Das Z prangt prominent am Kinder- und Jugendhaus. Foto: Caroline Holowiecki

Seit Jahr und Tag heißt das Filderstädter Jugendhaus Z. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat der Buchstabe aber eine schreckliche Assoziation erhalten. Was nun?

Bunt, auffällig und riesengroß prangt ein Graffito neben der Eingangstür des Kinder-, Jugend- und Kulturzentrums in Filderstadt. Das Bild zeigt ein überdimensionales Z, denn so heißt das Jugendhaus seit Jahr und Tag. Plötzlich aber ist dieser Buchstabe verpönt und mit einer schlimmen Assoziation belegt. In Putins völkerrechtswidrigem Angriffskrieg gegen die Ukraine wird der Großbuchstabe als Symbol auf Panzern und auf russischen Uniformen verwendet, Befürworter der Invasion benutzen ihn auch außerhalb des Kriegsgebiets.

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Was das schlichte Zeichen bedeuten soll, dazu kursieren viele Interpretationen und Aussagen. Eine lautet, das Z stehe für „Za Pobedu“, zu Deutsch „Für den Sieg“. Mehrere Bundesländer haben nun strafrechtliche Konsequenzen angekündigt, wenn das Symbol öffentlich verwendet wird. Hierbei wird auf Paragraf 140 im Strafgesetzbuch verwiesen, der das Billigen bestimmter Delikte unter Strafe stellt. Auch in Baden-Württemberg gibt es einen entsprechenden Vorstoß für ein Verbot.

Wie mit dem Jugendhaus-Namen umgehen?

Christoph Traub, der Oberbürgermeister von Filderstadt, verfolgt die Diskussion sehr aufmerksam. „Natürlich ist das ins Auge gefallen“, sagt er. Allein aufgrund der Verbindung zur ukrainischen Partnerstadt Poltawa wolle man „in keinster Weise in den Verdacht kommen“, den Angriffskrieg auch nur irgendwie zu billigen. Doch wie soll man nun mit dem Jugendhaus-Namen umgehen? Könnte er gar verboten werden? Christoph Traub hat sich erkundigt. Es gehe laut Justizministerium nicht darum, den Buchstaben an sich zu verbieten, sondern nur das schmale, weiß gezeichnete Z, wie es als Kriegssymbol verwendet wird. „Unser Logo weicht deutlich davon ab“, stellt er klar.

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Das Filderstädter Jugendhaus gibt es laut dem Verwaltungschef seit den 1970ern. Benannt ist es demnach nach dem französischen Film „Z“ von 1969, einem, so liest man es im Internet, mit dem Oscar ausgezeichneten genrebildenden Klassiker des politisch engagierten Kinos. „Der Film setzt sich sehr kritisch mit der Frage einer Militärherrschaft auseinander“, stellt Christoph Traub klar.

Oberbürgermeister: Diskussion unvermeidbar

Dennoch: Eine Diskussion ist laut dem Oberbürgermeister unvermeidbar, und das obwohl Z in der Stadt ein eingeführter Name sei. „In Filderstadt sagt man, man geht ins Z. Aber mittlerweile zuckt man zusammen, wenn man es ausspricht.“ Der Zeitpunkt, sich über den Namen Gedanken zu machen, ist günstig. Der sanierungsbedürftige Flachbau wird in absehbarer Zeit einem Neubau weichen. Planungen wurden bereits im vergangenen Oktober vorgestellt, aktuell befindet sich ein Wettbewerb in der letzten Phase. Laut Christoph Traub soll es noch vor der Sommerpause in die nächste Planungsphase gehen, und das werde man nutzen, um eine offene Diskussion über den zukünftigen Namen der Einrichtung anzustoßen. Dabei sollen auch die Nutzerinnen und Nutzer, also auch die Jugendlichen, einbezogen werden. „Die Frage hatte sich ohnehin gestellt, jetzt stellt sie sich noch mal unter einem neuen Aspekt“, sagt er.

Wechsel im Filderstädter Jugendhaus

Holger Stern, Leiter des Filderstädter Jugendhauses Z, hört auf – und dies nach 20 Jahren. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses bekannt. Den Sozialarbeiter zieht es in eine vollkommen andere Branche: Er wird einen Campingplatz im Nordschwarzwald übernehmen. „Man braucht auch dort soziale Fähigkeiten, um zwischen Gartenzwergfronten zu schlichten“, witzelte er. Der Region wird er erhalten bleiben. Holger Stern will auch weiterhin mit Frau und Sohn in Bempflingen wohnen. Es falle ihm schwer, den Job aufzugeben. „Aber man sollte irgendwann gehen und nicht Berufsjugendlicher werden“, sagte der 49-Jährige. Auch der Oberbürgermeister Christoph Traub bedauerte den Abschied. „Mit Ihnen geht uns viel Engagement verloren“, sagte er. Eine neue Jugendhausleiterin ist bereits gefunden. Rebecca Raach, die im Z unter anderem im Kreativbereich arbeitet, wird übernehmen. Eine Stelle im Jugendhaus ist deswegen nun ausgeschrieben. car