Stuttgarter Sonnenanbeter konnten im Juli nicht maulen, sie seien zu kurz gekommen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Juli war in Stuttgart ein Monat, der alles brachte, was es wettertechnisch so gibt. Der August verspricht mehr Konstanz.

Stuttgart - So eine Schaukel ist doch eigentlich etwas Wunderbares. Als Kind war das Hin und Her durch die Luft schlicht das Zweitbeste nach der Zerstörung des Sandkuchens vom blöden Nachbarjungen. Als Teenie hat man sich stundenlang mit voller Kraft Richtung Überschlag gedrückt und gleichzeitig mit der Nebenschauklerin geflirtet. Und auch heute noch kommt man kaum an so einem Sitzbrett vorbei, ohne zu versuchen, ob das nicht mehr ganz taufrische Gleichgewichtsorgan die Gautscherei toleriert. Eine Schaukel ist also ein durchaus positives Ding, nur im Zusammenhang mit dem Wetter wird der Meteorologe gerne ein wenig schmallippig, wenn er vom Schaukelsommer spricht.

Warm und kühl, trocken und nass

Aber warum eigentlich? Nach dem Juni war auch der Juli in Stuttgart geprägt von schnellen Wetterwechseln, von warm bis kühl, von trocken bis nass, von sonnig bis bewölkt. Aber die raschen Wechsel brachten doch eher das gewisse Etwas in einen wettertechnisch höchst angenehmen Hochsommermonat. „Insgesamt war der Juli 2020 in Stuttgart deutlich zu warm, viel zu trocken und überdurchschnittlich sonnig“, fasst Andreas Pfaffenzeller zusammen. Der Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) findet in seiner Wetterstatistik dagegen weniger Extreme wie zum Beispiel die Hitzewelle vor einem Jahr. Nur die Trockenheit war schon sehr deutlich. „Im Juli wurden an der Wetterstation Schnarrenberg 38,7 Liter Regen gemessen, das sind nur 61,4 Prozent des vieljährigen Mittels und damit weit unter dem Durchschnitt“, sagt Pfaffenzeller. Allerdings ging es im Städtle schon deutlich staubiger zu. Im trockensten Juli seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 fielen 1964 nur 10,5 Liter Regen im ganzen Monat.

Ein ständiges Auf und Ab

Ansonsten präsentierte sich das Juliwetter im ständigen Auf und Ab, ein Schaukelmonat eben. Immer wieder wurde die angenehme Sommerwärme von kurzen Kaltlufteinbrüchen mit Regen unterbrochen. Die Nächte blieben aber schlaftauglich kühl, nur in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli blieb das Thermometer bei 21.8 Grad hängen, was man in der Sprache der Meteorologen eine Tropennacht nennt. Einmal ist das ja auch ganz nett, auch wenn man dann das Hefeweizen im Biergarten unter 15 Minuten trinken muss, weil es sonst nur noch als Fußbad taugt. Dies bedeutet, rasch auf Antialkoholika umsteigen oder es könnte auf dem Heimweg heftig schaukeln, was dann aber nichts mit dem Wetter zu tun hat.

34,9 Grad am Schnarrenberg zum Finale

Auf jeden Fall hatte der Juli für alle was im Angebot, langweilig wurde es nicht und im Finale noch mal so richtig heiß. Am letzten Tag des Monats wurden am Schnarrenberg stolze 34,9 Grad gemessen. Aber auch sonst war es gut warm. Trotz eingestreuter Abkühlungen wurden 23 Sommertage über 25 Grad registriert, mehr als doppelt so viele wie das langjährige Mittel von elf Tagen. Also alles in allem ein sehr schöner Sommermonat, an dem nur herummäkeln kann, wer gerne sehr lange im Voraus plant. Zum Grillen zehn Tage vorher einladen, war im Juli riskant. Auch eine Freibadkarte eine Woche vorher ordern, wäre verwegen gewesen. Das Risiko gab es aber nicht, da man nur drei Tage im Voraus reservieren kann.

Jetzt kommt eine stabile Hochsommerlage

Der August nahm sofort die Schaukeltradition dieses Sommers wieder auf und bremste abrupt mit zehn Grad weniger und Regen. Diese Schaukelbewegungen werden jetzt aber von einer prognostisch sehr stabilen Hochdrucklage abgelöst, die von Mittwoch an eine lange Hochsommerphase bringen soll. Es scheint sich bis Mitte August meteorologisch ausgeschaukelt zu haben. Schade eigentlich.