Von Beginn an dabei: Marie Déjeux bei der Inzel. Foto: Inzel

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es in der Neckarvorstadt die Inzel, einen Jugendtreff, der nicht mehr wegzudenken ist und deren Jugendliche sich vielseitig in Bad Cannstatt engagieren.

Bad Cannstatt - Seit 25 Jahren gibt es in der Cannstatter Neckarvorstadt eine Einrichtung, die dort nicht mehr wegzudenken ist: die Inzel. Hier wird seit einem Vierteljahrhundert Jugendarbeit angeboten. Es ist über die Jahrzehnte ein wichtiger Anlaufpunkt für Jugendliche. Denn hier bekommen sie Rat und Tat für viele Fragen und Probleme in ihrem Alltag. Und das seit einem Vierteljahrhundert. Das Team blickt auf die Anfänge, die mit fünf Mitarbeitern begonnen haben. Heute bilden das Team Marie Déjeux, Julia Higginson, Michael Bollinger, Lukas Kühnel und Petra Rottler-Taccogna (Schulsozialarbeit an der Steigschule). Eine 50-Prozent-Stelle ist derzeit nicht besetzt. Déjeux ist von Anfang an dabei.

Am 30. Juni 1996 öffnete die Cannstatter Inzel offiziell ihre Türen, um eine deutliche Versorgungslücke an Jugendarbeit in der Neckarvorstadt und im Zentrum von Bad Cannstatt zu füllen, berichten die Mitarbeiter. Anfangs noch als Pilotprojekt der Mischform von Mobiler und Offener Jugendarbeit ist die Cannstatter Inzel ein fester Bestandteil des Stadtteils Bad Cannstatt und spielt eine große Rolle im Leben vieler Jugendlicher, die hier Zuhause sind, so die Erfahrung des Teams.

Verschiedene Träger

Getragen wird die Inzel von der Gesellschaft für Offene und Mobile Jugendarbeit, die sich aus der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Neckar, der katholischen Gesamtkirchengemeinde Bad Cannstatt, der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH, der evangelischen Gesellschaft Stuttgart und dem Caritas Verband Stuttgart zusammensetzt. Die Inzel, die neben dem offenen Bereich auch Streetwork, Gruppenarbeit, Einzelhilfe und Gemeinwesenarbeit leistet, hat sich ihren festen Platz in der Neckarvorstadt in den letzten 25 Jahren erhalten. Die MitarbeiterInnen sind für die Jugendlichen Vertrauenspersonen und für viele Themen zuständig. „Wir machen alles, außer Lohnsteuererklärung“, erklärt Julia Higginson augenzwinkernd. Die MitarbeiterInnen begleiten ihre Schützlinge oft schon seit dem Kindesalter. Sie freuen sich über große und kleine Schritte, die die Jugendlichen im Laufe der Zeit bis zum Erwachsenenalter schaffen.

Marie Déjeux, die von Anfang an dabei ist, wird immer wieder gefragt, ob es nach 25 Jahren in der gleichen Einrichtung nicht langweilig wird. Ihre Antwort ist klar und deutlich: „Ich weiß nicht, ob ich irgendwo anders ebenfalls so lange geblieben wäre, denn Cannstatt ist einfach ein sehr spannender Stadtteil, welcher sich über die Jahre natürlich verändert hat aber ohne seinen Charme und seine Besonderheiten zu verlieren. Genauso spannend ist die Arbeit in der Inzel geblieben, jede Generation hat eine neue Jugendkultur und hat eigene Herausforderungen mit sich gebracht. Gleichgeblieben ist das Engagement der verschiedenen KollegInnen, die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Kooperationspartnern, die Treue unserer Sponsoren und Spender und insbesondere das Vertrauen, das unser Publikum der Inzel entgegenbringt.“

Wegen Pandemie kein Fest

Leider kann aufgrund der aktuellen Lage kein großes Fest stattfinden. Um den Tag trotzdem zu feiern und ein bisschen in Erinnerungen schwelgen zu können, lädt die Fensterfront in der Wilhelmastraße zu einer kleinen Fotoreise durch die Zeit ein. Das Team verspricht auch Luftballons und Seifenblasen, die nicht fehlen werden.

Pro Jahr kommen in etwa 100 verschiedene junge Menschen in die Einrichtung, sowohl im Offenen Treff als auch im Einzelhilfekontext. Im Vergleich zu anderen Einrichtungen ist die Inzel räumlich klein und hat weniger „Durchgangspublikum“. In beiden Bereichen hat die Einrichtung eher StammbesucherInnen. „Viele begleiten uns über Jahre“, berichtet das Team aus seiner Erfahrung.

Zu den Stammbesucherinnen zählt Evi. Sie kommt seit 1996 in die Inzel und sagt: „Ich habe mich immer gefreut, in die Inzel zu kommen, um Freunde zu treffen, Kummer und Sorgen loszuwerden oder Hilfe bei den Schulaufgaben zu bekommen.“ Der Foto-Vergleich von früher zu heute ist beeindruckend. Auch Angelo, der seit 2003 in die Inzel kommt, sagt: „Wenn mich die Inzel eines gelehrt hat, dann das, dass die Jugend die schönste Zeit ist“.

Die Inzel unterhält auch jahrelange Kontakte wie etwa zum Evangelischen Verein. Außerhalb der Pandemie gab es dort immer wieder Ausflüge von Jugendlichen mit SeniorInnen. Und bei der jährlichen Aktion Weihnachtsfreude der evangelischen und katholischen Kirche in der Advents- und Weihnachtszeit ist die Inzel seit vielen Jahren ebenfalls aktiv. Die MitarbeiterInnen und Jugendlichen laminieren dabei die Wünsche der Bedürftigen, die dann an die Tannenbäume vor der Stadtkirche und der Lutherkirche gestellt werden. Es sind viele Gesten, die hier für generationenübergreifende Aktivitäten sorgen.

Weitere Infos unter www.inzel.de