Schafe stehen im verschneiten Peak District in Großbritannien (Archivbild), Foto: Danny Lawson/PA Wire/dpa

Bald droht wieder die Schafskälte mit einem Kälteeinbruch. Wie viel Wahrheit steckt hinter solchen Volksweisheiten zum Wetter? Und was hat diese Rückkehr arktischer Temperaturen mit den Lostagen und Bauernregeln zu tun?

„Ein Notfrost noch im Junius macht ohn’ Ausnahm’ viel Verdruss.“

Von der berüchtigten Schafskälte ist bisher weit und breit nichts zu sehen. Dieser Kälterückfall in Mitteleuropa (auch meteorologische Singularität genannt) ereignet sich häufig zwischen dem 4. und 20. Juni. In diesem Jahr ist der Kälteeinbruch auf den 11. Juni 2023 terminiert.

Durch einströmende kühle und feuchte Polarluft aus Nordwest kann die Temperatur innerhalb weniger Stunden um fünf bis zehn Grad sinken.

Die Wahrscheinlichkeit für eine „unterdurchschnittliche Lufttemperatur“ liege bei etwa 80 Prozent, für eine „überdurchschnittliche Niederschlagsaktivität“ bei rund 55 Prozent, schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Was sind Lostage?

Die Schafskälte gehört zu den sogenannten Lostagen. Dabei handelt es sich im Bauernjahr um bestimmte Tage, die nach altem Volksglauben für das Wetter der kommenden Wochen und damit für die Verrichtung verschiedener landwirtschaftlicher Arbeiten, wie etwa den Beginn der Aussaat oder den Ausgang der Ernte, bedeutsam waren.

Was sind meteorologische Singularitäten?

Damit sind ungewöhnliche Wetterlagen gemeint, die zu bestimmten Zeitabschnitten immer wieder auftreten und vom konstanten Wetterverlauf abweichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eintreten, liegt bei 50 bis 90 Prozent.

Ursache sind die Auswirkungen von Hoch- und Tiefdruckgebieten, die jedes Jahr zu dieser Zeit auftreten.

Wie oft tritt die Schafskälte auf?

Die Schafskälte tritt nicht in jedem Jahr auf. Benannt ist sie nach den Schafen, die traditionell bis dahin frisch geschoren sind und denen die arktische Kaltluft zusetzt.

Nach einer sommerlichen Periode – wie auch in diesem Jahr – stellen sich Kälteeinbrüche von kurzer Dauer ein, verbunden mit wechselhaftem und regenreichem Wetter.

Die Meteorologin Elisabeth Brunnbauer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach sagt über die Schafskälte: „Die Schafskälte kann regelmäßig in Daten der Wetteraufzeichnung beobachtet werden, man nennt dies eine meteorologische Singularität. Die Wahrscheinlichkeit für eine unterdurchschnittliche Lufttemperatur liegt bei 80 Prozent, für eine überdurchschnittliche Niederschlagsaktivität bei 55 Prozent.“

Info: Lostage 2023

Siebenschläfer (27. Juni)
„Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen bestellt.“ – Laut Legende wurde der Siebenschläfertag sieben christlichen Brüdern gewidmet, die wegen ihres Glaubens 251 n. Chr. im Römischen Reich verfolgt wurden.

Hundstage (23. Juli bis 23. August)
„Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wird’s bleiben, bis er untergeht.“ – Die Hundstage bezeichnen eine Schönwetterperiode, haben aber mit Vierbeinern nichts zu tun. Diese Wetterperiode wurde nach dem Hundsstern Sirius benannt, der mit der Sonne auf- und untergeht. Zu dieser Zeit liegt häufig Hochdruckgebiet über der Mitte Europas, das die heißesten Tage des Jahres beschert.

Altweibersommer (ab Ende September)
„Ist’s zu Allerheiligen rein, tritt Altweibersommer ein.“ – Wenn sich der Tau auf Spinnweben sammelt, glänzen die silbrigen Fäden wie silbergraues Haar. Einer Sage zufolge nahmen die Schicksalsgöttinnen die Haare alter Weiber, um daraus die Lebensfäden der Menschen zu spinnen.

Martini-Sommer (Mitte November)
„Bringt der Sankt Martin Sonnenschein, tritt oft ein kalter Winter ein.“ – Wenn sich um den Martinstag am 11. November herum noch einmal eine relativ stabile Hochdrucklage mit außergewöhnlich milden Temperaturen einstellt, sprechen Meteorologen von einem Martini-Sommer. Die Temperaturen können dann frühlingshaft werden.

„Weihnachtstauwetter (24. Dezember bis 5. Januar)
„Ist’s an Weihnachten kalt, ist kurz der Winter, das Frühjahr kommt bald.“ – Glaubt man den Bauernregeln ermöglicht das Weihnachtswetter Rückschlüsse auf das Frühjahr. Ist das Weihnachtsfest frostig, so folgt in fast 70 Prozent der Fälle ein zu warmer Februar und damit ein schnelles Ende des Winters. Aber genauso gilt: Ist es an Weihnachten zu warm, folgt die nächsten Wochen Frostwetter.