Die JES-Schauspieler Sebastian Brummer und Anna-Lena Hitzfeld können bald wieder in ihre Rollen im Stück „Nina und Paul“ schlüpfen. Foto: JES/Tobias Metz

Die Lockerungen der Corona-Sicherheitsregeln machen es möglich: Auf Stuttgarts Bühnen kehrt das Leben zurück. Auch das Junge Ensemble Stuttgart (JES) bittet wieder Familien, Kinder und Jugendliche zum Besuch.

Stuttgart - Mit dem bestehenden Repertoire und mit kreativen Formaten meldet sich das Junge Ensemble Stuttgart (JES) am Wochenende aus der Zwangspause zurück. Mit einem corona-konformen Angebot, mit Solo- und Duo-Stücken und Jugendspielclubs – im Freien oder digital. Außerdem wird es eine neue Veranstaltungsreihe geben: Kontakt-Los. Passend zur Zeit – und das nicht nur des Namens wegen.

„Für uns ist das erst mal ein Versuch“, sagt die JES-Intendantin Brigitte Dethier. „Wir wissen nicht, ob Familien schon wieder bereit sind, ins Theater zu kommen.“ Wenn es nicht klappe, sei es zumindest ein Versuch gewesen, aus dem man Lehren für den Herbst ziehen könne. Jedenfalls werde es bis zum Beginn der Sommerferien an jedem Wochenende ein Angebot für Familien und Jugendliche geben. „Wenn das gut angenommen wird, werden wir kurzfristig auch noch mehr anbieten,“ so Dethier.

Zur Enttäuschung und Verantwortung kam Wut hinzu

Rückblickend empfand die Intendantin gerade die Anfangszeit der Corona-Pandemie so, als ob sie durch einen Albtraum wandle. „Nur Tage, bevor wir eine Premiere gehabt hätten, haben wir selbst beschlossen, dass Weitermachen keine Option mehr sei“, erzählt Dethier. Eine Gemengelage zwischen Enttäuschung und Verantwortung machte sich breit. Dazu gesellte sich zeitweise auch Wut über die Salamitaktik der Politik. „Normalerweise ist es Teil meiner Arbeit, weitsichtig zu sein“, fährt sie fort. Plötzlich sei dies aber unmöglich gewesen. „Wenn überhaupt, konnte man auf Sicht fahren“.

Was auch geklappt hat. Denn stillgestanden ist ihr Theater nie. Seit mehr als einem Monat befindet sich etwa die Hälfte des Jungen Ensembles Stuttgart in Kurzarbeit. Trotzdem wurden Stücke online gezeigt, die Social-Media-Kanäle bespielt und kreative Lösungen entwickelt – wie die Reihe Kontakt-Los. „Wir haben davor schon kleinere Formate gehabt. Mit der neuen Reihe können wir sicherstellen, dass alle Aufführungen den geltenden Sicherheitsmaßnahmen entsprechen“, sagt Brigitte Dethier. All das parallel zu den bestehenden Proben.

Beim Tanzen muss sechs Meter Abstand gehalten werden

Bisher musste die Intendantin nichts aus dem Spielplan streichen – das Geplante wurde nur auf unbestimmte Zeit verschoben. Das bedeutet für die Schauspieler eine Herausforderung: mit Sicherheitsabstand so aufzutreten, dass der Abstand nicht auffällt. Dethier erläutert: „Im Tanztheater ist das quasi nicht möglich, weil ein Abstand von sechs Metern gewährleistet sein muss.“ Deshalb müsse abgewogen werden, welche Stücke das vertrügen. Und bei welchen der Inhalt zu sehr beschnitten würde. Weil nicht absehbar ist, wie lange der jetzige Zustand noch anhalten wird, freut sich Dethier umso mehr, das JES wieder als kulturellen Anlaufpunkt für Familien, Kinder und Jugendliche anbieten zu können.

Programm

Den Auftakt macht am Sonntag um 15 Uhr die szenisch-musikalische Lesung „Du musst es Dir nur vorstellen“ für Kinder von vier bis acht Jahren. In der Woche darauf, am Sonntag, 21. Juni, lädt das JES zur Vorablesung eines neuen Kinderstücks „Was war? oder Wer ist Oma Monika?“ ein. Beginn ist um 15 Uhr, geeignet ist es für Kinder ab acht Jahren. Das Besondere: Das Stück ist noch nicht endgültig fertig, der Autor freut sich über Rückmeldungen und Anregungen.

Info: Karten können beim JES online vorbestellt werden.