Umstrittenes Genussmittel: Kaffee hat einen großen CO2-Fußabdruck. Foto: Simon Granville

Kaffee aus Aluminiumkapseln galten lange als schlimme Umweltsünde. Nun gibt eine Studie Hinweise darauf, dass andere Arten der Zubereitung mehr Emissionen erzeugen. Das liegt vor allem an einem Faktor.

Ernsthaft? Diese bunten kleinen Kapseln aus Aluminium und Plastik sollen die beste Lösung sein, wenn man Kaffee mit möglichst geringen CO2-Emissionen genießen will? Tatsächlich. Das hat zumindest eine Studie der Universität im kanadischen Quebec ergeben. Die Forscher haben vier unterschiedliche Zubereitungsarten miteinander verglichen: klassischen Filterkaffee, Kaffee aus Kapseln, Kaffee aus einer French Press und Instantkaffee, also Pulver, das man in Wasser auflöst.

„Unsere Untersuchung hat deutlich gezeigt, dass traditioneller Filterkaffee den höchsten CO2-Fußabdruck hat, vor allem weil mehr Kaffeepulver verwendet wird“, heißt es in der kanadischen Studie auf Deutsch übersetzt. „Außerdem benötigt dieser Prozess mehr Strom, um das Wasser zu erhitzen und es warm zu halten.“

Bei Kapselkaffee wird nichts verschwendet

Wichtig zu wissen ist dabei: Um den CO2-Abdruck von verschiedenen Zubereitungen für eine Tasse mit 280 Milliliter Kaffee zu ermitteln, haben die Forscher unterschiedliche Werte angenommen: Für klassischen Filterkaffee wurden mit 25 Gramm Kaffeepulver für eine Tasse gerechnet, bei Kaffee aus Kapseln mit 14 Gramm, bei einer French Press mit 17 Gramm und bei löslichen Instantkaffeepulver mit zwölf Gramm. Das sind die jeweils empfohlenen Werte.

Und wenn man so rechnet, erzeugen Instantkaffee und Kapselkaffee die niedrigsten CO2-Emissionen. Falls die Kaffeetrinker exakt die empfohlene Menge von Kaffeepulver und Wasser verwenden, dann schneidet löslicher Kaffee insgesamt am besten ab. Wenn aber die Menschen 20 Prozent mehr Kaffeepulver als angegeben nutzen und doppelt so viel Wasser erhitzen wie nötig, was laut Forschern oft passiere, seien Kapseln die beste Option. Das liegt daran, weil man dort nicht mehr verwenden kann als nötig.

Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Studie

Im Vergleich zu klassischem Filterkaffe, spare man bei einer Tasse Kapselkaffee zwischen zehn und 13 Gramm Kaffee, erklären die Forscher. Und weil bereits die Herstellung von elf Gramm Kaffee in Brasilien rund 59 Gramm CO2-Äquivalente erzeugt, ist Kapselkaffee schnell umweltfreundlicher. Denn um eine Kapsel herzustellen und den Müll auf eine Deponie zu bringen, werden „nur“ 27 Gramm CO2-Äquivalente erzeugt.

Deutsche Umweltaktivisten – etwa von der Umwelthilfe – kritisierten gegenüber der „Zeit“ jedoch, dass der Müllaspekt in der Studie nicht ausreichend beleuchtet wurde. Um den ökologischen Fußabdruck von unterschiedlich zubereiteten Tassen Kaffee vergleichen zu können, müsse man den ganzen Produktionsweg betrachten bis hin zur Müllhalde, heißt es. Zudem wird die Annahme kritisiert, dass Menschen immer zu viel Kaffeepulver verwendete, sofern er nicht in einer Kapsel vordosiert ist.

Kaffee erzeugt höhere Emissionen als andere Getränke

Das Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) in Heidelberg hat einmal die CO2-Emissionen diverser Lebensmittel berechnet, darunter auch Getränke. Dort hat Kaffee(-pulver) den mit Abstand höchsten CO2-Ausstoß von allen Getränken mit 5,6 Kilo CO2-Äquivalenten pro Kilo. Bier (1 Kilo CO2-Äquivalente), Wein (1 Kilo), Orangenlimonade (0,4 Kilo), Orangensaft (0,7 Kilo), Apfelsaft (0,4 Kilo) sowie Mineralwasser (0,2 Kilo) liegen bei den CO2-Emissionen erheblich darunter.

Im Schnitt werden laut Ifeu 140 Liter Wasser benötigt für eine Tasse Kaffee. Aber: Man muss unterscheiden zwischen Regenwasser, das als Bodenfeuchte in der Erde verbleibt, sowie künstlicher Bewässerung, bei der das Wasser oft aus Flüssen und Seen entnommen wird. Je nachdem ist der Wasserverbrauch umweltschädlicher – oder eben auch nicht.