Auch in der Altersklasse II – Junioren (Jahrgänge 2008 bis 2011) – wurde um Punkte und Trophäen getanzt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Bei der Deutschen Meisterschaft im karnevalistischen Tanzsport zeigten Mädchen und Jungen am Wochenende in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle ihr tänzerisches Können.

Glitzer, Pailletten und Federhüte gehören am Samstag in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle zu nahezu jedem Outfit. Kein Wunder, schließlich versammelten sich die deutschen Karnevalsvereine hier ein letztes Mal vor dem Saisonabschluss. Anlass ist die 50. Deutsche Meisterschaft im karnevalistischen Tanzsport. Und weil Karneval und gute Stimmung zusammengehören, ist auch die Stimmung in der Halle schon am Morgen gut, als eine eindrucksvolle Lasershow den Tag eröffnet.

„Ich mag die Atmosphäre hier, das ist mit nichts vergleichbar“, fasst eine Zuschauerin zusammen. Aber nicht nur im Publikum herrscht gute Stimmung. Sobald die Sportler die Bühne betreten, lächeln sie und liefern ihre Choreografie ab. Atemberaubende Sprünge, spektakuläre Figuren und unzählige Spagate am Boden und im Sprung werden zeigt, vor einem Publikum aus ganz Deutschland. Der Tag zeigt die Vielfalt der Gardetanz-Welt: Ob im Paar, allein oder in der Gruppe. Zu jeder Performance gehören Akrobatik und Harmonie. Bei den Paaren und der Garde ist zudem die Synchronität ein entscheidendes Merkmal.

Mit Kindersekt wird ausgiebig gefeiert

Richtig ausgelassen wird die Stimmung am Mittag dann bei einigen Punktevergaben. Die Kriterien hierfür sind streng. Bis zu 100 Punkte können vergeben werden. Ein umfangreiches Regelwerk klärt darüber auf, wofür es Punkte gibt, und wofür nicht. Bei der Choreografie beispielsweise gibt es allein für die richtige Musikauswahl fünf Punkte. Beim Tanz in der Garde werden auch „kreative Ideenvielfalt“ und „Größeneinteilung“ berücksichtigt.

Am besten umgesetzt hat diese Regularien in der Disziplin Marschtanz der Jugend die Rote Garde der GFTB Die Filderer. Groß ist die Freude im Saal, als die Punkte – in der Summe sind es 452 – verlesen werden. Zum vierten Mal in Folge gewinnt die Gruppe den Pokal. Auf ihrem Erfolg ausruhen wollen sich die Mädchen aber nicht. „Hochmut kommt vor dem Fall“, erklären die Jüngsten. Das würde die Trainerin ihnen immer sagen, führen sie weiter aus. Die ist stolz auf die Leistung ihrer Schützlinge: „Wir und die Kinder haben viel Liebe und Energie investiert, und das hat sich heute ausgezahlt.“ Für die Mädchen sei das Gefühl auf der Bühne zu stehen unbeschreiblich: „Kurz vor dem Auftritt kribbelt es etwas in den Beinen, aber sobald man tanzt, ist das weg“, erklärt eine von ihnen. Gefeiert wird das Ergebnis heute natürlich auch noch: „Mit Sekt“, rufen die Mädchen der Roten Garde im Chor. Damit sei natürlich Kindersekt gemeint, ergänzt die Trainerin.

Dennoch ist die Meisterschaft heute aber keine große Party, oder zumindest nicht nur. „Gardetanz ist ein Hochleistungssport, dazu gehört viel Disziplin und hartes Training“, so eine Mutter aus Gerlingen. Was hier bei der Deutschen Meisterschaft gezeigt würde, sei qualitativ das Beste in Deutschland. „Es gibt nichts Vergleichbares, das heute ist das größte Turnier in dem Bereich, und der Anspruch ist sehr hoch.“ Schließlich dürfe hier nur mittanzen, wer sich vorab qualifiziert habe, führt sie weiter aus.

Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf

Wenn auf diesem Niveau Sport betrieben wird, gibt es aber nicht nur Gewinner. Auch das zeigt sich am Wochenende. Im Foyer steht eine Gruppe Mädchen in türkisen Showtanzoutfits, mehrere von ihnen in Tränen aufgelöst: Für die Wunschplatzierung hat es scheinbar nicht gereicht. Die wochenlangen Proben haben nicht zum Erfolg geführt. Freud und Leid liegen am Mittag eng beieinander.

Und ist der Wettbewerb dann vorbei, beginnt das Training wieder von neuem. „Nächste Woche geht’s weiter“, so die Trainerin der frischgebackenen Deutschen Meister GFTB Die Filderer. Zweimal die Woche wird dann wieder für zweieinhalb Stunden trainiert „dazu kommen Sondertrainings“, sagt sie. Und trotz dieser Anstrengung „wollen die Mädchen nichts anderes als zu tanzen“, ergänzt eine Mutter abschließend.