In der Tunzhofer Straße blieb die Kita am Dienstag geschlossen. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Der Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas hat sich in einer Probeabstimmung gegen weitere streikbedingte Kitaschließungen ausgesprochen.

Die meisten Eltern der kommunalen Kitas in Stuttgart haben Verständnis für den Streik, mit dem die Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen ihre Tarifforderungen durchsetzen möchten. Das haben in einer Probeabstimmung immerhin 17 von 26 angegeben. Dass die Kitas geschlossen bleiben, war für 19 von 26 allerdings nicht akzeptabel. „Seit dem Warnstreiktag am Dienstag ist allen klar: es geht um die Wurst bei den nun folgenden Verhandlungsrunden, und möglicherweise droht ab Ende Mai ein unbefristeter Streik, wenn sich die Verhandlungspartner bis dahin nicht einigen“, sagte Elisabeth Reuter vom Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas in Stuttgart (GEB).

Fachkräfte wandern ab

Sie legte in einer Online-Konferenz am Mittwochabend die Forderungen der Gewerkschaften dar. Dazu gehören zum Beispiel eine bessere Entlohnung und kürzere Tarifstufenlaufzeiten. „Die Erzieherinnen arbeiten häufig unter belastenden Bedingungen und wandern deshalb oft in die Schülerbetreuung ab“, so Elisabeth Reuter. Sollten sich die Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen nicht verbessern, werde sich dieser Trend sicherlich fortsetzen. „Wir gehen derzeit von mehr als 250 offenen Stellen in Stuttgart aus.“

Die Eltern kritisieren aber die Tarifstrategie der Gewerkschaften: „Uns fehlt die Forderung, die Fachkräfte von fachfremden Tätigkeiten zu entlasten“, sagt Reuter. Während Corona verbringe die Leiterin der Kitas viel Zeit damit, Anwesenheitslisten zu führen und E-Mails ans Gesundheitsamt zu schicken. Der GEB ist der Ansicht, dass dazu keine pädagogische Fachkraft nötig ist, sondern dass man sie davon entlasten sollte. „So hätten sie mehr Zeit, sich mit den Kindern zu beschäftigen.“

Sorge um Notbetreuung

Aus dem Elternkreis ist die Klage an den GEB herangetragen worden, dass der Zeitpunkt des Warnstreiktags als „sehr belastend“ empfunden worden sei. Wegen Erkältungswellen und Corona habe es im Winter schon viele Schließtage gegeben, da hätte man gern ein paar Wochen mehr zum Verschnaufen gehabt. Allerdings seien Kitas wegen erkrankten Erzieherinnen eher selten geschlossen gewesen, ergab eine Umfrage im Kreis der online teilnehmenden Eltern. Allerdings beobachtet Patrizia Horvat vom GEB, dass die Stadt zurzeit pädagogische Aushilfen für die Kitas suche. „Die ersetzen keine Fachkräfte. Das geht nicht.“ Kitas seien Bildungseinrichtungen und keine Verwahranstalten.

Kommt es zu weiteren Warnstreiks oder zu einem Streik, hängt die Betreuungsdichte von der Infektionsentwicklung bei Corona ab: Ist diese hoch, sind Zusammenlegungen von Teilgruppen zu einem Notbetreuungsangebot nicht möglich. Elisabeth Reuter: „Ich weiß nicht, wie das dann gemacht wird.“