Ins Erdgeschoss des Hofbräu-Ecks wird gastronomisches Leben einziehen. Foto: Lichtgut/L/eif Piechowski

Der riesige Graf-Eberhard-Bau in Stuttgart ist marode. Deshalb zieht die Steakhauskette Block House um. Andere Gastronomen können trotz der Schäden weitermachen.

Ein Umzug mit langem Vorlauf ist in trockenen Tüchern: Die Steakhauskette Block House verlässt den Stuttgarter Graf-Eberhard-Bau und zieht in die Königstraße 45. Im sogenannten Hofbräu-Eck wird Block House 570 Quadratmeter im Erdgeschoss belegen. Der Großteil des bisherigen Teams wird erhalten bleiben. Der Umzug ist für Ende des Jahres geplant.

Der Umzug hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte. Und zwar sowohl, was das Hofbräu-Eck betrifft als auch den Graf-Eberhard-Bau. Denn letzterer ist derart marode, dass die ungeklärte Sanierungssituation letztendlich zum Ortswechsel des Steakhauses geführt hat. Betroffen sind allerdings noch diverse andere Mieter.

Der stolze Bau mit seinem Turm, der zwischen Nadler-, Eberhard- und Töpferstraße einen guten Teil des Quartiers einnimmt, ist ringsum mit grünen Netzen behängt. Eine Sicherheitsmaßnahme, weil das in den Jahren 1907 und 1908 erbaute Gebäude besonders am Dach so anfällig ist, dass bei Sturm Teile herabfallen können. Auch innen befindet sich das Gebäude, das Teil der denkmalgeschützten „Sachgesamtheit Altstadtquartier“ ist, in einem traurigen Zustand. Die letzte Sanierung liegt jetzt genau 40 Jahre zurück. Elektrik, Brandschutz, Böden, Wände oder Türen sind ein großes Problem. In manchen Bereichen soll auch Schädlingsbefall große Schwierigkeiten verursachen.

Über Sanierung ist nicht entschieden

Der Graf-Eberhard-Bau hat gleich zwei Besitzer. Große Teile gehören der Stadt, die gewerblichen Flächen im Erdgeschoss der LBBW Immobilien. Die Eigentümergemeinschaft hat bereits 2019 ein Gutachten zur Sanierung erstellen lassen. Entschieden, wie es weiter geht, ist aber noch immer nicht. Darunter leiden die Mieter – das Stadtplanungsamt, Geschäfte und Gaststätten wie Kachelofen, Cortijo und eben Block House. Die Steakhauskette wollte sogar viel investieren und den Mietvertrag langfristig verlängern, hat angesichts der unklaren Sanierungssituation aber davon Abstand genommen.

Die drei Gaststätten sind im Paket von der Stuttgarter Brauerei Dinkelacker-Schwabenbräu angemietet und an die Gastronomen weiterverpachtet. Dort hält sich die Begeisterung über die Lage in Grenzen. „Jetzt ist zumindest ein bisschen Bewegung in die Sache gekommen“, sagt Til Odenwald, Prokurist und Verkaufsdirektor der Brauerei. Die gute Nachricht: Mit dem Kachelofen und dem Cortijo habe man gemeinsam mit der LBBW Immobilien Lösungen gefunden, welche einen Fortbestand der Betriebe - zunächst auf unbestimmte Zeit - möglich mache. Was mit der Fläche von Block House passiert, ist dagegen noch offen.

Anderer Gastronom ist abgesprungen

Für das Steakhaus wird es also nur wenige Meter weiter in der Königstraße 45 weitergehen. Das sogenannte Hofbräu-Eck hat ebenfalls eine lange Geschichte hinter sich. Das charakteristische Eingangstor zur oberen Königstraße stammt aus den Jahren 1956 bis 58. Das Gebäude des bekannten Architekten Paul Stohrer, der auch das Stuttgarter Rathaus entworfen hat, war ebenfalls in die Jahre gekommen und ist zuletzt aufwendig saniert worden. Der Eigentümer, die Stuttgarter Stinag AG, hat viel investiert. Und hatte für die Gastronomie im Erdgeschoss ein in Stuttgart neues Konzept an der Angel. Ein Gastronom wollte dort fast zehn Millionen Euro investieren.

Doch es kam anders. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge – und drohten letztlich an einer Fahrrad-Leihstation zu scheitern. Die sollte nach dem Umbau vor das Gebäude zurückverlegt werden – und hätte die Zahl der geforderten Plätze in der Außengastronomie erheblich beschnitten. Verschiedene Beteiligte bis hin zu Citymanager Sven Hahn versuchten zu vermitteln – mit Erfolg. Die Stadt lenkte ein. Doch als es so weit war, zog der Gastronom zurück. Ob wegen Corona oder der zähen Verhandlungen, ist offen.

Hohe Erwartungen

Nun wird es an dieser Stelle statt gutbürgerlicher schwäbischer Küche Steaks geben. Bei der Stinag freut man sich über den neuen Mieter und erwartet Großes: „Wir sind uns sicher, dass mit dem Block House in der Königstraße 45 ein echtes gastronomisches Highlight in der Stuttgarter Innenstadt entstehen wird. Die Verbindung des Block House Konzepts mit den Standortqualitäten des Umfeldes und der Gebäudestruktur werden ein unvergleichbares Restaurant hervorbringen“, glaubt Prokurist Fabian Burkhardt. „Die Königstraße gehört zu den am stärksten frequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere hiesigen Gäste und Besucher der Stadt an einer so exponierten Lage begrüßen dürfen“, betont auch Markus Gutendorff, Vorstand der Block House Restaurantbetriebe AG.

Auch, wenn ursprünglich einmal manches anders geplant war: Jetzt finden die langen Verhandlungen ein vorläufiges Ende.