Der Film „Shabu“ erzählt die Geschichte eines 14-Jährigen aus dem Rotterdamer Problemviertel Peperklip. Foto: Tangerine Tree

Am 17. Januar starten die Stuttgarter Kinderfilmtage. Im Wettbewerb stehen sieben internationale Produktionen – alle sind Stuttgart-Premieren. Das Besondere: die Dialoge werden deshalb während den Vorstellungen live eingesprochen

Ohne an morgen zu denken, lebt Shabu in den Tag hinein. Der Sommer steht vor der Tür. Doch weil er bei einem verhängnisvollen Trip das Auto seiner Großmutter zu Schrott gefahren hat, muss der 14-Jährige in den Ferien irgendwie den Schaden wieder gutmachen. Da fasst er den Plan, eine riesige Party zu veranstalten, mit der er das große Geld verdienen will.

Ob die Geschichte gut ausgeht, erfährt man bei den diesjährigen Stuttgarter Kinderfilmtagen. „Shabu“ heißt der niederländische Festivalbeitrag und ist einer von insgesamt sieben Filmen, die in diesem Jahr im Wettbewerb laufen. Der Streifen entführt die Zuschauer in die Lebenswelt des 14-jährigen Jungen und beschreibt eine „eigentlich sehr gelungenen Migrationsgeschichte“, wie Iris Loos, Mitarbeiterin der Volkshochschule Stuttgart (VHS) und langjährige Leiterin der Kinderfilmtage, vorab verrät.

Die Geschichte über Shabu, der in einem Wohnkomplex im Rotterdamer Problemviertel Peperklip aufwächst, passt ideal zum diesjährigen Festival-Schwerpunktthema: „Wir Kinder – unser Blick auf die Welt“. Die sieben Wettbewerbsfilme sind zwischen dem 17. und dem 22. Januar im Treffpunkt Rotebühlplatz sowie im Innenstadtkino Gloria zu sehen. Neben dem niederländischen Beitrag laufen im Wettbewerb Kinderfilme aus Schweden, Iran, Japan, Südkorea, Australien und Irland.

Die Filmdialoge werden während der Vorstellung eingesprochen

Das Besondere: Die durchgängig erst im vergangenen Jahr produzierten Wettbewerbsfilme sind allesamt Stuttgart-Premieren und bislang nicht synchronisiert. Die Dialoge werden deshalb während den Vorstellungen live eingesprochen. Außerhalb des Wettbewerbs werden weitere internationale Filme zum Schwerpunktthema sowie einige ausgewählte Trickfilme für Jüngere gezeigt.

„Wir wollen Kindern einen Zugang zu außergewöhnlichen Filmen bieten“, erklärt Iris Loos anlässlich der Präsentation des Festivalprogramms am Dienstag im Treffpunkt Rotebühlplatz. Zu jedem Film soll es qualifizierte Einführungen sowie die Möglichkeit zum anschließenden Gespräch geben. Insgesamt stehen 23 Filme für Kinder im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren auf dem Programm.

Die Jurymitglieder wurden intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet

Am Familienmedientag, dem 22. Januar, entscheidet eine siebenköpfige Kinderjury, wer die Kinderfilmtage 2023 gewonnen hat und das Preisgeld von 1000 Euro erhält. Mitglieder der Jury sind Schülerinnen und Schüler von fünften und sechsten Klassen, die sich vorab beworben hatten. Wie Saskia Nakari vom Stuttgarter Stadtmedienzentrum erklärt, wurden die Jurymitglieder auf ihre Aufgabe intensiv vorbereitet. „Die Filme brechen zum Teil mit den Sehgewohnheiten“, sagt Nakari. „Wir haben uns deshalb mit den Jurykindern Gedanken darüber gemacht, welche Wirkung zum Beispiel Licht, Ton, Kameraperspektive und Einstellungsgröße im Film haben.“ Das Festival wird zudem von Kinderreportern begleitet, die kleine Filmbeiträge produzieren.

Im Rahmenprogramm finden Workshops für Kinder sowie in Kooperation mit dem Evangelischen Medienhaus ein Medienpädagogischer Fachtag am 18. Januar statt. Veranstaltet werden die Stuttgarter Kinderfilmtage vom Treffpunkt Kinder der VHS Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Stadtmedienzentrum sowie dem städtischen Jugendamt.