Die Kirchen verlieren Mitglieder. Das macht sich auf finanziell bemerkbar. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko/Lichtgut/Max Kovalenko

Württembergs Evangelische Landeskirche rechnet mit Rekordsteuereinnahmen. Dennoch will sie viele Stellen streichen. Die Inflation macht auch ihr zu schaffen.

Eigentlich sind es gute Nachrichten, die Fabian Peters vom Finanzdezernat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg am Montag verkünden kann: Dieses Jahr fließen rund 800 Millionen Euro Kirchensteuer den Protestanten zu. Das ist nicht nur deutlich mehr als zunächst erwartet, sondern auch noch ein beachtlicher Zuwachs gegenüber dem vergangenen Jahr, das ebenfalls schon besser war als zunächst kalkuliert. „Wir sind 2021 viel schneller aus der Corona-Krise gekommen als gedacht. Und wir haben 2022 von der Inflation profitiert“, sagt Peters. Er sieht für die nächsten Jahren „Rekordeinnahmen“ voraus. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die durch die Inflation bedingten höheren Ausgaben – vor allem fürs Personal oder für die Energie.

155 Stellen sollen gestrichen werden

Diese Mehrkosten schlagen so stark zu Buche, dass die Landeskirche ihren Sparkurs verschärfen will. Bis 2030, so Peters, sollen allein bei den kirchlichen Angestellten und Beamten 155 Jobs und damit rund zehn Prozent der Stellen wegfallen. Dazu kommen noch weitere Einschnitte im Pfarrdienst, über die die Landessynode, die von Donnerstag an zu ihren Haushaltsberatungen zusammenkommt, dereinst befinden muss. Klar ist aber, dass weitere Streichungen in den Gemeinden neuen Protest nach sich ziehen werden. Schon jetzt, so macht der Vorsitzende des Finanzausschusses Tobias Geiger deutlich, ist an der Basis kräftig gespart worden: Gebäude wurden aufgegeben, Pfarreien zusammengelegt, Doppelstrukturen abgebaut. Doch eine Alternative gebe es angesichts des Mitgliederverlusts eben nicht, meint Geiger. Gehören heute rund 1,8 Millionen Gläubige zur württembergischen Landeskirche, würden es 2030 nämlich voraussichtlich nur noch 1,5 Millionen sein.

Auch eine verstärkte Kooperation mit der Badischen Landeskirche soll die Kosten senken. Zehn Felder werden dafür momentan beleuchtet. Die landeskirchlichen Archive und Bibliotheken könnten ebenso zusammenarbeiten wie die pädagogischen Institute, sagt die Präsidentin des Kirchenparlaments Sabine Foth. Auch die beiden Akademien – die badische und die Akademie Bad Boll – loten momentan einen Zusammenschluss aus. Die Diskussionen liefen aber noch, sagt Foth. „Sicher ist nur: eine Fusion der beiden Landeskirchen steht nicht an.“

Der kirchliche Klimaschutz wird verstärkt

Jedenfalls will die Landessynode am Wochenende einen Doppelhaushalt für die nächsten beiden Jahre beschließen und dabei auch Schwerpunkte setzen. So soll ein Klimaschutzgesetz die bisherigen Anstrengungen forcieren, CO2 einzusparen. Darin enthalten ist zum Beispiel eine Verpflichtung, bei Heizungssanierungen nur noch auf regenerative Energien zu setzen. Rund 25 Millionen Euro lässt sich die Landeskirche dieses Gesetz kosten. Mehr Geld fließt auch an die Gemeinden und an die Kindertageseinrichtungen, damit diese inflationsbedingte Belastungen auffangen können. Zudem will die Landeskirche die 5,2 Millionen Euro zusätzlicher Kirchensteuereinnahmen, die ihr die Energiepreispauschale bringt, komplett in einem Fonds stecken. Aus dem Topf sollen gerade jene Menschen unterstützt werden, die die Inflation besonders in Schwierigkeiten bringt.