Das bisherige Wohn- und Kita-Gebäude neben der Christophorus-Kirche wird frühestens im Herbst 2024 abgerissen werden. Foto: /Mathias Kuhn

Mit Sorge beobachten Wangens Bezirksbeiräte den Stillstand auf dem Gelände der katholischen Kirchengemeinde. Das St. Christophorus-Zentrum mit einem Wohnhaus für 18 Menschen mit mehrfacher Behinderung soll nun frühestens 2026 beziehbar sein.

Im Sommer 2019 gab die katholische Kirchengemeinde ihre Kita in der Ludwig-Blum-Straße auf. Auf dem Eck-Gelände der Kirchengemeinde soll das neue Zentrum St. Christophorus gebaut werden. Dafür müssen der aus den 1960er-Jahren stammende Gemeindesaal und das Wohngebäude in der Ludwig-Blum-Straße weichen, in der die Kita und das Gemeindebüro untergebracht waren. Im Rahmen des Projekts „Aufbrechen – katholische Kirche in Stuttgart“ wird das Grundstück neu strukturiert. Die Kirche bleibt erhalten. Die durch den Abriss gewonnenen Flächen bieten Platz für ein Wohnhaus mit ambulant betreutem Wohnen für 18 Menschen mit mehrfacher Behinderung. An der Stelle des Gemeindehauses wird ein mehrstöckiger Neubau mit Tiefgarage errichtet. Im ersten Obergeschoss werden die Neckartalwerkstätten der Caritas ein Beschäftigungs- und Betreuungsangebot bieten. Im Erdgeschoss soll die Verwaltung der Kirchengemeinde einziehen. Im Ober- und Dachgeschoss hält die Caritas neun barrierefreie, altersgerechte Wohnungen vor. Der große Mehrzwecksaal kann tagsüber von den Beschäftigten und Betreuern der Neckartalwerkstätten und abends für Veranstaltungen der Kirchengemeinde genutzt werden. Ursprünglich sollte das Bestandsgebäude in der ersten Jahreshälfte 2022 abgerissen werden, das Zentrum sollte eigentlich 2024 fertig sein.

Erschließungsplanverfahren verzögert sich

Die Realisierung des auch von den Bezirksbeiräten gelobten Projekts rückt jedoch in weite Ferne. „Das Vorhaben ist komplexer, als wir es uns vorgestellt haben“, sagte Fred Walter von der Caritas in der Bezirksbeiratssitzung. Für das neue Zentrum musste zuerst ein Kooperationsvertrag zwischen der katholischen Kirchengemeinde, dem Caritasverband und dem katholischen Stadtdekanat abgeschlossen werden. Zudem habe sich der Abschluss des Vorhaben- und Erschließungsplanverfahrens verzögert. Zum Leidwesen der Caritasverantwortlichen gab es weitere Vorgaben beispielsweise bei der Fassadenbegrünung – und es wird wohl ein weiteres Lärmgutachten nötig.

Warten auf Baugenehmigung

Sehnsüchtig warten die Caritasverantwortlichen deswegen auf die baurechtliche Genehmigung, um endlich loslegen zu können. „In unserem Zeitplan gehen wir momentan davon aus, dass wir erst im Oktober 2024 mit dem Abriss der Gebäude starten können“, sagt Walter. Das neue Zentrum könnte dann frühestens im Sommer 2026 eingeweiht werden. „In der Zwischenzeit stehen die Gebäude leer. Wir können nicht begreifen, wieso dann bereits 2019 die Kita-Gruppe aufgelöst und die Wohnungen geräumt wurden“, sagte der Grünen-Bezirksbeirat Gerhard Föll auch im Namen der damals betroffenen Eltern und Kinder. Walter begründete die frühe Schließung mit dem Verweis auf den einjährigen Kita-Zyklus. „Eine unglückliche Situation, die durch Corona verschärft wurde. Aber wir bemühen uns, dass die leer stehenden Wohnungen sinnvoll genutzt werden.“

So habe die Caritas die Räume dem Jungen Ensemble für deren Proben zur Verfügung gestellt und sei in Gesprächen mit der Stadt, ob die Wohnungen für Flüchtlinge aus der Ukraine zwischengenutzt werden können. Anerkennung erhielten die Investoren für ihren langen Atem. Denn die ursprünglich anvisierten Baukosten von 12,6 Millionen Euro haben sich durch die Verzögerung und steigende Baukosten erheblich erhöht. „Dass der Caritasverband dennoch das Vorhaben weiterverfolgt, ist lobenswert“, sagte CDU-Bezirksbeirat Marijan Laszlo.