Sozialminister Manfred Lucha verteidigt die Teststrategie des Landes. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Der Sozialminister reagiert mit einem Brief auf die Vorwürfe, dass bei der Corona-Teststrategie für die Alten- und Pflegeheime Fehler gemacht wurden. Jetzt mischt sich auch OB Boris Palmer ein und zählt Defizite auf.

Stuttgart - Mit einem offenen Brief reagiert der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) auf die Kritik der Tübinger Pandemiebeauftragten Lisa Federle an der Corona-Teststrategie des Landes. Federle hatte beklagt, dass das Land viel zu spät mit der Beschaffung der Schnelltests angefangen habe und das Schutzkonzept für die Alten- und Pflegeheim im Land mangelhaft sei. In seiner Antwort weist Lucha die Vorwürfe zurück.

„Die Behauptung, die Landesregierung habe nicht genug oder zu spät Antigen-Schnelltests beschafft, ist nicht zutreffend.“ Die Bundesregierung habe die neue Verordnung am 14. Oktober veröffentlicht, am Tag darauf sei sie in Kraft getreten. Erst dadurch sei klar gewesen, in welchem Rahmen Antigen-Schnelltests eingesetzt werden könnten, schreibt Lucha. Die Bundesregierung habe Rahmenverträge mit Herstellern geschlossen, bei denen die Pflegeheime direkt bestellen könnten.

Wann die Schnelltest-Notreserve des Landes vorliegt, ist unklar

Über ein Musterformular des Ministeriums können sich Heime Schnelltests genehmigen lassen. Lucha hält das für „wesentlich praktikabler und unbürokratischer, als wenn die Landesregierung Millionen Tests horten“ und dann verteilen würde. Das Land hat indes eine „Notreserve“ von fünf Millionen Tests geordert. Wann sie kommt, ist allerdings unklar.

Etliche Heime im Land beklagen derzeit, dass sie wegen Lieferengpässen nicht an genügend Schnelltests kommen. Diese sollen für Abstriche bei Besuchern eingesetzt werden. Defizite in der Teststrategie des Landes sieht auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Die vielen Covid-19-Ausbrüche in den Heimen führe er darauf zurück, dass dort keine Schnelltests vorhanden seien. In Tübingen habe man flächendeckend die PCR-Labortests und seit vier Wochen auch Schnelltests durchgeführt. „Wir haben in der zweiten Welle noch keinen Ausbruch in den neun Heimen“, sagt Palmer.