Schaupieler Edgar Selge findet, dass die Gesellschaft psychisch labile Menschen begleiten muss. Foto: Christoph Soeder/dpa

Edgar Selge spielt oft Figuren, die an Grenzen kommen. Auch in seinem neuen Film «Marianengraben», der jetzt in die Kinos kommt. Der Schauspieler wirbt um Verständnis für psychisch erkrankte Menschen.

Hamburg - Der Schauspieler und Schriftsteller Edgar Selge (76) wünscht sich mehr Verständnis für Menschen mit psychischen Problemen. "Wir sollten darauf achten, dass wir als Gesellschaft diejenigen Menschen, die unter ihrer Psyche leiden und deshalb medizinische Behandlung suchen, nicht ausschließen, sondern begleiten", sagte Selge der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. 

Selge engagiert sich seit langem gemeinsam mit seiner Frau Franziska Walser für die Organisation "Basta - Das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen". In seinem neuen Film, den von Eileen Byrne inszenierten "Marianengraben" nach dem Bestseller von Jasmin Schreiber, spielt er einen Witwer. Der begibt sich spontan mit einem jungen Mädchen (Luna Wedler), das schwer aus einer depressiven Episode herausfindet, auf einen Roadtrip nach Italien. Sie hat ihren Bruder verloren, er in früheren Jahren einen Sohn. Beide plagen Schuldgefühle. Der Film startet am Donnerstag in den Kinos.

Selge kann sich mit dem Thema gerade auch als Schauspieler identifizieren. "Wir gehen in unserem Beruf auf dem Theater und im Film ja fast ausschließlich mit Figuren um, die Grenzsituationen erleben. Da ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich dafür einsetze, dass seelische Grenzgänger in unserer Gemeinschaft gleichberechtigt akzeptiert werden."

"Wir sollten begreifen, dass solche Menschen empfindlicher sind als wir", sagt Selge. "Sie haben weniger Filter gegen die Attacken, die der Alltag so mit sich bringt." Gleichzeitig seien sie aber damit auch Seismographen für die Bedrohung durch eine Leistungsgesellschaft, die mit ihrer Ellbogenmentalität unserem Leben den Gemeinsinn austreibe. "Nicht jeder Mensch hält dem Druck stand, den wir täglich aushalten müssen. Insofern ist unsere Welt ohne die Beteiligung psychisch hochempfindlicher Menschen nicht vollständig, sondern selbst krank."