Derzeit verlangen manche Kindertageseinrichtungen eine Gesundschreibung. Eltern bringen ihre Kinder deshalb auch mit harmlosen Erkältungen zum Kinderarzt. Foto: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Derzeit müssen Kinder bei Erkältungssymptomen sofort zuhause bleiben. Wenn ab Herbst die Erkältungszeit beginnt, könnte das zu einer Patientenflut in Kinderarztpraxen führen.

Freiburg - Wenn die derzeitigen Regeln in Kindertagesstätten und Schulen beibehalten werden, rechnen die Kinderärzte im Land spätestens ab Herbst mit „einer Masse an Patienten, die wir nur schwer bewältigen können“. Das sagte Roland Fressle, Vorsitzender des baden-württembergischen Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unserer Zeitung.

Derzeit dürfen nur Kinder ohne Symptome Schulen und Kitas besuchen. Manche Einrichtungen verlangen bei Infekten eine Gesundschreibung. Das führe teilweise schon jetzt zu „grotesken Anfragen“, so Fressle, der in Freiburg eine Praxis betreibt. Etwa, wenn er auf einem Vordruck der Kita bestätigen soll, dass es sich beim Schnupfen eines Kindes nicht um eine Corona-Erkrankung handle: „Das ist nur mit einem Covid-19-Test möglich. Und dieser hat nur für den Zeitpunkt des Abstrichs Aussagekraft“, sagte der Kinder- und Jugendmediziner.

Wenn ab Herbst die Erkältungssaison starte, könnten Eltern deshalb zu Hauf in die Praxen kommen, weil sie sonst bei jeder Schnupfennase des Kindes tagelang mit dem Nachwuchs zuhause bleiben müssten.

Die Ärztevertreter haben sich deshalb kürzlich in einem Brief an die zuständigen Landesministerien gewandt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie wünschen sich einen Umgang mit kranken Kindern wie vor der Pandemie: „Hat ein Kind Fieber und ist nicht fit, bleibt es natürlich zuhause bis es symptomfrei ist. Holt sich ein Kind bei kaltem Wetter einen Schnupfen, sollte es auch ohne Attest in die Kita oder Schule gehen dürfen“, sagt Roland Fressle.

Sein Verband setzt sich außerdem dafür ein, das Thema mehr aus Perspektive der Kinder und deren Bedürfnissen zu sehen. Bei Kindern verlaufe eine Infektion mit Covid-19 meist harmlos. Insofern sollte sie möglichst oft in Kitas und Schulen gehen können – auch auf die Gefahr hin, sich anzustecken.