„Der Idler“ – ein markanter Bau im Ortsteil Stetten. Foto: Frank Eppler

Seit Ende 2022 steht die Gaststätte in der Stettener Ortsmitte leer – und auf den rund 1000 Quadratmetern breiten sich mittlerweile deutliche Spuren des Verfalls aus. Jetzt wird diskutiert, wie man das Gebäude wiederbeleben kann.

Es ist beeindruckend: Hinter der Eingangstür der Stettener Gaststätte Idler eröffnet sich eine gastronomische Welt wie aus den 1980er Jahren. Auf den rustikalen Wirtshaustischen der Weinstube Idler stehen noch die Reservierungsschilder. Zwei einsame Flaschen mit Hochprozentigem stehen parat, daneben liegt eine Brille – nach knapp drei Jahren Leerstand.

Hinten im großen Saal zeugt eine hinter den fett gepolsterten Sitznischen herunterhängende Deckenpaneele von den größeren Problemen im Gesamtgebäude der Gasstätte Idler – veritable Wasserschäden. Im Übrigen beeindruckt im Erdgeschoss die riesige Küche, mit alter Telefonkabine und einer elektrischen Schalttafel, die ihresgleichen sucht.

Gaststätte Idler in Kernen: Keine kurzfristige Sanierung

Hoch zu den Gästezimmern und Wohnungen im dreistöckigen Bau mit gewaltigen Dimensionen zeigt sich das wahre Ausmaß des Verfalls – nicht nur die Frage des Brandschutzes ist verantwortlich dafür, dass eine schnelle Umnutzung etwa zur Flüchtlingsunterbringung nicht infrage kommt. Da ist eine Komplettsanierung nötig, vor allem bei der gesamten Gebäudeinfrastruktur samt Leitungen und Rohren. Klar ist: Mit kurzfristiger Sanierung ist hier nichts zu machen. Da hilft am Ende nur eine Kernsanierung.

Das Schlachthaus stand lange unter Wasser. /Foto: Frank Eppler

Andererseits: Die Zukunft des markanten Baus mit Weinstube, Saal, Gästezimmer, Wohnungen, Metzgerei und Schlachthausanbau sowie insgesamt gut 1000 Quadratmetern Fläche treibt die Stettener um. Das weiß auch Bürgermeister Benedikt Paulowitsch. „Der Idler“ gehört einfach zur Ortsmitte von Stetten. Das 1876 erbaute Gaststättengebäude mit seinem in den 1960er Jahren hinzugefügten Anbau am heutigen Kreisverkehr beim Abzweig Kloster- und Dinkelstraße ist seit Ende des Jahres 2022 geschlossen. Damals hat Herbert Idler zuletzt auch den Betrieb seiner altehrwürdigen Weinstube eingestellt – ohne eine Nachfolge gefunden zu haben.

Gaststätte Idler ist nicht denkmalgeschützt

Damit der ortsbildprägende, aber nicht denkmalgeschützte Bau nach Möglichkeit erhalten bleibt, hat die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Erfolgreich am Ende, sagt der Bürgermeister im Gespräch über dieses anstehende Großprojekt der Kommune. Allerdings erst nach längerem Rechtsstreit. Denn ein Investor hätte parat gestanden, allerdings mit der festen Absicht, das Wirtshausgebäude in der Stettener Ortsmitte abzureißen.

Als ersten Schritt bei der Suche nach einer neuen Zukunft für den alten Bau werde die Kommune nun alle möglichen und sinnvollen Nutzungsformen und bestehende Bedarfe für die Kommune prüfen, sagt Bürgermeister Paulowitsch. Denn klar sei, dass kurzfristige Nutzungen nicht denkbar seien und in jedem Fall ein hoher Investitionsbedarf bestehe. Auch mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen und die gesamte Lage der Kommune müsse dieses Großprojekt langfristig angegangen werden. Und über mögliche Nutzungen und Sanierungskonzepte müsse man dann „völlig ergebnisoffen“ im Gemeinderat debattieren.

Abriss oder Sanierung? Alles ist denkbar bei der Gaststätte Idler in Kernen

Was den Bau angehe, sei da vom Kompletterhalt über einen Teilabriss des Anbaus mit Metzgerei und Schlachthaus, bis zum Komplettabriss und Neubau mit ähnlicher, das Ortsbild erhaltender Fassade alles denkbar. Was die künftige Nutzung angehe, werde es eine umfassende Bedarfserhebung geben. Hier reicht die Palette von Gastronomie über Kinderbetreuung für die nahe liegende Schule bis hin zu einem neuen Volkshochschulstandort. Flächenbedarf gebe es massenhaft in der Kommune – hier stelle sich allerdings immer die Frage des Mach- und Finanzierbaren.

„Ziel ist es, das Gebäude zu erhalten“, sagt Benedikt Paulowitsch. Allerdings sei auch ganz klar, dass das Projekt Idler eben nicht zu den Pflichtaufgaben der Kommune gehöre. Und da stünden eben zentrale Projekte wie die Kläranlagenzentralisierung oder die Investitionen im Schul- und Kitabereich, aber auch der Wohnungsbau mit dem Großprojekt Hangweide auch zeitlich deutlich höher auf der Prioritätenliste. Bis „Der Idler“ wieder in altem oder neuem Glanz erstrahlt, dürfte demnach noch einiges Wasser den benachbarten Bach hinabfließen. Paulowitsch grundsätzlich: „Die Lage der Kommune ist momentan so, dass wir nicht alle Wünsche erfüllen können.“