „Nussknacker und Mäusekönig“. Für 4,99 Euro kann die ganze Familie im Opernhaus Zürich in der ersten Reihe sitzen, wenn sich der Vorhang auf das märchenhaft-fantastische Geschehen hebt.

Christian Spuck, ehemaliger Haus-Choreograf des Stuttgarter Balletts und seit 2012 Ballettdirektor in Zürich, hat das Erzählen im Blut. Für einen schlüssigen Handlungsfaden hat er Tschaikowskis Musik in ihre Einzelteile zerlegt und passend zur dramatischen Geschichte und ihren Stimmungslagen neu kombiniert. Realität und Fiktion vermengen sich bei ihm zu einem nachtschwarzen Vexierspiel, das auch erwachsenen Kennern neue Perspektiven eröffnet; ebenso überraschend und traumhaft schön wird hier fast zwei Stunden lang getanzt. Selbst die pantomimisch-puppenhaften Passagen entwickeln hier eine neue, sehr parodistisches Ebene.

Christian Spuck: „Nussknacker und Mäusekönig“ als Video-on-Demand zum Ausleihen für 4,99 Euro oder Kaufen für 9,99 Euro auf www.opernhaus.ch/digital/video-on-demand/