Foto: ale/Alexander Müller

Im Rahmen der Spazierwegkonzerte waren der Bariton Gotthold Schwarz und drei Spitzenmusiker für Barockmusik in der Andreaskirche zu Gast.

Obertürkheim - Empfindsam und virtuos – das Motto des Spazierwegkonzerts lockte am Wochenende zahlreiche Besucher mit hohen Erwartungen in die Obertürkheimer Andreaskirche.

Eingerahmt von sechs geistlichen Liedern des Barock und der Kantate „Was frag ich nach der Welt“ von Johann Sebastian Bach gestaltete der weltbekannte Leipziger Bariton und Thomaskantor (17. Nachfolger von J. S. Bach) Gotthold Schwarz mit seinen langjährigen Trio-Partnern Siegfried Pank, Viola da Gamba, und Hans Christoph Becker Voss, Truhenorgel, einen bunten musikalischen Blumenstrauß an Kostbarkeiten der barocken Musikliteratur.

In seiner Spezialität, dem barocken Liedgesang, brillierte Gotthold Schwarz mit Liedern von Nicolaus Hasse, Georg Christoph Strattner, Georg Böhm, Johann Wolfgang Franck und anderen deutschsprachigen Komponisten mit musikalischer Leichtigkeit und äußerst klarer Deklamation. Die Zuhörer waren gebannt vom Zusammenspiel von Klang und Textinhalt.

Spitzentrio als Begleitung

Spannend auch die Korrespondenz mit der Musik aus Italien und Frankreich, den „tonangebenden“ Ländern der europäischen Barockmusik: von Claudio Monteverdis Concerto über Psalm 117 „Laudate Dominum“ über „Cantate Dominum“ seines Zeitgenossen und Nachfolgers am Markusdom in Venedig, Franceso Cavalli, bis hin zum „Exaltabo te“, einer Kantate über Psalm 144 von André Campra, einem aus dem Piemont stammenden und in Frankreich wirkenden Komponisten, Begründer der französischen Barockoper und Schöpfer von großartigen „Motets“ (Geistliche Solokantaten) wurde ein weiter Horizont eröffnet.

Bemerkenswert war das präzise Miteinander der Ausführenden, allesamt Spezialisten im Bereich der barocken Musik und ihrer Aufführungspraxis. Neben Gotthold Schwarz, dessen musikalische Expressivität und stimmliche Klarheit auch bei allen virtuosen Stücken und musikalischen Verzierungen immer wieder von neuem begeisterte, gab der weltbekannte Leipziger Gambist Siegfried Pank mit seinem einfühlsamen und ausdrucksstarkem Gambenspiel ein faszinierendes Gegenüber zum vokalen Part der Werke. Hans Christoph Becker-Foss, Hamelner Organist und Musikhochschullehrer, war mit seinem Continuospiel das äußerst umsichtige Fundament des Trios. Im Orgelchoral über den Marienhymnus „Ave Maris stella“ des frühbarocken italienischen Komponisten Girolamo Cavazzoni über F. Couperins „Amen“ sowie in Buxtehudes „Nun lob, mein Seel´, den Herren“ bis hin zu Johann Sebastian Bachs berühmtem Orgelchoral „Vater unser im Himmelreich“ fand er die verbindenden Stücke und gefiel durch seine Interpretationen, die eine kleine Truhenorgel zum vollwertigen Konzertinstrument für barocke Orgelliteratur erklingen ließen.

Begeisterter Applaus

Mit der hoffnungsvollen und Mut machenden Kantate BWV 94 „Was frag ich nach der Welt und allen ihren Schätzen“ seines berühmten Vorgängers Johann Sebastian Bach verabschiedete sich Gotthold Schwarz mit seinem Trio von einem begeisterten Konzertpublikum. Lang anhaltender Applaus der Zuhörer war der Dank an die in Obertürkheim zwischenzeitlich gut bekannten Musiker – verbunden mit der Hoffnung, die drei Musikprofessoren und Spezialisten für barocke Musik und ihre Aufführungspraxis bald wieder begrüßen zu dürfen.

Das nächste Spazierwegkonzert findet am Sonntag, 17. Oktober, um 17 Uhr, wieder in der Andreaskirche, Heidelbeerstraße 5, statt. Das „Ensemble Tri-0h!“ mit Eva Wenniges (Mezzosopran), Matthias Nassauer (Posaune) und Emilie Jaulmes (Harfe) macht eine „Spaziergang durch 500 Jahre Musikgeschichte“.